„Fehlt Ellbogenmentalität“Michael Ballack mit deutlicher Kritik an Timo Werner – Skepsis bei de Ligt

DAZN-Experte Michael Ballack spricht mit Journalisten.

Michael Ballack äußerte sich beim Mediengespräch am 26. Juli 2022 in München über die neue Bundesliga-Saison.

Der langjährige DFB-Kapitän Michael Ballack sieht Nationalstürmer Timo Werner in einer herausfordernden Situation. Zudem äußerte er seine Meinung zu den neuen Stars der Bundesliga-Saison.

Michael Ballack (45), 98-maliger deutsche Nationalspieler, wird in der neuen Saison als neuer DAZN-Experte aktiv sein. Seinen ersten Einsatz hat er am 1. Spieltag am 7. August 2022 beim Spiel des 1. FC Köln gegen Schalke 04.

Im Vorfeld äußerte sich der frühere „Capitano“ in einem Gespräch gegenüber verschiedenen Medien über aktuelle Fußball-Themen. Michael Ballack über…

…Timo Werner: „Timo war schon einmal weiter, als er momentan ist. Da sprechen wir über Persönlichkeit und Charakter. Den Schritt nach Chelsea zu gehen, mit dem Wissen, welches Umfeld ihn erwartet, war mutig. Er hat es noch nicht geschafft, sich durchzusetzen. Ihm fehlt die nötige Ellbogenmentalität. Er muss seinen eigenen Anspruch noch mehr nach außen tragen. Da hat Timo aus meiner Sicht in der Vergangenheit einige Fehler gemacht. Er war in der Nationalmannschaft nah dran, der unumstrittene Stürmer zu sein. Das ist er meines Erachtens nicht mehr, die Position hat er verloren. Jetzt gilt es für ihn, die mentale Stärke wieder aufzubauen. Das gilt bei Chelsea wie im DFB-Team – mir fehlt die Ellbogenmentalität, er ist mir derzeit zu brav und ergibt sich seinem Schicksal. Timo ist ein netter Kerl, aber wenn sich das nicht ändert, wird er es weiter schwer haben.“

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Michael Ballack: „Für FC Bayern ist Champions League der Gradmesser“

…Hasan Salihamidzic: „Er hat sich in diesem Sommer in der komfortablen Situation als Sportdirektor befunden, dass er Geld ausgeben darf, um es bestmöglich zu investieren für den Verein. Wenn man das nötige Budget hat, kann man sich ganz oben rantasten. Das hat geklappt mit Sadio Mané und Matthijs de Ligt. Auf dem Papier hat der FC Bayern seine Abgänge kompensiert. Jetzt gilt es, die Neueinkäufe zu integrieren. Für die Bayern ist die Meisterschaft immer das Ziel, aber die Champions League ist der Gradmesser. In den letzten zwei Jahren waren sie nicht mehr ganz oben dran.“

…Julian Nagelsmann: „Er wird daran gemessen werden, ob er mit der Mannschaft und der Qualität das bestmögliche System findet. Es geht nicht nur darum, Deutscher Meister zu werden. Da hat der FC Bayern auch intern andere Ansprüche immer wieder an sich selbst. Das ist auch gut so, sonst wäre Bayern nicht so erfolgreich. Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben immer wieder den Finger in die Wunde gelegt und frühzeitig erkannt, wenn es Tendenzen gab, die nicht so gut sind. Das war immer die Stärke des FC Bayern. Die Frage ist, welche Art Fußball will der FC Bayern spielen. Da gilt es in den nächsten zwei, drei Jahren genau reinzuhören in das Gebilde Trainer und Mannschaft, um das Optimum herauszuholen.“

…neue Bundesliga-Stars: „Die Bundesliga hat mit Mané, de Ligt und Mario Götze einige Stars zurückbekommen. Mit Robert Lewandowski hat Bayern einen wichtigen Spieler verloren. Aber ich denke, Bayern hat alles richtig gemacht und wirtschaftlich gedacht. Für Lewandowski ist der FC Barcelona noch einmal etwas anderes, nach den vielen Jahren beim FC Bayern. Bei de Ligt muss man ein bisschen abwarten. Er war bei Juventus Turin nicht unumstritten. Von den Leistungen her ist er noch nicht der Spieler, der vielleicht dieses Weltstar-Prädikat mitbringt. Da wäre ich vorsichtig. So weit ist er noch nicht.“

Michael Ballack: „Playoffs in Bundesliga sollte man diskutieren“

…50+1: „Wenn ich das auflöse, verändere ich die Wirtschaftlichkeit der Klubs und stelle Konkurrenz her. Der FC Bayern hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gut gearbeitet und hat sich die Situation geschaffen, die es nun gibt, mit zehn Meisterschaften in Folge. Ich glaube, in München wäre man trotzdem offen für neue Investorenmodelle. In Deutschland haben die Traditionalisten ein großes Mitspracherecht, trotzdem ist Wettbewerb wichtig, um ein Produkt spannend und attraktiv zu machen. Es sollte immer gewährleistet sein, dass der Schwächere den Stärkeren schlägt. Playoffs um Meisterschaft oder Abstieg erachte ich als eine weitere Alternative, die man diskutieren sollte.“

…Hansi Flick: „Er hat viele Vorschusslorbeeren gehabt, weil er beim FC Bayern viele Erfolge gefeiert hat. Somit hatte er sofort die öffentliche Rückendeckung. Mit seiner Persönlichkeit ist er eine sehr gute Lösung nach der nicht so optimalen Entwicklung in der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren. Die Ergebnisse und die Leistungen waren teilweise durchwachsen, aber Flick hat durch seine Art wieder Ruhe reingebracht. Jetzt geht es darum, wie sich die deutsche Nationalmannschaft entwickelt. Der Anspruch ist hoch, weil die Spieler außerordentlich talentiert sind. Flick muss jetzt die nötige Mentalität in die Mannschaft bringen, die es braucht, um bei der WM ganz oben anzugreifen. Das braucht Zeit und ist die Aufgabe, der er sich nun verschreiben muss, mit Blick auf den Winter.“ (msw)