Neue Entwicklung am Geißbockheim: Der 1. FC Köln hat die Stadt vor vollendete Tatsachen gestellt, verkündete seinen Verbleib und die Absage an den gehandelten Standort Marsdorf. Ein Durchbruch ist das aber noch nicht.
Entscheidung in Köln-DebatteStadt enttäuscht: Reker bedauert FC-Vorstoß zum Geißbockheim
von Béla Csányi (bc)
Jahrelang wurde geredet, gestritten und sogar vor Gericht verhandelt. Jetzt ist der 1. FC Köln im Zoff um den Standort Geißbockheim vorgeprescht. Seit Mittwoch (3. April 2024) ist klar: Der Klub wird sein angestammtes Heim nicht verlassen, ein Umzug nach Marsdorf ist keine Option mehr.
„Wir werden ab sofort wieder den Ausbau am Geißbockheim forcieren – wir wollen als 1. FC Köln weiterhin im Grüngürtel ein Anlaufpunkt für alle Fans sein“, stellte Präsident Werner Wolf (67) klar. So eindeutig wie der FC sieht die Stadt Köln die Zukunft allerdings nicht. Entsprechend dürfte es rund ums Geißbockheim kompliziert bleiben.
Henriette Reker enttäuscht über FC-Entscheidung
Am Mittag reagierte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (67) auf die vom FC verbreitete Meldung zum ewigen Zankapfel. In einer Pressemitteilung der Stadt erklärte sie: „Natürlich bedauere ich, dass sich der 1. FC Köln nach konstruktiven Gesprächen nun gegen Marsdorf entschieden hat.“
Nachdem die Planungen am Geißbockheim über Jahre nicht vorangegangen waren, die Aussichten auch weiterhin kaum abzuschätzen sind, hatte die Stadt mit der weitläufigen Fläche an der A1 auf einen Kompromiss hingearbeitet. Der FC winkte allerdings aus finanziellen Gründen ab. Das Urteil von Finanz-Boss Philipp Türoff: „Wirtschaftlich nicht machbar.“
Neben dem geplanten Lebensmittelgroßmarkt sollte der neue „FC Campus“ entstehen, ein Vereins- und Trainingsgelände, das – anders als der aktuelle Bestand – höchsten Ansprüchen genügen sollte. Der Kostenpunkt von mindestens 120 Millionen Euro hätte die Möglichkeiten des Klubs aber weit überstiegen.
Die anstrebte Finanzierung zu gleichen Teilen scheiterte laut Klub-Angaben wiederum an der Stadt – Reker erklärte dazu, man sei „vor dem Hintergrund des Einsatzes von Steuergeldern bis an die Grenzen der rechtlichen Möglichkeiten gegangen.“ Gereicht hatte das offenbar nicht.
1. FC Köln beklagt Investitionsstau am Geißbockheim
Am Geißbockheim investierte der FC zuletzt trotz finanzieller Nöte zehn Millionen Euro binnen zwei Jahren, um den von Sport-Boss Christian Keller (45) beklagten „fast 40-jährigen Investitionsstau“ zumindest in kleinem Rahmen endlich abzubauen.
Konkurrenzfähig ist der FC im Vergleich zur Bundesliga-Konkurrenz mit ihren häufig hochmodernen Trainingskomplexen aber noch lange nicht. Keller forderte für das weitere Vorgehen im Grüngürtel daher noch einmal ausdrücklich die „politische Unterstützung der Stadt Köln“ ein.
Die sicherte Reker in ihrem Statement am Mittwoch zwar auch zu, auf einer Linie mit dem FC ist sie allerdings nicht. „Es war und ist immer mein Ziel, den 1. FC Köln so gut es geht zu unterstützen. Marsdorf bot dafür die größten Chancen“, führte die Oberbürgermeisterin aus.
Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:
Die Stadt hätte dem FC bei einem Umzug an den äußeren Kölner Westrand die besten Entwicklungschancen eingeräumt, im Grüngürtel hätte das nicht mehr genutzte Klub-Gelände wiederum der Bevölkerung als gewaltige Bezirkssportanlage zur Verfügung gestellt werden sollen.
Kölner Politik bedauert FC-Entscheidung für Marsdorf-Aus
Wichtig war Reker auch, dass in diesem Fall der „Grüngürtel unangetastet bliebe“. Die Stadtverwaltung habe die Gespräche mit „größtmöglichem Entgegenkommen“ geführt, hieß es in der verbreiteten Mitteilung.
Wie geht es am Geißbockheim jetzt weiter? Der FC verwies auf eine Verhandlung am 23. April vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, bei der dem ursprünglichen – und später vor Gericht gekippten – Bebauungsplan wieder Gültigkeit zugesprochen werden könnte.
Das Wachstum am angestammten Platz sei „im angestrebten Umfang möglich und innerhalb überschaubarer Zeit – mit dem notwendigen politischen Willen – umsetzbar“, befand der Klub. Präsident Werner Wolf (67) kündigte an, dafür „mit vollem Herzblut kämpfen“ zu wollen.
Aus der Kölner Politik, sowohl vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Bernd Petelkau als auch von der Grünen Fraktionsvorsitzenden Christiane Martin, kamen zunächst Worte des Bedauerns als Reaktion auf die FC-Entscheidung.
Karl Alexander Mandl, Parteichef der Kölner CDU, kann dagegen gut mit dem FC-Verbleib am Geißbockheim leben. Er erklärte: „Für mich war es immer wichtig, dass der FC als eines der Aushängeschilder dieser Stadt eine verlässliche Perspektive hat. Jetzt hat man sich für den Traditionsstandort entschieden. Wichtig wird sein, dass von nun an alle Gremien der Stadt und der FC gemeinsam daran arbeiten, dass alle Seiten mit einer zukunftsfähigen Lösung leben können.“
Nachdem der Klub Tatsachen geschafft hat, hoffen die Verantwortlichen am Geißbockheim entsprechend auch darauf, sich mit allen Beteiligten für eine Zukunft an Ort und Stelle zusammenzuraufen.