KommentarBVB Meister? Erling Haaland impft dem Team alles dafür ein

Erling Haaland jubelt mit den Fans von Borussia Dortmund

Erling Haaland war an allen fünf Dortmunder Treffern gegen Eintracht Frankfurt am 14. August 2021 beteiligt und ließ sich dafür von den Fans feiern.

Borussia Dortmund fegt zum Bundesliga-Auftakt mit einem furiosen 5:2 über Eintracht Frankfurt hinweg. Erling Haaland ist dabei wieder einmal der alles überragende Mann. Kann der BVB den Superstar halten, bejubeln die Dortmund-Fans nicht nur den Stürmer, sondern auch die Meisterschaft, glaubt unser Autor in seinem Kommentar.

von Michael Eham  (eham)

Dortmund. Die Fans von Borussia Dortmund feierten ihren Stürmerstar in der zweiten Hälfte mit langgezogenen „Eeeerling Haaaaland“-Sprechchören. Freilich lag dies an dem erneut phänomenalen Auftritt des erst 21 Jahre alten Norwegers, der gegen heillos überforderte Frankfurter zwei Treffer selbst erzielte und weitere drei vorbereitete. Und doch kann man aus den Gesängen mehr heraushören. Denn Haaland impft der Dortmunder Seele neues Leben ein, das sehr wohl in den Gewinn der Meisterschaft münden kann.

Erling Haaland nimmt dem BVB die Angst vor dem M-Wort

Immer wieder hieß es in den vergangenen Jahren, dass Dortmunds Kader nicht gut genug sei, um den übermächtigen Bayern gefährlich zu werden. Dortmund fehle die Motivation, dem BVB fehle das Sieger-Gen, Bayern wolle es einfach mehr. Das nährt die Unsicherheit in Gelb-Schwarz so sehr, dass sich BVB-Sportdirektor Michael Zorc vor der Auftaktpartie gegen Frankfurt wieder vor dem M-Wort fürchtete. Aus Angst, bei Nichterreichen des Ziels dafür kritisiert zu werden.

Und als hätte er zugehört, zerschmetterte Erling Haaland in den darauf folgenden 90 Minuten diese Zurückhaltung. Er zeigte in jeder Sekunde des Spiels mit jeder Faser seines gestählten Körpers, dass er einfach Tore schießen und gewinnen will. Er strahlt diesen unbedingten Willen aus und das Bemerkenswerte ist, dass er das mit seinen 21 Jahren mit einer unglaublichen Leichtigkeit tut.

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Selten war eine Mannschaft von einem Spieler so abhängig. Nicht nur, weil der norwegische Wunderknabe eine fabelhafte Quote hat (62 Tore und 18 Assists in 61 BVB-Spielen), sondern weil sein Einfluss auf den Kader so unglaublich groß ist. Er glaubt an den Erfolg und steckt damit seine Mitspieler und die Fans an. Diese Hoffnung und die Überzeugung, endlich und dieses Jahr wirklich Meister zu werden, ist aus den Haaland-Fangesängen rauszuhören.

Dortmund muss an Schwächen arbeiten

Natürlich hat die insgesamt immer noch junge BVB-Mannschaft (viertjüngster Kader der Liga) ihre Schwächen, die sie abstellen muss. Zu wenig Konstanz in der Defensive, mangelnde Zweikampfstärke im Mittelfeld und zu wenig Spielkontrolle gegen vermeintlich schwächere Teams. Doch Haaland, der nach einem verlorenen Trainingsspiel seine sonst so lockere Art und gute Laune schon einmal vergessen kann, geht auch in den Übungseinheiten voran. Er will immer an sich arbeiten und überträgt das auf seine Umgebung. Gegen Frankfurt traf er mit seinem rechten Fuß, den er verbessern wollte. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte Trainer Marco Rose: „Hat er mit rechts getroffen? Ja. Haben wir dran gearbeitet. Hat er mit dem Kopf getroffen? Nein. Müssen wir dran arbeiten.“

Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld bringt es bei Twitter auf den Punkt: „Pokal: 3 Tore. Bundesliga: 2 Tore, 3 Vorlagen. Dortmund muss jetzt echt aufpassen, dass Haaland vorm Transferschluss nicht noch son Spiel macht. Wird PSG nicht akzeptieren, dass so einer außerhalb ihres Kaders aufläuft.“ Und das ist – neben einer Verletzung – die größte Gefahr für den BVB. Bei den Summen, die für Spieler quer durch Europa bezahlt werden, grenzt es an ein Wunder, dass noch kein Scheich aus Abu Dhabi und keine staatliche Investorenfirma aus Katar einen Betrag für Haaland geboten hat, bei dem Borussia Dortmund nicht anders kann als anzunehmen.

Bleibt Haaland die ganze Saison beim BVB, dann kann Dortmund wirklich Meister werden. Und so können die „Eeeerling Haaaaland“-Rufe auch als ein Flehen an den Spieler und den Fußballgott (wobei das aktuell scheinbar ohnehin dieselbe Person ist) dafür interpretiert werden.