Mönchengladbach – Marco Rose hat die Gladbacher Borussia nicht nur zur aktuellen Tabellenführung in der Bundesliga gecoacht, den 43-Jährigen zeichnet ebenfalls aus, dass er auch mal offen Stellung zu Themen außerhalb des Fußball-Kosmos bezieht.
So hatte Rose, 1976 in der ehemaligen DDR geboren, bereits Ende August bei einem TV-Auftritt im ZDF („Aktuelles Sportstudio“) zum Thema „Wiedervereinigung“ mit diesen Worten aufhorchen lassen: „Wichtig ist, dass wir grundsätzlich in der Gesellschaft daran arbeiten, wieder wichtige Werte aufzunehmen. Einfach anständig miteinander umgehen, freundlich zueinander sind, auch offen für neue Dinge sind.“
Lesen Sie hier: Marco Rose begeistert Fans im „Aktuellen Sportstudio“ mit Aussage zum Mauerfall
Marco Rose: „Müssen wieder Vertrauen gewinnen“
Rose weiter: „Ich will nicht zu weit gehen, aber wir müssen auch in der Politik aufpassen, dass wir wieder richtige Entscheidungen treffen und Vertrauen in das gewinnen, was wir hier alle gemeinsam machen in Deutschland. Unser Land ist ein lebenswertes Land, wir sollten versuchen, alle gemeinsam daraus etwas zu machen.“
Lesen Sie hier: Fußballgott Tony Jantschke fordert einen Sieg gegen die AS Rom
In einem Klub-Interview, welches nun im „FohlenEcho“ erschienen ist, äußert sich Rose noch einmal konkret zum Thema „30 Jahre Mauerfall“ und das innerdeutsche Verhältnis. Am 9. November 1989 fiel in Berlin der eiserne Vorhang. Zuvor hatten die Menschen in der DDR eine friedliche Revolution gegen das Stasi-Regime ins Leben gerufen, Massendemonstrationen prägten in Städten wie Leipzig die Bilder. Bei den sogenannten „Montagsdemonstrationen“ meldeten sich Woche für Woche Hunderttausende DDR-Bürger mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ zu Wort und protestierten gegen die politischen Verhältnisse.
Marco Rose: „Die Demos in Leipzig haben mich unheimlich bewegt“
Fohlen-Trainer Rose lebte zu diesem Zeitpunkt mit seiner Familie in Leipzig. Er sagt rückblickend: „Ich war 13 Jahre alt, als die Mauer fiel. Meine Kindheit war schwer in Ordnung, ich weiß aber sehr wohl, dass es für die Erwachsenen eine extrem schwierige Zeit war.“ Er verrät weiter: „Die Demos in meiner Heimatstadt haben mich unheimlich bewegt. Meine Mutter hat aktiv daran teilgenommen, war oft auf der Straße. (…) Ich freue mich im Nachhinein sehr, dass Leipzig der Ausgangsort für einen wichtigen Impuls für Gesamtdeutschland war.“
Folgen Sie uns auf Instagram: @gladbachlive
Eine klare Meinung hat Rose auch dazu, wenn heutzutage politisch rechtsstehende Gruppen sich Sprüche wie „Wir sind das Volk“ zu Eigen machen. „Ich distanziere mich ganz klar davon, dass ein Ruf wie ,Wir sind das Volk‘ in einem rechtsnationalen Zusammenhalt instrumentalisiert wird.“
Lesen Sie hier: Florian Neuhaus muss unter Marco Rose um seinen Stammplatz kämpfen
Dass bis dato in den Köpfen mancher Menschen die Mauer immer noch vorhanden ist und zwischen „Wessi“ und „Ossi“ unterschieden wird, dazu sagt Rose: „Am Ende geht es für die Menschen immer darum, welche Chancen sie bekommen und für sich sehen. Und da gibt es drei Jahrzehnte nach der Wende zu viele, die sich nicht gut abgeholt fühlen. Die irgendwo auf der Strecke geblieben sind. Das gilt übrigens nicht nur für den Osten, sondern genauso für den Westen. Das ist ein Grund, warum es auf beiden Seiten noch Vorurteile gibt. Das ist schade, weil ich beide Seiten seit 20 Jahren kenne und weiß, dass beide schwer in Ordnung sind und es wunderschöne Orte auf beiden Seiten gibt. Es lohnt sich jedenfalls, weiter daran zu arbeiten, beide Seiten zusammenzuführen und zu entwickeln.“
Marco Rose: „Sollte kein großes Thema sein, ob jemand aus dem Osten oder Westen kommt“
Rose sagt weiter: „Mittlerweile werden Kinder groß, die lernen nur noch in der Schule, dass es mal ein geteiltes Deutschland gab. Es ist die Generation meiner Eltern, die noch bespitzelt wurde und die Historie und ihre Probleme selbst bewusst miterlebt hat. Natürlich muss man immer an diesen Teil der deutschen Geschichte erinnern und auch den Mauerfall feiern, gerade an einem solchen Jubiläum. Aber ansonsten finde ich, sollten wir alle in Deutschland mehr daran arbeiten, dass es eben kein großes Thema mehr ist, ob jemand aus dem Osten kommt oder aus dem Westen. Das muss das Ziel sein.“