Drei Wochen, drei Testspiele, drei Siege und eine Menge Erkenntnisse – Gerhard Struber (47) hat sich mittlerweile ein umfassendes Bild beim 1. FC Köln gemacht. Das ist sein Plan mit der Mannschaft.
„Die Spitze erreicht“Strubers Aufstiegsplan mit Köln: Taktik, Startelf und Abgänge
Am Samstagnachmittag (13. Juli 2024) stand Gerhard Struber (47) zufrieden auf dem Rasen des Kölner Südstadions. Im Hintergrund schrieben seine Profis fleißig Autogramm am Zaun, die Fans feierten ihre Helden nach dem 3:1-Testspiel-Sieg gegen Regionalliga-Klub Kickers Offenbach.
Struber hatte gute Laune, seine Spieler haben ihn bisher noch nicht enttäuscht: „Wir haben nicht viel zugelassen. Es hat Momente gegeben, da hat man gesehen, dass wir in der dritten Woche sind. Die Mannschaft hat eine gewisse Ermüdung in den Knochen. Da kommt man beim Pressing nicht immer in viele Erfolgserlebnisse.“
Gerhard Struber setzt beim FC auf eine Doppelspitze
Struber weiter: „Aber trotz Ermüdung und dem 0:1-Rückstand haben die Jungs alles abgeschüttelt. Dann sind wir wieder in Betrieb gekommen. Das war ein guter Test, hat uns auch mal gezeigt wie es ist, nach einem Rückstand ein Spiel zu drehen. Das war ein gutes Zeichen der Mannschaft dranzubleiben, auch wenn Körper und Geist etwas müde waren.“
Nach drei Wochen Vorbereitung und drei Siegen in Testspielen kristallisiert sich Strubers FC-Idee immer deutlicher heraus. Die große Analyse von EXPRESS.de: Strubers Aufstiegsplan mit dem 1. FC Köln.
Die Fitness: Struber hat die Spieler nicht geschont, hat im Training jeden an seine Grenzen getrieben, um extrem robust in die 2. Liga zu starten. Am Freitag, 19. Juli, geht es um 18 Uhr in Euskirchen gegen St. Truiden, am Samstag, 20. Juli, folgt ein weiteres Testspiel um 14 Uhr bei Viktoria Köln. Struber sagt: „Von der Intensität haben wir die Spitze erreicht. Wir wollen uns aber vor den zwei Testspielen weiter auf einem sehr hohen Niveau dorthin bewegen. Die Frische ist nicht vorhanden, wir nehmen keine Rücksicht auf die Tests. Wir wollen in unseren Trainingsinhalt sehr viel investieren, athletisch und im technisch-taktischen Bereich.“
Der Feinschliff folgt im Trainingslager in Bad Waltersdorf (Steiermark/Österreich, 21. bis 28. Juli). Am 2. August geht es dann beim Zweitligastart gegen den Hamburger SV mit Trainer Steffen Baumgart (52) und Stürmer Davie Selke (29) gleich extrem zur Sache.
Die Taktik: Struber hat eine klare Idee: Das intensive Pressingspiel hat er den Profis in nahezu jeder Einheit regelrecht eingehämmert. Er unterbrach, erklärte, positionierte Spieler um. Bei Ballverlusten darf keine Zehntelsekunde gepennt werden, der Ball muss sofort zurückerobert werden. Und im Ballbesitz gibt es nur eine Richtung: in die Tiefe der gegnerischen Hälfte.
Der Trainer setzt dabei auf ein 4-1-3-2-System oder wahlweise ein 4-2-2-2 mit zwei Sechsern. Eins ist also klar: Struber will mit zwei Stürmern spielen, setzt dahinter je nach System auf eine Raute oder magisches Viereck. „Es ist schon ein Wunsch, dass wir in vielen Spielen zwei Stürmer auf den Platz bringen. Das ist zwar nicht in Stein gemeißelt, wir wollen uns nicht festnageln. Es wird auch Momente geben, in denen es Sinn ergibt, in ein anderes Setting zu kommen. Aber grundsätzlich mag ich es schon gerne, zwei Stürmer auf dem Platz zu haben.“
1. FC Köln: Torausbeute muss besser werden
Die Torausbeute war in der Abstiegssaison die größte FC-Schwäche. Das muss unbedingt anders werden, wenn Köln im Aufstiegskampf mitmischen will. Vor den Testspielen untermauerte Struber immer wieder: „Wir wollen ins Toreschießen kommen, um uns Selbstvertrauen zu holen.“
Die Leistungsträger: Im Test gegen Offenbach erhielten Timo Hübers (27), Eric Martel (22), Denis Huseinbasic (23), Dejan Ljubicic (26) und Luca Waldschmidt (28) die meiste Spielzeit. Struber erklärte: „Ich wollte die Raute stabil halten und den ein oder anderen Ablauf sehen in der zweiten Halbzeit. Wir hatten in der Pause noch ein paar Dinge besprochen. Das waren dann die Spieler, die in der zweiten Halbzeit noch die Chance bekamen, etwas zu probieren.“
So könnte aktuell eine Startelf aussehen: Urbig – Thielmann, Hübers, Heintz, Finkgräfe – Martel – Ljubicic, Huseinbasic, Waldschmidt – Downs, Lemperle
Gegen Offenbach überzeugten aber auch die Stürmer Steffen Tigges (25) (Vorlage) und Sargis Adamyan (31, zwei Tore).
Das Personal: Defensiv hat Struber mit Rasmus Carstensen (23), Leart Pacarada (29), Youngster Julian Pauli (18) und Elias Bakatukanda (20) noch zahlreiche interessante Alternativen. Innenverteidiger Luca Kilian (24) kehrt nach seiner Kreuzband-OP erst im Laufe der Hinrunde zurück. Offensiv kämpfen mit Damion Downs (20), Tim Lemperle (22), Steffen Tigges (25), Sargis Adamyan (31) vier Stürmer um die Plätze in der Spitze. Auch Linton Maina (25) ist eine Offensiv-Option.
1. FC Köln: In den nächsten Tagen wird ausgesiebt
Die Baustellen: Mittelfeldspieler Florian Kainz (31) kehrt am Dienstag (16. Juli) zurück ins Mannschaftstraining. Nach der EM mit Österreich muss der Kapitän der Vorsaison seinen Platz im Team finden. Auch Flügelspieler Marvin Obuz (22) steigt nach seinem ausgeheilten Muskelbündelriss bald wieder ins Teamtraining ein. Bleiben beide fit, sind sie Kandidaten für die Startelf. Bei Mark Uth sieht das anders aus. Der 32-Jährige soll eher in Form kommen, um überhaupt als Joker infrage zu kommen.
Torhüter Marvin Schwäbe (29) kann den Klub nach wie vor verlassen, doch noch liegt kein Angebot vor. Sollte Schwäbe bleiben, gibt es definitiv einen Keeper zu viel bei den Kölnern. Philipp Pentke (39) und Mathias Köbbing (27) sind aktuell die Keeper Nummer 3 und 4.
Die Frage ist auch, ob Dejan Ljubicic (26) definitiv bleibt. Er hatte einen Wechselwunsch hinterlegt, doch zuletzt sah man ihm die Freude im Kölner Training täglich an. Und Trainer Struber schwärmte in den höchsten Tönen von Ljubicics Gesamtpaket.
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Die möglichen Abgänge oder U21-Spieler: Stürmer Florian Dietz (25) könnte an RW Essen verliehen werden. Weitere Leihgeschäfte werden zudem geprüft. Mögliche Kandidaten: Jacob Christensen (23), Mathias Olesen (23), Nikola Soldo (23).
Einige Spieler werden auch in die Kölner U21 geschickt, bleiben aber im Blickfeld von Struber. Kandidaten: Jaka Cuber Potocnik (19), Fayssal Harchaoui (18), Maximilian Schmid (21).
„Wir wollen jetzt in den nächsten Tagen mit den Jungs in die Gespräche gehen. Wir werden uns in der Management-Runde nochmal abstimmen und absprechen, was für den einzelnen Spieler jetzt das Beste ist. Dann werden wir gemeinsam entscheiden und die Jungs informieren, in welche Richtung es geht“, hatte Struber unlängst das weitere Vorgehen erklärt.