Das hatten sich Borussia Dortmund und vor allem Salih Özcan ganz anders vorgestellt: Durch die Leihe zum VfL Wolfsburg sollte der türkische Nationalspieler mehr Spielpraxis sammeln. Doch bei den Niedersachsen kommt Özcan kaum zum Zug.

Zehnmal kam der gebürtige Kölner in der Bundesliga bislang für die Wölfe zum Einsatz, allerdings nur zweimal über 90 Minuten. Zuletzt saß er gegen Mainz und in Augsburg über die volle Spielzeit auf der Bank, auch im Pokal-Achtelfinale gegen Hoffenheim spielte er nicht.

Özcan nur Reservist – er versteht die Welt nicht mehr

Kein Wunder, dass der frühere Profi des 1. FC Köln Frust schiebt. „Natürlich ist man unzufrieden, wenn man nicht spielt, vor allem, wenn ich weiß, dass ich Qualitäten habe, um der Mannschaft weiterzuhelfen“, sagte er der „Bild“.

Doch warum setzt Wolfsburg-Trainer Ralph Hasenhüttl kaum auf den Sechser? Özcan ist ratlos. „Ich weiß es tatsächlich selbst nicht. Ich kann es mir nicht erklären“, so der Mittelfeldspieler. „Ich gebe im Training Gas, der Trainer weiß, was ich für Qualitäten habe.“

Özcan war im Sommer 2022 dank einer Ausstiegsklausel für fünf Millionen Euro von seinem Jugendklub 1. FC Köln zum BVB gewechselt. Schnell erkämpfte er sich bei den Schwarz-Gelben einen Stammplatz im Mittelfeld, musste sich in seiner zweiten Saison aber immer häufiger mit einem Bankplatz arrangieren.

„Die neue Konkurrenzsituation in unserem Kader bringt es mit sich, dass wir ihm in der aktuellen Saison nicht mehr die gewünschte Spielzeit in Aussicht stellen können. Deshalb haben wir uns gemeinsam darauf verständigt, Salih für eine Spielzeit nach Wolfsburg zu verleihen“, hatte Sportdirektor Sebastian Kehl bei Özcans Transfer zu den Niedersachsen erklärt.

Der BVB hatte im Sommer Pascal Groß verpflichtet, am deutschen Nationalspieler kommt Özcan genauso wenig vorbei wie an Marcel Sabitzer oder Felix Nmecha.

Kehl betonte zwar: „Salih ist ein Super-Typ mit einem ehrlichen und geraden Charakter, der uns durch seine Fähigkeiten in den vergangenen zwei Jahren bereichert hat.“ Doch ob Özcan noch eine Zukunft beim ambitionierten Ruhrpott-Klub hat, ist mehr als fraglich. Und in Wolfsburg?

Özcan gibt sich kämpferisch, sagt: „Am Ende entscheidet der Trainer, ich muss einfach weiter Gas geben und positiv bleiben. Dann denke ich, werde ich meine Chance kriegen.“ Doch ein vorzeitiger Abbruch der Leihe scheint nicht ausgeschlossen. „Wenn man nicht spielt, macht man sich immer wieder Gedanken“, sagt der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler. „Im Moment ist das nicht der Fall. In die Zukunft will ich jetzt nicht schauen.“