Beim 1. FC Köln versuchen sie sportlich aktuell alles, um den Abstieg zu verhindern. Doch unabhängig vom Klassenerhalt: Wie geht es beim 1. FC Köln weiter?
Wird Podolski Präsident?Im Hintergrund tobt heißer Machtkampf um den FC
Fahrstuhl-Klub 1. FC Köln? Geht es am Ende der Saison wieder runter? Nach 1998, 2002, 2004, 2006, 2012 und 2018 droht im Jahr 2024 der siebte Absturz in die Zweitklassigkeit.
Noch hat der FC Chancen, das Horror-Szenario abzuwenden, schon am Samstag (20. April 2024) muss dafür ein Sieg im Heimspiel gegen Darmstadt her (15.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf EXPRESS.de). Doch selbst wenn die Rettung am Ende der Saison gelingen sollte: Der Klub steht vor einem großen Umbruch. Im Hintergrund tobt längst ein großer Machtkampf um den FC! Wie geht es weiter mit Geschäftsführung, Vorstand oder Mitgliederrat? Braucht der FC Investoren? Wer will sportliche Kompetenz zurück in den Klub bringen? EXPRESS.de beleuchtet die Szenarien nach der Saison.
Wie geht es weiter beim 1. FC Köln?
Der aktuelle Vorstand: Das Präsidium um Dr. Werner Wolf (67) und seine Vize-Präsidenten Eckhard Sauren (52) sowie Dr. Carsten Wettich (44) ist nicht unumstritten. Im Jahr 2025 stehen auf der Mitgliederversammlung Neuwahlen an. Auch im Abstiegsfall wollen die drei Bosse nicht zurücktreten.
Wolf will eine Situation wie 2011 unter Wolfgang Overath (80) vermeiden, der nach seinem plötzlichen Rücktritt einen Scherbenhaufen hinterließ. Damals musste Wolf als Interimspräsident kurzfristig aushelfen. Wolf will dem Vernehmen nach bei seinem möglichen Abschied eine geordnete Übergabe schaffen. Dass er in der Formation mit Sauren und Wettich auch 2025 wieder antreten wird, ist durchaus möglich.
Der Mitgliederrat: Das Kontrollgremium im Verein besteht aus maximal 15 Mitgliedern. Der Mitgliederrat schlägt das Vorstandsteam vor, welches 2025 bei der Mitgliederversammlung zur Wahl stehen wird. Aktuell kann der Mitgliederrat bei der Suche nach geeigneten Vorstandskandidaten noch nicht agieren, da er offiziell kein Mandat hat.
Im Herbst 2024 (24. September) wird bei der FC-Mitgliederversammlung ein neuer Mitgliederrat gewählt. Dieser muss dann ein Präsidium finden. Wer in den Mitgliederrat will, muss sich bis Ende Juli 2024 bewerben und benötigt 100 Unterschriften. Aus dem aktuellen Gremium werden dem Vernehmen nach einige Personen ausscheiden.
Der Wahlkampf: Beim FC will man seit einigen Jahren den öffentlichen Wahlkampf inklusive diverser Schlammschlachten meiden. Deshalb wurde verankert, dass der Mitgliederrat ein Präsidium vorschlägt, welches den Mitgliedern präsentiert wird. Allerdings können Interessenten auch ohne den Mitgliederrat antreten. Die Bewerbungsfrist für den FC-Vorstand endet am 31. Juli 2025. Im Herbst 2025 wird dann das neue Präsidium gewählt.
Wer am Mitgliederrat vorbei zu den Wahlen antreten möchte, benötigt rund fünf Prozent der Unterschriften der stimmberechtigten Mitglieder (ca. 6500 Unterschriften). Für Klub-Ikonen wie Lukas Podolski (38) keine unüberwindbare Hürde. Er sagte zuletzt, dass er sich einen Posten beim FC vorstellen kann. Zu einer Rückkehr zum FC meinte er: „Als Spieler nicht mehr, aber für alles danach bin ich offen. Trainer, Manager, Präsident.“ Sein Vertrag bei Gornik Zabrze als Profi läuft noch bis Juni 2025. Ob er danach für das FC-Präsidium antreten will? Podolski bräuchte dafür gestandene Persönlichkeiten an seiner Seite, um ein gutes Team zu bilden.
Mit Matthias Scherz (52) hat zuletzt beim EXPRESS-Talk ein weiterer Ex-Profi seine Ambitionen hinterlegt. Den ehemaligen Stürmer würde ein Posten im FC-Vorstand sehr reizen. Auch Ex-Profi Dieter Prestin (67) hat mit einem bisher nicht veröffentlichten Konzept und nicht genannten Mitstreitern sein Interesse bekundet. Er will beim FC wieder mehr sportliche Kompetenz hineinbringen. „Ich will Vize-Präsident Sport des 1. FC Köln werden“, sagte er am Montag (15. April) zu EXPRESS.de.
Die Wunschkandidaten: Nach Informationen von EXPRESS.de ist man im Mitgliederrat nicht sonderlich zufrieden mit der Arbeit des aktuellen Vorstands. Das große Problem: Es gestaltet sich enorm schwierig, einen geeigneten Top-Kandidaten zu finden, denn das Amt ist nicht gerade lukrativ und attraktiv. Als Aufwandsentschädigung erhält man rund 100.000 Euro pro Jahr. Die Arbeit mit der Stadt Köln ist teils kräftezehrend und zermürbend (siehe Geißbockheim-Ausbau), die Auseinandersetzung mit den Mitgliedern und Fans ist oft anstrengend.
Die Job-Beschreibung ist allerdings klar: gestandene Persönlichkeit, die vermitteln kann, Gremienarbeit beherrscht und in der Stadt Köln sowie bei Sponsoren bestens vernetzt ist. Ein interessanter Name: Lionel Souque, aktuell Aufsichtsratschef beim FC und Vorstandsvorsitzender von FC-Hauptsponsor Rewe. Ob er mit 52 Jahren bereit ist, FC-Präsident zu werden, wird sich zeigen.
Ex-Rhein-Energie-Boss Dieter Steinkamp (63) oder Ex-Ford-Chef Bernhard Mattes (67) konnten in der Vergangenheit nicht für den Posten gewonnen werden.
Fakt ist: Einige mögliche Kandidaten scheuen den öffentlichen Wahlkampf und würden erst ihr Interesse bekunden, wenn klar ist, dass das aktuelle Präsidium aufhört. Eine Kampfkandidatur gegen Wolf wird von vielen vermieden. Aktuell laufen also viele Gespräche im Verborgenen ab.
Die Geschäftsführung: Der 1. FC Köln hat drei Geschäftsführer: Christian Keller (45), Philipp Türoff (47) und Markus Rejek (55). Letzterer hatte vor wenigen Wochen nach EXPRESS.de-Informationen einen kleinen Krisengipfel inklusive Kritik mit dem Vorstand. Ob er über die Saison hinaus im Amt bleibt? Er selber sagte gegenüber EXPRESS.de, dass er auf jeden Fall weiter in Köln arbeiten will. Doch intern soll das Verhältnis zu seinen Geschäftsführer-Kollegen unterkühlt sein. Keller und Türoff sind wohl der Meinung, dass sie den Laden auch zu zweit leiten können.
Doch auch Keller wackelt, der sportliche Absturz fällt in seinen Verantwortungsbereich. Auch wenn er den Verein finanziell saniert hat, die sportlichen Fehler wiegen im Abstiegsfall schwer. Die Frage ist, ob Präsident Wolf beim Gang in die 2. Liga die Konsequenzen zieht und Keller beurlaubt. Der Klub würde zwar trotz Abstieg nicht vor der Insolvenz stehen, aber um Jahre zurückgeworfen werden. Ein sofortiger Wiederaufstieg scheint unmöglich – auch aufgrund der Transfersperre.
Falls sich der Vorstand von der Geschäftsführung trennt, müsste er eine neue Führung installieren. Da allerdings die eigene Zukunft des Vorstands nicht geklärt ist, befindet sich der Klub in einer alles anderen als perfekten Situation, um die Weichen auf Zukunft zu stellen.
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Thema Investoren: Der 1. FC Köln ist ein mitgliedergeführter Verein. Der Einstieg von Investoren wird aktuell von den handelnden Personen abgelehnt. Im Umfeld gibt es aber zahlreiche Kritiker und Experten, die für einen geregelten Einstieg von Investoren sind. Ihre Meinung: In der heutigen Zeit könne ein Verein im Fußball-Business nur bestehen, wenn man externe Geldquellen erschließt.
Die Sorge von zahlreichen Mitgliedern: Sollte ein neuer Vorstand kommen, könnte er versuchen, die Satzung zu ändern, um den Einstieg von Investoren zu erleichtern. Aktuell müssen bei jedem Anteilsverkauf bereits ab dem ersten Prozent die Mitglieder zustimmen.