Der letzte Auftritt im Kölner Stadion endete für Lukas Podolski mit einigen Tränen und großen Emotionen. Über den aufwühlenden Abend und seine Zukunftspläne sprach er danach mit EXPRESS.de.
Tränen-Abend von KölnPodolski deutet Zukunft beim FC an – „War kein wirklicher Abschied“
Eigentlich ist Lukas Podolski (39) gar nicht der Party-Typ. Doch nach seinem letzten Auftritt im Kölner Stadion wollte der Weltmeister jeden Moment aufsaugen.
Die Musik im Businessbereich Ost des Stadions war schon aus, es war bereits nach 4 Uhr am Freitagmorgen (11. Oktober 2024), da blickte Prinz Poldi immer noch verträumt und glücklich durch den FC-Tempel in Müngersdorf.
Lukas Podolski nach dem Spiel: „Diese Bilder vergisst man nie“
Mit dem Spiel vor 50.000 Fans hat sich das Kölner Idol noch einen Traum erfüllt: Ein letztes Mal mit dem rot-weißen Trikot auf dem Platz stehen, noch einmal mit der Südkurve feiern, einige Ehrenrunden drehen.
Nach dem aufwühlenden Spiel mit vielen Tränen und Emotionen sprach Podolski ausführlich mit EXPRESS.de über den Abend und seine Zukunftspläne.
Ist der Abschied vom Kölner Publikum so abgelaufen, wie Sie sich das vorgestellt haben?
Lukas Podolski: „Ich verbinde mit dem Verein sehr, sehr viel. Vor über 20 Jahren hat die Zeit hier angefangen. Man sieht heute, die Leute wollen nicht nach Hause, die Emotionen kommen, die Lieder werden gesungen. Wenn ich das sehe, denke ich, dass ich vieles richtig gemacht habe – sowohl beim FC als auch in der Zeit danach. Das macht mich stolz und diese Bilder vergisst man nie. Die Verbindung zu den Fans ist auch Jahre später nie abgebrochen. Deshalb war es auch kein wirklicher Abschied. Es war ein Dank. Das zu sagen, ist mir heute gelungen.“
Die Atmosphäre ist Ihnen offenbar nah gegangen, es flossen ja einige Tränen.
Lukas Podolski: „Als ich in die Südkurve gegangen bin und die Kurve mit der vollen Wucht erlebt habe, mit den Schals und den Liedern, das ist einfach etwas ganz Besonderes, das hat mich mitgerissen. Dann sieht man seine Familie, das war ein spontaner Moment. Ich habe ja nicht vorher ein Drehbuch geschrieben, dass ich um 22.11 Uhr heule. Es war einfach das Gefühl, was ich mit dem Stadion, dem Trikot und den Fans verbinde. Das war immer etwas Besonderes für mich. Ich habe schon auf dem Bolzplatz im FC-Trikot gespielt und wollte irgendwann da oben anklopfen. Es ist ein Traum, sich jetzt so verabschieden zu können. Es gibt keinen schöneren Tag, den ich erlebt habe, als heute.“
Woher kommt diese ganz besondere Beziehung zum FC?
Lukas Podolski: „Als ich beim FC angefangen habe, hat mich der FC immer unterstützt und uns als Familie unglaublich geholfen – beim Papierkram, bei den Fahrten, auch privat. Das vergisst man nicht. Jeder in meiner Familie ist eng mit dem FC verbunden. Bei uns spielt sich zu Hause vieles um den FC ab. Ich erlebe immer wieder schöne Momente.“
Sind beim Spiel auch noch mal die Erinnerungen an das erste Bundesliga-Spiel für den FC hochgekommen?
Lukas Podolski: „Natürlich. Mir sind unzählige Erinnerungen durch den Kopf gegangen. Allein schon der Weg auf den Platz, dann steht man da drei Minuten und hört die Hymne. Das kann man nicht beschreiben. Ich bin stolz, dass meine Eltern diese Region hier ausgesucht haben, stolz, dass ich als Kind an den Geißbock und an diese Farben gekommen bin, stolz, dass ich später die Chance bekommen habe, für meinen Verein zu spielen, und heute stolz auf diesen Moment.“
Sie haben auch mit dem Megafon zu den treuesten Fans der Südkurve gesprochen. Was haben Sie da gesagt?
Lukas Podolski: „Ich bin der Lukas, einer aus der Kurve, einer von euch. Ich versuche mir immer treu zu bleiben und wollte immer der Junge von der Straße sein, vom Bolzplatz. Ich wollte mir nie was aufzwingen lassen, will immer Spaß haben und die Leute mitziehen. Dazu brauche ich die Emotionen, die Fans. Ich will nicht Fake sein, sondern ehrlich sein. Das war mir immer wichtig. Natürlich gibt es im Leben mal Streit. Aber mit fast 40 Jahren war es mir immer wichtig, dass ich Lukas bleibe, einer aus der Kurve und einer von euch. Ich will mich nicht verstellen und versuche mit immer treu zu bleiben – mit meinen Sprüchen und meiner Art.“
Bleibt es denn beim Plan, dass Sie im Sommer 2025 endgültig mit dem Fußball aufhören?
Lukas Podolski: „Natürlich fällt es schwer, loszulassen. Es gibt immer mal Phasen, wo ich denke, dass es genug ist, wenn ich kleinere Verletzungen habe. Momente, wo man lange im Bus sitzt, im Hotel und mit der Familie per FaceTime spricht, da denkt man schon, dass es jetzt zu Hause schöner wäre. Auf der anderen Seite sind dann die Spiele. Als ich neulich noch mal zwei Tore in einer Partie gemacht habe, bin ich nach Hause gekommen und habe gedacht, dass ich Superman bin und noch mal drei, vier Jahre spielen kann. Kopf, Herz und Leidenschaft werde ich nie verlieren.“
Viele sehen Sie nach der Karriere in einer Rolle beim 1. FC Köln. Wie ist der Stand?
Lukas Podolski: „Es gibt nichts Konkretes zu kommunizieren. Erst einmal ist der Tag jetzt vorbei, dass ich das letzte Mal dieses Trikot getragen habe. Ich habe immer betont, dass ich einer vom FC bin, einer aus der Kurve. Was in den nächsten Jahren passiert, werden wir sehen. Ich will nichts kommunizieren, was nicht spruchreif ist. Ich lasse alles auf mich zukommen. Jetzt ist wichtig, dass der FC den Wiederaufstieg schafft. Darauf sollten sich alle konzentrieren. Ich bin noch in Polen bei meinem Verein aktiv. Alles andere hat noch Zeit.“
Könnten Sie sich auch eine Zukunft als Trainer vorstellen?
Lukas Podolski: „Das kann ich mir aktuell nicht vorstellen. Man weiß nie, ich habe keine Planung für die nächsten Jahre. Ich will nichts andeuten, was vielleicht folgt. Et kütt wie et kütt. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen und will mir keinen Druck aufbauen.“
Ihr erstes Profi-Trikot hat 2003 Ihre Oma bekommen. Was passiert nun mit dem letzten?
Lukas Podolski: „Das ist etwas ganz Besonderes, das kann ich nicht verschenken. Vielleicht baut der FC irgendwann ein vernünftiges Museum auf, das dem Verein würdig ist, dann könnte das mal da hängen.“