Der FC Bayern hat in Robert Lewandowski seine Tor-Garantie verloren. Doch, wer glaubte, dass das den Rekordmeister nachhaltig beeindruckt, sieht sich nach dem Schützenfest bei Eintracht Frankfurt getäuscht. Ein Kommentar.
KommentarBundesliga-Auftakt in Frankfurt: Der FC Bayern hat Lewandowski verloren – na und?
Der FC Bayern München hat in Robert Lewandowski seine Tor-Garantie im Sommer an den FC Barcelona verloren. Doch, wer glaubte, dass das den Bundesliga-Rekordmeister nachhaltig beeindruckt, sieht sich nach dem Supercup-Sieg und dem Schützenfest zum Bundesliga-Auftakt bei Eintracht Frankfurt getäuscht. Die Bayern spielen schneller, variabler und treffen, wie sie wollen. Das 6:1 am Freitagabend ist eine Warnung an die Liga. Ein Kommentar.
Spätestens nach elf Minuten war es wieder um die Spannung in der Fußball-Bundesliga geschehen. Die drückend überlegenen Bayern hatten gerade das 2:0 in Frankfurt erzielt – und damit eine deutliche Botschaft an die Konkurrenz geschickt.
FC Bayern fängt Lewandowski-Abgang auf viele Schultern auf
Zur Halbzeit stand es bereits 5:0 für den Rekordmeister – der höchste Halbzeitrückstand für die Frankfurter seit 55 Jahren. Das Besondere: Fünf unterschiedliche Bayern-Stars hatten sich nach 45 Minuten in die Torschützenliste eingetragen.
Den Abgang von Torjäger Robert Lewandowski (33) kompensierten die Münchner damit spielerisch leicht. Und mit viel Tempo. Die Bayern, die mit Zugang Sadio Mané (30) und dem deutschen Nationalspieler Serge Gnabry (27) bei Eintracht Frankfurt stürmten, überrollten mit den zudem blendend aufgelegten Thomas Müller (32) und Jamal Musiala (19) den amtierenden Europa-League-Sieger förmlich in Hochgeschwindigkeit.
Die Frage, die sich nach elf Treffern in zwei Pflichtspielen aufdrängt: Ist der amtierende Deutsche Meister ohne Lewandowski etwa noch stärker als mit dem Polen, der in den vergangenen drei Bundesliga-Spielzeiten sagenhafte 110 Treffer erzielte?
Bayern ohne Lewandowski noch schneller, noch variabler
Für eine abschließende Beurteilung dieser Frage ist es nach 90 Minuten Bundesliga-Fußball der Saison 2022/23 freilich noch etwas früh, doch die von einigen Experten hochgehandelte Konkurrenz aus Dortmund und Leipzig ist nach der Machtdemonstration des Rekordmeisters gewarnt. Was auffällt: Die Bayern sind ohne Lewandowski noch schwieriger auszurechnen, wirbeln offensiv noch variabler als mit klassischer Nummer Neun.
Es bleibt dennoch abzuwarten, ob sie diese Frühform und dieses Tempo konstant so hochhalten können, ob die Konkurrenz nicht doch ein taktisches Mittel in Zukunft findet (die von Leipzig und Frankfurt praktizierte Dreierkette scheint nicht geeignet) – und auch die lange WM-Pause mitten in der Saison könnte Einfluss auf einen möglichen Durchmarsch der Bayern haben.
Schließlich war der FCB auch nach drei sehr dominanten Jahren unter Trainer Pep Guardiola 2016/17 mit dem damaligen neuen Coach Carlo Ancelotti mit einem 5:0-Kantersieg über Werder Bremen gestartet. Damals waren viele Experten der Meinung, das Team habe sich von Guardiolas taktischen Fesseln befreit und sei viel stärker als zuvor. Ein Trugschluss, wie sich relativ schnell herausstellte.
Doch allzu viel Hoffnung auf Spannung in der Bundesliga sollten sich die Fans dennoch nicht machen. Denn auch damals reichte es für den FC Bayern zum Meistertitel. So wie immer in den vergangenen zehn Jahren. Die Leistungen in Leipzig und Frankfurt lassen nicht darauf schließen, dass sich ein Ende der Bayern-Dominanz abzeichnet. Auch nicht ohne Lewandowski.