Wirbel um DoppelrolleTalente-Coach lässt wichtige FC-Spiele wegen TV-Einsatz sausen

Sascha Bigalke und Thomas Kessler beobachten das FC-Training.

Hier beobachtet Sascha Bigalke am 24. Juni 2024 mit Thomas Kessler das FC-Training. Am Wochenende war er als TV-Experte im Einsatz.

Sascha Bigalke ist beim 1. FC Köln für die Talente zuständig. Doch am Sonntag war er in Heidenheim.

von Jürgen Kemper  (kem)

Er soll als sogenannter Betreuer Fokusspieler“ beim 1. FC Köln als Schnittstelle zwischen Nachwuchs- und Lizenzfußball fungieren. Doch zumindest am Sonntag lagen die Prioritäten von Sascha Bigalke (34) woanders.

Denn der Ex-Profi, der 19 Mal für den FC auflief und 2014 als Zweitligameister in die Bundesliga aufstieg, kommentierte lieber für den TV-Streaminganbieter DAZN den Bundesliga-Kracher zwischen dem 1. FC Heidenheim und der TSG Hoffenheim (0:0), statt die eigenen Talente am Geißbockheim unter die Lupe zu nehmen.

Bigalke verpasst U19-Derby in Leverkusen

Immerhin standen für die beiden ältesten Jahrgänge – die Zweitvertretung ausgenommen – wichtige Spiele auf dem Programm. Denn die U19 mit Coach Stefan Ruthenbeck steckt mitten im Kampf um die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft.

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Das Derby beim Erzrivalen Bayer Leverkusen ist dabei eigentlich ein Pflichttermin für jemanden, der die Durchlässigkeit zu den Profis weiter erhöhen soll. Doch statt den Talenten von morgen wie den beiden U17-Weltmeistern Justin von der Hitz und Fayssal Harchaoui auf die Finger bzw. auf die Füße zu schauen, gab Bigalke lieber seine Expertise live im TV ab.

Er verpasste ein hochklassiges Spiel auf Augenhöhe, das der FC gegen den Nachwuchs von Bayer Leverkusen mit 2:4 verlor. Damit bleibt die U19 des 1. FC Köln auf dem 4. Tabellenplatz der Vorrunden-Gruppe.

Doch Bigalke ließ nicht nur das Spiel der U19 sausen, sondern auch die Partie in der U17-Nachwuchsliga gegen den FSV Mainz 05. Dabei verpasste der Ex-Profi einen furiosen 6:2-Sieg der Kölner, die nach dem Dreier weiter unangefochtener Tabellenführer der Gruppe G bleiben.

Dass Bigalke lieber seinem Job als TV-Experte nachgeht als Präsenz bei den heimischen Talenten zu zeigen, soll speziell am Sonntag einigen im Klub sauer aufgestoßen sein.

Der Vorwurf: Als „Betreuer Fokusspieler“ müsse er zwar nicht jedes Spiel live vor Ort gucken, doch in dieser für den Klub brenzligen Situation hatte man gehofft, dass er die Prioritäten anders setzt und ein gewisses Feingefühl für die Situation entwickelt.

Dabei hatte Bigalke im Sommer von sich aus angeboten, seine TV-Aktivitäten ruhen zu lassen, doch der Klub verspricht sich von Bigalkes medialer Präsenz auch einen gewissen Mehrwert. Zum einen sehen die Verantwortlichen in ihm einen fachkundigen Repräsentanten des Klubs. Zum anderen könne er als „Medien-Profi“ den jungen Spielern in Sachen Öffentlichkeitsarbeit eine Menge mitgeben. Zudem schaue er sich die Spiele, die er nicht am Spielfeldrand verfolgt, allesamt auf Video an – so auch die von Sonntag.