Zum Bundesliga-Start am 19. August 2023 trifft Marius Wolf mit dem BVB auf seinen Ex-Klub 1. FC Köln. Im Trainingslager sprach er über seine schwersten Momente.
BVB-Star ganz offenMarius Wolf über schwerste Stunden: „Habe mir psychologische Hilfe geholt“
In der Saison 2020/21 ackerte sich Marius Wolf (28) als Leihspieler beim 1. FC Köln in die Herzen der Fans. Zurück bei Borussia Dortmund entwickelte er sich zum Nationalspieler und schrammte nur hauchdünn an seinem ersten Titel vorbei.
Im Trainingslager in den USA sprach Wolf nun am 1. August 2023 mit Sport1 über die verpasste Deutsche Meisterschaft mit dem BVB, seine Herz-OP Ende 2022 und Top-Star Harry Kane (30) in der Bundesliga.
Marius Wolf spricht über Arbeit mit Psychologen
Wolf hat die vergeigte Meisterschaft am letzten Spieltag der zurückliegenden Saison nur schwer verdauen können: „Im Urlaub wurde man immer wieder von verschiedenen Leuten darauf angesprochen, ganz so einfach war es also nicht. Wir werden es ohnehin nie ganz vergessen können. Es kribbelt aber schon wieder bei uns allen. Wir haben total Bock auf die neue Saison. Die Unterstützung der Fans am letzten Spieltag hat uns enorm viel Kraft und Energie gegeben.“
Der gesamte BVB will nun erneut angreifen, einen Titel-Knacks wird es laut Wolf nicht geben: „Nein, ich glaube nicht, dass wir einen Knacks bekommen. Wir wissen alle, dass wir eine Riesenchance verpasst haben. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, wo wir herkamen und dass wir im Winter noch Sechster waren. Wir haben in der Rückrunde von allen Teams in den Top-5-Ligen die meisten Tore geschossen und Punkte erzielt. Daran wollen wir anknüpfen. Wir können und wollen es den Leuten zeigen!“
Wolf sprach auch über einige der schwersten Momente in seinem Leben. Er musste sich Ende 2022 einer Herz-OP unterziehen, beim BVB-Star war ein leichtes Vorhof-Flimmern festgestellt worden. In einer Frankfurter Spezialklinik stand eine Operation an, die sein Leben verändert hat.
„Wir werden ohnehin ständig gecheckt. Seit diesem Vorfall achte ich aber viel mehr auf meinen Körper und höre noch genauer in ihn rein. Ich spüre und fühle plötzlich Signale, die ich vorher gar nicht bemerkt habe. Das war für den Kopf nicht einfach. Man muss lernen, damit umzugehen und damit zu leben. Das hat viel Zeit gebraucht und die braucht es auch immer noch. Für den Kopf ist das enorm schwierig. In dieser Zeit habe ich mir psychologische Hilfe geholt. Da gehe ich sehr offen mit um, denn das hat mir extrem viel gebracht“, erzählt der Profi.
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Wolf ging in Sachen Psychologe noch ins Detail: „Ich kann nur für mich sprechen: Anfangs war ich mir unsicher, ob ich diese Art von Unterstützung brauche. Aber die Phase meiner Erkrankung war nicht einfach für mich und ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass mir diese Gespräche mit einem Psychologen helfen. Deshalb habe ich die Arbeit mit ihm auch nicht aufgegeben. Aber nicht, weil ich das Gefühl habe, in gewissen Themen Hilfe zu benötigen – sondern, weil ich die Art unserer Gespräche einfach mag.“
Generell sieht sich Wolf als Kämpfer, der sich aus schwierigen Situationen herausbefördern kann: „Ich bin einfach so gestrickt. Im Fußball geht es wie im normalen Leben zu. Es geht nicht immer bergauf. Rückschläge wird es immer geben. Wichtig ist nur, dass man nicht aufgibt und weiter an sich glaubt. Es war nicht immer einfach für mich, auch hier beim BVB. Als es den Trainerwechsel von Lucien Favre zu Marco Rose gab, war für mich aber klar: Ich möchte nach Ablauf meiner Leihe wieder zurück zum BVB und meine Chance nutzen. Wenn man hart an sich arbeitet, bekommt man irgendwann seine Chance. So war es auch bei mir.“
Und jetzt ist er plötzlich Nationalspieler: „Das klingt nicht schlecht, oder? Ich bin unheimlich stolz. Ich wollte immer Gas geben und mich zeigen. Ich habe damals überhaupt nicht daran gedacht. Es ist aber umso schöner, dass es geklappt hat. Im November wurde ich am Herz operiert. Es war zwischendurch echt schwer, noch daran zu glauben. Ich war einfach froh, dass ich überhaupt noch trainieren konnte. Ans Spielen habe ich gar nicht gedacht. Es ist unglaublich und umso schöner, dass ich jetzt da bin, wo ich bin.“
Seine Zeit beim BVB soll noch eine Weile andauern. Der Vertrag läuft bis Juni 2024, da wird es langsam Zeit, über eine Verlängerung nachzudenken. Aber er lässt sich nicht unter Druck setzen: „Bei mir persönlich ist viel passiert im letzten Jahr. Deshalb habe ich mich mit diesem Thema noch nicht beschäftigt. Ich bin hier, habe noch ein Jahr Vertrag, will Gas geben und Dortmund helfen. Dann wird man sich hinsetzen und darüber sprechen. Dass ich mich hier sehr wohlfühle, ist kein Geheimnis. Dass ich es beim BVB geschafft habe, Nationalspieler zu werden, auch nicht. Natürlich kann ich mir vorstellen, weiter in Dortmund zu bleiben. Aber wie gesagt: Es gab noch keine Gespräche.“
In der kommenden Saison freut sich Wolf vor allem auf die Top-Duelle – wie etwa gegen den FC Bayern München. Und da könnte ja bald auch Top-Star Harry Kane (30) mitmischen. „Natürlich wäre das ein Zeichen an die Liga. Harry Kane ist einer der besten Stürmer auf der Welt. Wenn die Bayern ihn verpflichten können, wäre das ein großer Name für die Bundesliga. Ich fände es geil, wenn man sich gegen ihn messen dürfte, weil er zu den besten Stürmern der Welt gehört.“