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„Wie kann man so abstürzen?“Ex-Bundesliga-Talent zerschießt NRW-Kreisliga: 35 Tore in neun Spielen

Samed Yesil am 13. Oktober 2012 bei einem U19-Länderspiel im DFB-Trikot.

Samed Yesil am 13. Oktober 2012 bei einem U19-Länderspiel im DFB-Trikot.

Samed Yesil galt auf dem Sprung zum Profi als eine der großen Hoffnungen im deutschen Fußball, Verletzungen bremsten ihn aber jäh aus. Die Kreisliga in NRW dominiert er immerhin nach Belieben.

von Béla Csányi  (bc)

Mit 18 Jahren galt er als eines der größten Talente im deutschen Fußball, schockte die Fans von Bayer Leverkusen 2012 mit seinem Last-Minute-Transfer zum FC Liverpool. Doch zum Star wurde Samed Yesil (30) vor allem wegen etlicher Verletzungen letztlich nicht.

Der in Düsseldorf geborene Stürmer wurde zum Wandervogel, in Liverpool kam er nur auf zwei Einsätze im Ligapokal. In einem Alter, in dem er bei optimalem Karriere-Verlauf noch Jahre in der Nationalmannschaft vor sich haben könnte, spielt er nun freiwillig Kreisliga B. Immerhin: Die dortige Ausbeute lässt sein gewaltiges Talent noch erkennen.

Samed Yesil steuert auf über 100 Saisontore zu

Mit Yesil hat Anadolu Türkspor Krefeld 77/88 einen enormen Erfolgsgaranten in seinen Reihen, nach neun Ligaspielen stehen satte 35 Tore zu Buche. Hinzu kommen außerdem bereits zwölf Torvorlagen. Macht einen Schnitt von gut fünf Scorerpunkten pro Spiel.

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Doch Yesil gibt sich von den Zahlen unbeeindruckt, versichert im Gespräch mit „fussball.de“: „Der persönliche Erfolg steht für mich nicht im Fokus. Entscheidend ist der Aufstieg mit dem Team.“ Mit der perfekten Bilanz und 80:7 Toren führt der ambitionierte Neuling die Liga aktuell an.

Seine Tore hatte Yesil besonders in frühen Karriere-Phasen immer wieder gemacht. Für die U19 von Bayer 04 waren es 21 in 31 Spielen der Junioren-Bundesliga. Bei den deutschen Junioren-Nationalmannschaften standen in 34 Spielen 31 Torerfolge zu Buche. Auch deshalb wurden ihm gute Aussichten zugerechnet, es später in die A-Auswahl zu schaffen.

„Rückblickend hatte ich extremes Verletzungspech, hatte mir zwei Kreuzbandrisse hintereinander geholt und war insgesamt zwei Jahre raus. Danach warfen mich kleinere Verletzungen wie Muskelfaserrisse oder Zerrungen immer wieder aus der Bahn“, blickt Yesil heute auf sein Schicksal.

2022/2023 hatte er nach Stationen in der Schweiz, Griechenland und der Türkei schon nur noch Oberliga beim VfB Homberg gespielt. Doch für das Familienleben mit inzwischen zwei Kindern wurden ihm selbst die dortigen vier Trainingseinheiten pro Woche zu viel, er trat den freiwilligen Rückzug an, spielt Fußball jetzt noch zum Spaß.

Nach dem Schritt einige Ligen tiefer setzte es trotzdem immer wieder auch negative Kommentare. „Wie kann man nur so abstürzen?“, habe Yesil anfangs immer wieder zu hören bekommen. Für ein Jahr ging es zum CSV Marathon in der Krefelder Kreisliga A (44 Tore in 27 Spielen), dazu lief er in der Baller League auf.

Jetzt spielt Yesil noch mal eine Klasse tiefer. Entsprechend groß sind dafür aber die Erwartungen. 60 Tore seien sein persönliches Ziel, im Freundeskreis werde gar schon die 100er-Marke gehandelt, verriet der Torjäger. Überheblich ist das nicht: Sollte er seinen bisherigen Schnitt auch nur annähernd halten, stünde am Saisonende tatsächlich ein dreistelliger Tore-Wert.