Kommentar zum Nagelsmann-AusDieses Bayern-Beben sollte allen BVB-Fans Angst machen

Trainer Julian Nagelsmann auf der Bank.

Julian Nagelsmann saß am Sonntag (19. März 2023) zum letzten Mal als Trainer des FC Bayern München auf der Bank. Vor allem den BVB-Fans sollte das Angst machen, meint unser Autor.

Bayern München hat Trainer Julian Nagelsmann gefeuert. Eine Nachricht, die vor dem großen Meisterschafts-Duell gegen den BVB zur Unzeit kommt, könnte man als Bayern-Fan meinen. Doch viel schlimmer ist sie für den Kontrahenten aus dem Revier – und den Rest der Bundesliga.

von Tim Kronner  (mac)

Dieses Bayern-Beben lässt die ganze Liga erzittern: Der Münchner Serienmeister feuert am Donnerstagabend (23. März 2023) in einer Hauruckaktion Trainer Julian Nagelsmann (35). Die Botschaft dahinter ist klar – und sollte vor allem in Dortmund Anlass zur Sorge sein.

Zugegeben: Der FC Bayern hat nach der 1:2-Niederlage am vergangenen Bundesliga-Spieltag in Leverkusen die Tabellenführung an den BVB verloren. Das ist nicht der Anspruch des deutschen Rekordmeisters, der jedes Spiel gewinnen will und den Liga-Titel am liebsten schon im März feiert. Doch die Trennung von Julian Nagelsmann sagt etwas aus, das den deutschen Fußball-Fans außerhalb Münchens Angst machen sollte.

FC Bayern: Selbst wenn ihr gut seid, seid ihr zu schlecht für uns!

Das Aus von Julian Nagelsmann heißt nicht weniger als: Selbst wenn ihr gut seid, seid ihr zu schlecht für uns! Nach bayerischem Selbstverständnis müssen die Münchner auch in für ihre Verhältnisse negative Phasen immer noch besser sein als alle anderen Bundesliga-Klubs in ihren besten Tagen. Der Wechsel an der Tabellenspitze hat offenbar nichts damit zu tun, dass der BVB zuletzt eine unglaubliche Siegesserie startete. Es kann anscheinend nicht sein, dass die Meisterschaft ausnahmsweise noch offen ist, weil der Gegner auch eine gewisse Qualität hat. Die Konsequenz: Das „Problem“ ist hausgemacht, es muss am eigenen Trainer liegen!

Alles zum Thema Julian Nagelsmann

Dabei stellen die Münchner die beste Offensive und Defensive der Liga, haben in der gesamten Saison erst drei Spiele verloren. Sie liegen nur einen Punkt hinter dem BVB, den sie im Gipfeltreffen am 1. April aus eigener Kraft überflügeln und in aller Ruhe die elfte Meisterschaft in Folge einfahren können.

Im DFB-Pokal stehen die Bayern im Viertelfinale und auch in der Champions League ist der Klub noch dabei. Auf dem Weg ins Viertelfinale schaltete die Nagelsmann-Truppe mal eben souverän den Milliarden-Klub aus Paris aus. Das Triple ist auch in diesem Jahr möglich.

All das hört sich alles andere als nach Krise an. Doch in München gelten anscheinend andere Maßstäbe, wenn man trotz dieser Bilanz bereit ist, einen der gefragtesten Trainer, den die Bundesliga in jüngerer Vergangenheit hervorgebracht hat, zu feuern. Wenn man bereit ist, 25 Millionen Euro Ablöse, die man im Sommer 2021 für Nagelsmann nach Leipzig überwies, zu verbrennen – und der obendrein noch einen Vertrag bis 2026 hat.

Deutschlands nächster Welttrainer?

Julian Nagelsmanns Karriere in Bildern

Trainer Julian Nagelsmann lacht vor Beginn des Spiels.

Eine Rekordsumme von 25 Millionen Euro überwies der FC Bayern 2021 an RB Leipzig, um Trainer Julian Nagelsmann an die Säbener Straße zu lotsen. Die auf fünf Jahre ausgelegte Beziehung hielt allerdings nur bis März 2023. Im September 2023 wurde Nagelsmann neuer Bundestrainer. EXPRESS.de blickt in der Galerie auf seine bisherige Karriere zurück. (Foto: 15. Februar 2020)

 Sandro Wagner Bayern U19, vorn gegen Julian Nagelsmann 1860 U19

Seine Jugend als Spieler verbrachte Nagelsmann beim FC Augsburg und dem TSV 1860 München. Sein Profidebüt gab der 1,90 Meter große Innenverteidiger nie, da er aufgrund eines Knorpelschadens im Alter von 20 Jahren seine Karriere beenden musste. Erkannt? Hier lauert er im Rücken von Sandro Wagner (Foto: 18. Februar 2006)

Der damalige Co-Trainer von TSV 1860 München sitzt auf der Trainerbank.

Bei seinem Ex-Club FC Augsburg agierte er ein halbes Jahr als „Gegnerscout“, ehe es ihn im Sommer 2008 weiterzog zum TSV 1860 München als Co-Trainer der U17. (Foto: 16. Mai 2010)

Julian Nagelsmann trinkt in der Coachingzone aus seiner Wasserflasche.

Ab der Saison 2010/11 trainierte Nagelsmann Mannschaften im Jugendbereich der TSG Hoffenheim. Ein Jahr später rückte er in den Trainerstab des damaligen Interims-Trainers Frank Kramer. (Foto: 11. Juni 2014)

Julian Nagelsmann beobachtet in seiner Rolle als Co-Trainer das Training der Bundesligamannschaft am Trainingszentrum.

Zur Saison 2013/14 übernahm Nagelsmann die A-Junioren als Cheftrainer und gewann die Meisterschaft – als jüngster Trainer (26) jemals. (Foto: 4. Dezember 2012)

Julian Nagelsmann und Sportdirektor Alexander Rosen stehen am 12.02.2016 in Zuzenhausen bei einer Pressekonferenz auf dem Podium.

Im Februar 2016 übernahm Nagelsmann die abstiegsgefährdete erste Mannschaft des TSG 1899 Hoffenheim auf Platz 17. Mit sieben Siegen erreichte der damals noch eher unbekannte Trainer, den vorzeitigen Klassenerhalt am 33. Spieltag. (Foto: 12. Februar 2016)

Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann steht vor einer Werbebande mit der Aufschrift "Champions League".

2016/17 und 2017/18 formte Nagelsmann aus den abstiegsgefährdeten Sinsheimern eine deutsche Topmannschaft. Platz vier und Platz drei folgten und damit die ersten Teilnahmen an Europa League und Champions League. (Foto: 14. August 2017)

Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann gestikuliert an der Seitenlinie.

Zur Saison 2018/19 wechselte Julian Nagelsmann zu RB Leipzig. Seine erste Saison beendete er auf Platz drei. Hoch intensives Pressing und blitzschnelle Umschaltbewegungen galten als Rezept für den Erfolg der Leipziger. (Foto: 3. Februar 2021)

Julian Nagelsmann, Trainer von RB Leipzig, nimmt an einer Video-Pressekonferenz teil.

Seinen bis dahin größten Erfolg feierte er in der Saison 2019/20 mit dem Einzug ins Halbfinale der Champions League, in welchem RB Leipzig Thomas Tuchels Paris Saint-Germain unterlag. (Foto: 17. August 2020)

Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann gestikuliert.

In seiner zweiten Saison 2020/21 bei RB Leipzig holte Nagelsmann die Vize-Meisterschaft. Im Sommer 2021 wechselt der vielversprechende Toptrainer für eine Rekordablösesumme (25 Millionen Euro) zum FC Bayern München. (Foto: 16. April 2021)

Nagelsmann reckt die deutsche Meisterschale in die Höhe.

In seiner ersten Saison mit dem FC Bayern München gewann er mit der deutschen Meisterschaft seinen ersten großen Titel. Im DFB-Pokal und der Champions League schied der FCB jedoch enttäuschend früh aus. (Foto: 8. Mai 2022)

Julian Nagelsmann blickt vor seinem letzten Spiel als Trainer beim FC Bayern München nachdenklich zu Boden.

Abgang mit gesenktem Kopf: Julian Nagelsmann nach seinem letzten Spiel als Bayern-Trainer am 19. März 2023 in Leverkusen. Obwohl der FC Bayern zu diesem Zeitpunkt noch in drei Wettbewerben Titel-Aussichten besitzt, zieht der Rekordmeister die Reißleine und trennt sich vom teuersten Trainer seiner Vereinsgeschichte.

Julian Nagelsmann am Mikrofon.

Nach der Entlassung von Hansi Flick als Bundestrainer am 10. September 2023 kristallisierte sich Julian Nagelsmann (hier am 9. März 2023) schnell als Wunschkandidat für die Nachfolge heraus. Am 22. September wurde die Verpflichtung dann vom DFB bestätigt: Nagelsmann unterschreibt einen Vertrag bis zum 31. Juli 2024 und wird die Nationalmannschaft bei der Heim-EM betreuen.

Julian Nagelsmann klatscht mit Ilkay Gündogan ab.

Zunächst haperte es auch unter Nagelsmann, so gab es unter anderem im November 2023 in Österreich eine Pleite. Im neuen Jahr besiegte das DFB-Team im März aber Frankreich und die Niederlande. Plötzlich war die EM-Euphorie entfacht! (Foto: 23. März 2024)

Julian Nagelsmann trinkt aus einem Wasserglas.

Danach brodelte die Gerüchteküche: Nagelsmann sollte unter neuer Vereinsführung zum FC Bayern zurückkehren. Doch Nagelsmann sagte seinem Ex-Klub ab, verlängerte am 19. April 2024 seinen Vertrag beim DFB bis zur WM 2026. (Foto: 25. März 2024)

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In derselben Situation würden Trainer wohl bei fast allen anderen Bundesliga-Vereinen auf Händen getragen. Doch nicht in München. Der FC Bayern will besser sein als das, was andere als „besser geht's nicht“ empfinden.

Und das sollte der Liga-Konkurrenz Angst machen, allen voran dem BVB. Denn sollte den Bayern das gelingen, was sie mit dieser Entscheidung durchblicken lassen, dürfte es bald wieder vorbei sein mit der Dortmunder Glückseligkeit über die Tabellenführung.

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Mit Thomas Tuchel (49), der Nagelsmanns Nachfolger wird, deutet sich für den BVB ein echter Albtraum an. Der Trainer, den die Dortmunder Bosse Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc damals trotz sportlicher Erfolge vom Hof jagten, weil es auf der persönlichen Ebene haperte, könnte jetzt seine späte Rache bekommen.

Tuchel entreißt dem BVB die so ersehnte – und endlich mal wieder für möglich gehaltene – Meisterschale und eilt mit den Bayern in neue Sphären des Erfolgs, den sich der Rest der Liga so nicht einmal erträumen könnte. Eine Vorstellung, die wohl allen BVB-Fans schlaflose Nächte bereiten dürfte.

Und nicht nur in Dortmund. Auch für die Bundesliga ist das Nagelsmann-Aus ein Albtraum, der – sollte der Tuchel-Plan aufgehen – dazu führen wird, dass Überraschungsmeister wie einst der VfL Wolfsburg oder der VfB Stuttgart noch seltener werden als ohnehin schon.