Robert Lewandowski verlässt den FC Bayern in Richtung Barcelona. Dass das Transfer-Theater endlich ein Ende hat, ist gut – denn es macht die Bundesliga attraktiver, meint unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar.
Kommentar zu Lewandowski Nummer des bockigen Schulkinds zieht – und die Liga profitiert
Fünf Tore in neun Minuten machen? 41 Treffer in einer Bundesliga-Saison erzielen? Sich beim FC Bayern aus dem Vertrag wurschteln? Für Robert Lewandowski (33) ist alles machbar.
Die Posse um den polnischen Mittelstürmer ist endlich beendet. Er verlässt den deutschen FCB, um beim spanischen FCB anzuheuern. Über Wochen zog sich das Hin und Her – und das hat genervt.
Robert Lewandowskis Wechsel ist Ausdruck eines Machtwechsels
Eigentlich hatte Bayern-Boss Oliver Kahn (53) beim Aufkommen der ersten Gerüchte auf den Tisch gehauen und einem vorzeitigen Lewandowski-Abgang einen Riegel vorgeschoben.
Doch Kahns eindeutiges „Basta, er bleibt“ verweichlichte immer mehr zu einem „Vielleicht darf er doch gehen, wenn die Ablöse stimmt“. Letztlich fließen nun etwa 50 Millionen Euro für den fast 34-Jährigen. Eine happige Summe dafür, dass Barça mit 1,35 Milliarden Euro in der Kreide steht, aber gut.
Dass Lewandowski nach Spanien geht, kann ihm grundsätzlich nicht übelgenommen werden. Mit dem FC Bayern München hat er schließlich alles gewonnen: Nach jeder Spielzeit in München durfte er sich Deutscher Meister nennen, hinzukommen drei Pokalsiege, der Champions-League-Gewinn 2020 sowie die Titel bei der Klub-WM und dem UEFA-Super-Cup.
Irgendwann braucht ein Sportler einfach noch mal eine neue Herausforderung – und die bekommt er in Katalonien definitiv.
Lewandowski-Wechsel: Die Fußballer sitzen am längeren Hebel
Das Problem ist nicht, dass Robert Lewandowski nach acht Jahren geht, sondern die Art und Weise, wie sein Wechsel zu Barça vonstattengegangen ist. Der Transfer ist der neuerliche Beweis, dass sich die Machtpositionen im Fußball in eine ungesunde Richtung verschoben haben.
Denn: Nicht mehr die Klubs, sondern die Spieler sitzen trotz bestehender Verträge am längeren Hebel: Wer wechseln möchte, streikt einfach. Wird der Wechsel nicht ermöglicht, kommt der beleidigte Spieler eben zu spät zum Training und gibt mal 80 Prozent, mal 50 Prozent.
Eines der prominentesten Beispiele ist Ousmane Dembélé (25), der zu seiner Dortmunder Zeit ebenfalls auf Teufel komm raus zu Barca wollte. Sein damaliges Verhalten mit dem eines bockigen Schuldkinds zu vergleichen, käme einer Ehrverletzung für jedes bockige Schuldkind gleich.
Robert Lewandowskis Abgang eröffnet Chancen für die Liga
Abgesehen von dieser Erkenntnis ist der Lewandowski-Abgang als Möglichkeit zu verstehen – und zwar für alle Seiten. Für den FC Barcelona, der einen Weltklasse-Stürmer bekommt. Für Lewandowski, der seinen Torhunger in einer anderen Liga beweisen kann. Und natürlich auch für die einigermaßen ambitionierten Bundesligisten.
Denn: Auf die Schnelle werden die Bayern keinen Spieler finden, der mal eben 30 Tore plus in einer Bundesliga-Saison garantiert. Das wird wohl auch Bayerns Star-Neuzugang Sadio Mané (30) nicht gelingen, insofern er in Zukunft überhaupt in der Sturmspitze auflaufen sollte.
Da die bayerische Lebensversicherung namens Lewandowski von jetzt auf gleich weg ist, dürfen sich Vereine wie Borussia Dortmund oder auch RB Leipzig daher ein wenig mehr Hoffnungen auf den Meister-Titel machen als zuvor.
Denn: Nie in den vergangenen Jahren waren die Bayern so verletzlich wie in der anstehenden Spielzeit – und genau das macht die Bundesliga attraktiver.
Auch für die Bayern könnte sich eine Zunahme an Spannung in der Liga als Vorteil herausstellen. Gerade dann, wenn es in der Champions League wichtig wird, muss auch die Konzentration bei den Bayern-Spielern stimmen. Und wie kann der Fokus am besten hochgehalten werden? Wenn an jedem Wochenende Bestleistungen abgerufen werden müssen!
Ganz ehrlich: Selbst die Bayern-Fans wollen doch lieber ein Meisterschaftsdrama wie 2001, egal zu wessen Gunsten – als Bundesliga-Titel, die schon am 28. Spieltag vergeben werden.