Der DFB hat Jude Bellingham von Borussia Dortmund nach seiner Schiedsrichter-Kritik gegen Felix Zwayer bestraft. Eine Sperre bekommt er allerdings nicht.
Entscheidung steht festBVB-Profi Bellingham wird für Aussage gegen Zwayer vom DFB bestraft
Die Debatten um die Leistung von Schiedsrichter Felix Zwayer (40) im Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München werden ein Nachspiel haben. Der DFB-Kontrollausschuss hatte am Montag (6. Dezember 2021) ein Ermittlungsverfahren gegen Dortmunds Jude Bellingham (18) eingeleitet. Einen Tag später steht die Strafe fest!
Das DFB-Sportgericht teilte am Dienstag mit, Bellingham mit einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro zu belegen und wertete seine Aussagen als „unsportliches Verhalten“. Bellingham und der BVB haben das Urteil bereits akzeptiert.
Allerdings läuft noch eine Strafanzeige gegen den 18-Jährigen, die die Dortmunder Polizei bestätigte. „Zur Prüfung der Strafbarkeit wird diese an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet“, sagte Sprecher Gunnar Wortmann.
Der Dortmunder Profi hatte Zwayer nach dem 2:3 im Topspiel gegen Bayern München beim norwegischen Sender Viaplay Fotball hart angegangen: „Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“
Daraufhin hatte Schiedsrichter-Beobachter Marco Haase (SV Holdenstedt) als Privatperson in Dortmund und Berlin Strafanzeige gegen Jude Bellingham (18) und Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe (48) gestellt. „Diese Aussagen treffen alle Unparteiischen bis zur Basis auf Kreisebene, die Woche für Woche unterwegs sind und dafür sorgen, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten wird und es fair auf unseren Sportplätzen zugeht“, sagte Haase der „Allgemeinen Zeitung“.
Dass der Vorgang durch die Behörden überhaupt verfolgt wird, verwundert doch. Schließlich sind Beleidigung, Verleumdung und üble Nachrede Antragsdelikte. Zwayer müsste also den Strafantrag stellen. Die Staatsanwaltschaft kann also ohne Anzeige des „Opfers“ gar nicht tätig werden.
Dietmar Hamann: „Werden Bellingham vor Weihnachten nicht mehr sehen“
TV-Experte Dietmar Hamann (48) hatte noch eine lange Sperre für Bellingham von seiten des DFB erwartet, sagte bei „Sky 90“ am Sonntag: „Wir können und dürfen es nicht zulassen, dass ein Spieler die Integrität des Schiedsrichters infrage stellt. Ich kann die Aussage überhaupt nicht nachvollziehen. Ich gehe davon aus, dass wir Bellingham vor Weihnachten nicht mehr sehen werden.“ So kam es allerdings nicht!
Jude Bellingham spielte auf den Skandal um Robert Hoyzer an
Die Anspielung des Mittelfeldspielers auf den Schiedsrichter-Skandal um Robert Hoyzer in der Bundesliga 16 Jahre zuvor könnte für Bellingham also noch ein sportjuristisches Nachspiel haben. Schließlich ist Zwayer, der 2005 zu den Kronzeugen gegen Hoyzer gehörte, mittlerweile rehabilitiert.
Hoyzer war vom Landgericht Berlin wegen Beihilfe zum Betrug zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung verurteilt worden. Zwayer wurde damals vom DFB rückwirkend für mehrere Monate gesperrt, weil er seinen Verdacht gegen Hoyzer nicht früher gemeldet und einmal ein 300 Euro hohes Honorar von Hoyzer angenommen haben soll.
Der aus Altersgründen nicht mehr als Referee tätige Gräfe hatte Zwayer aufgrund seiner Verwicklungen in den Wettskandal kritisiert. „Wer einmal Geld angenommen und Hoyzers Manipulation ein halbes Jahr verschwiegen hat, sollte keinen Profifußball pfeifen“, hatte Gräfe vor Monaten im „Zeit Magazin“ gesagt.
Hans Joachim Watzke: „Bellingham hat nur ein Faktum geschildert“
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke (62) sieht die Debatte um Bellingham entspannt. „Sein Satz ist nicht falsch, auch wenn er ihn nicht sagen muss. Aber das ist dann auch der Emotionalität geschuldet, die man einem 18-Jährigen zugestehen muss“, sagte Watzke im „Kicker“ und ergänzte: „Jude hat niemanden beleidigt, sondern ein Faktum geschildert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm daraus irgendwelche Nachteile entstehen.“
Auch der Dortmunder Chef kritisierte Zwayers Leistung: Er habe „nicht seine beste Leistung gezeigt“, sagte Watzke und monierte die „selbstherrliche Art“.
Michael Zorc: „Der Schiedsrichter wurde dem Niveau des Spiels nicht gerecht, er war überfordert.“
Ähnlich scharfe Worte wählte Sportdirektor Michael Zorc (59): „Der Schiedsrichter wurde leider dem Niveau des Spiels nicht gerecht. Er war überfordert. Das Spiel hätte zwei Sieger oder keinen Sieger verdient gehabt. Es war ein tolles Topspiel, das durch den Schiedsrichter entschieden wurde.“
Zur Debatte um die Bellingham-Aussagen hatte Zorc ebenfalls eine klare Meinung: „Der Junge ist 18, spricht nach einem hitzigen, emotionalen Spiel. Er benennt alte Fakten, das muss man nicht machen. Er ist eben ein Heißsporn. Die Dinger sind jetzt in der Welt, aber wir stehen da zu ihm. Strafrechtlich sehe ich da nichts Problematisches.“