Kommentar nach Pokal-KrimiFC macht sich das Leben selbst schwer: Eines ist jetzt allen klar

SV Sandhausen gegen 1. FC Köln: Richard Meier (2.v.r.) schießt an Kölns Torwart Jonas Urbig vorbei das Tor zum 2:2.

1. Runde im DFB-Pokal: Sandhausens Richard Meier schießt an Kölns Torwart Jonas Urbig vorbei das Tor zum zwischenzeitlichen 2:2. Links: Rasmus Carstensen und Jan Thielmann.

Der erste Pflichtspielsieg ist eingetütet – Trainer Gerhard Struber feierte mit dem 1. FC Köln im Pokal einen Thriller-Erfolg. Trotz Sieg zeichnet sich weiter ab, dass es keine leichte Saison wird. Ein Kommentar.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Es war ein Klassenunterschied. Der 1. FC Köln demonstrierte seine Stärke. Power-Fußball. Dazu 6000 mitgereiste Fans, die das Duell mit dem SV Sandhausen im Stadion am Hardtwald zu einem Kölner Heimspiel machten.

Nach 34 Minuten hieß es 2:0 beim Drittligisten – die hungrige FC-Truppe wollte mehr, drängte und drückte auf das 3:0, das mögliche 4:0 oder gar 5:0. Die Jungs ließen nicht locker, es sollte kein Pokal-Spaziergang werden. Köln blieb hungrig, bissig, aggressiv.

Ziel „schneller Aufstieg“ sollte erstmal beiseitegeschoben werden

Was dann passierte, machte viele Beobachter und Fans fassungslos: Wie kann man so ein Spiel noch aus der Hand geben? Ein unglücklicher Handelfmeter brachte Sandhausen in der 59. Minute auf 1:2 heran. Köln ließ weitere Chancen liegen, kassierte in der Nachspielzeit das 2:2.

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Verlängerung beim Drittligisten! Bei einem Ligaspiel wäre nach regulärer Spielzeit wieder nur ein Pünktchen herausgesprungen – wie schon in Elversberg, als man lange haushoch überlegen war und am Ende mit dem 2:2 zufrieden sein musste.

Doch was passiert da beim FC auf dem Platz? Selbst die Spieler sind ratlos. „Unnötig spannend gemacht“ (Youngster Julian Pauli), „Hinten wurden wir hektisch“ (Mathias Olesen), „Haben uns das Leben selbst schwer gemacht“ (Timo Hübers).

In der Verlängerung fing sich die Mannschaft wieder und Olesen rettete nach 116. Minuten doch noch den hochverdienten Sieg. Natürlich folgte eine Gefühls-Explosion. Der FC darf den Einzug in die 2. Pokalrunde feiern und genießen. Aber eine Sache kristallisiert sich nach dem dritten Spiel der neuen Saison heraus.

Spätestens jetzt sollte jedem klar sein: Das vom Präsidium ausgerufene Ziel muss man erstmal beiseiteschieben. „Schnellstmöglicher Aufstieg“, hieß es vor der Saison. Die Duelle gegen den Hamburger SV, in Elversberg und jetzt in Sandhausen haben gezeigt, dass Köln vor allem eins braucht: Geduld. Am besten sogar mehr als Geduld.

Die Ansätze sind vielversprechend: Mit Keeper Jonas Urbig (21), Julian Pauli (19), Damion Downs (20), Jan Thielmann (22) und Tim Lemperle (22) hat Köln zahlreiche Spieler auf dem Platz, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Trainer Gerhard Struber (47) weiß, dass solche Pokalspiele dazu beitragen, wichtige Erfahrungen zu sammeln und Stärke zu gewinnen.

Schön, dass die Sache in Sandhausen mit einem Erfolgserlebnis endete – denn auf dem Weg nach oben ist Selbstvertrauen enorm wichtig. Köln hat am Ende hochverdient gewonnen – genau darauf muss Struber nun aufbauen.

Und auf eins kann der FC immer zählen: seine Fans! Die Unterstützung im Stadion am Hardtwald war einmal mehr phänomenal. Auch das ist ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der jungen Spieler beim FC.

Köln braucht mehr als Geduld: Zusammenhalt, Unterstützung, Hingabe, Leidenschaft, Selbstvertrauen, Lernbereitschaft, Wille und eine gehörige Portion Glück – dann wird es garantiert eine spannende Saison.