Fans des 1. FC Köln haben beim Rheinderby gegen Düsseldorf mit einem großen Banner provoziert. Der nordrhein-westfälische Innenminister hat dem Chef des 1. FC Köln jetzt persönlich geschrieben.
„Um es klar zu sagen“NRW-Minister schrieb wütenden Brief wegen Messer-Choreo – Verwunderung beim FC
Nach einer umstrittenen Fan-Choreographie hat Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) dem Geschäftsführer des 1. FC Köln, Christian Keller, einen erbosten Brief geschrieben.
Er sei „entrüstet“ darüber, dass die FC-Verantwortlichen „die entsprechende Darstellung im Vorfeld sogar genehmigt haben“, so Reul in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Kopie des Briefes ging an Watzke und DFB-Boss Neuendorf
Vor dem Rheinderby gegen Fortuna Düsseldorf (1:1) wurde am Sonntag im Kölner Stadion auf einem riesigen Banner der FC-Fans gezeigt, wie ein Mann mit dem FC-Logo auf seiner Krawatte der Glücksgöttin Fortuna ein großes Messer an den Hals hält. Dazu standen die Worte: „Glück ist kein Geschenk der Götter“ - über Lautsprecher lief dazu ein hämisches Lachen.
„Um es klar zu sagen: Sie als Verantwortliche eines Profi-Fußballvereins haben auch die Aufgabe, im Stadion für Sicherheit zu sorgen und sich im Rahmen der Fanarbeit für Deeskalation einzusetzen. Mir ist schleierhaft, wie sich dieser Auftrag mit der in diesem Fall getroffenen Entscheidung vereinbaren ließe“, schreibt Reul in dem Brief an Keller.
Der Sicherheitsaspekt stand aus FC-Sicht allerdings im Fokus der umstrittenen Entscheidung. Keller hatte nach dem Spiel betont, dass er die Choreo auch missbilligte und diese vom Klub nur genehmigt wurde, weil ansonsten von Seiten der Fans eine Eskalation drohte. Keller sagte: „Man muss natürlich gucken, wenn die Rivalität sich bestenfalls nur auf dem Platz abspielen soll, dass man an einer anderen Ecke vielleicht Zugeständnisse macht – unabhängig davon, ob es einem gefällt oder nicht gefällt.“
Und weiter: „Wenn ich mir ein Motiv wünschen dürfte, wäre es ein anderes gewesen. Es ist aber trotzdem so: Wenn das die einzige kritische Beanstandung bei so einem Derby ist, dann kann ich damit leben. Da gab es schon zu anderen Zeiten ganz andere Vorfälle.“ Insofern hat Keller aus seiner Verantwortung heraus alles getan, um die Sicherheit bei diesem Spiel zu gewährleisten. Dass es im Umfeld keine großen Tumulte gab, wertete er also als Erfolg. Der Verein habe vorab bei der Prüfung trotz des Messers „keinen Aufruf zur Gewalt gesehen“.
Nach dpa-Informationen hatte das Plakat keine strafrechtliche Relevanz. Das hatte die Polizei sofort überprüft. Reul betont in seinem Brief jedoch: „Dennoch: In der heutigen Zeit, in der wir es mit einem steigenden Aggressionspotential zu tun haben und immer häufiger das Messer eingesetzt wird, ist ein Motiv, das Messergewalt als Teil der Fanrivalität darstellt, schon für sich genommen absolut deplatziert“, so Reul.
FC hat den Brief noch gar nicht bekommen
Seltsam: beim 1. FC Köln war bis Mittwochnachmittag, 16.45 Uhr, noch kein Schreiben von Reul eingetroffen. Warum der NRW-Innenminister damit schon an die Öffentlichkeit ging, bevor der FC Kenntnis hatte, bleibt sein Geheimnis. FC-Präsident Werner Wolf (68) hatte unabhängig von Reuls Brief am Dienstag Kontakt mit dem Minister, die beiden haben telefoniert. Falls der Brief beim FC eintreffen sollte, wird er dem Vernehmen nach auch beantwortet. Auch ein anschließendes Treffen von FC-Verantwortlichen und Reul schließen die Kölner nicht aus. Dann können alle Unklarheiten im persönlichen Gespräch ausgeräumt werden.
Reul schickte seinen Brief in Kopie übrigens auch an DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Hans-Joachim Watzke als Sprecher des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL). (böd/are/dpa)