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Kommentar zum Hoeneß-EklatSo wird aus Abteilung Attacke nur noch die Abteilung Peinlichkeit

Uli Hoeneß beschimpfte Bayern-Fan Michael Ott.

Uli Hoeneß zieht davon, nachdem er Bayern-Mitglied Michael Ott bei der Jahreshauptversammlung am 15. Oktober 2022 beschimpft hatte. Auf die Antwort des Fans wartete er nicht.

Uli Hoeneß hat bei der ansonsten gesittet ablaufenden Mitgliederversammlung des FC Bayern München erneut für Schlagzeilen gesorgt, indem er Katar-Kritiker Michael Ott beschimpfte. Ein Kommentar.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Dass die Jahreshauptversammlungen des FC Bayern im Herbst meist mit einem Eklat enden, das hat inzwischen fast so viel Tradition wie die Überreichung der Meisterschale an die Münchner im Mai.

Am Samstag (15. Oktober 2022) lief im „Audi Dome“ stundenlang alles harmonisch und professionell. Doch dann leistete sich erneut Ehrenpräsident Uli Hoeneß (70) einen üblen Fehltritt.

Uli Hoeneß sorgte schon mehrmals für Schlagzeilen auf den Versammlungen

Unvergessen, wie der frühere Bayern-Boss 2007 die Fans beschimpfte: „Eure Scheiß-Stimmung, da seid ihr doch verantwortlich!“. Oder seine kämpferische Ankündigung „Das war's noch nicht“, mit der er im Mai 2014 seine Rückkehr angesichts der drohenden Gefängnisstrafe wegen seiner Steuerhinterziehung ankündigte.

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Seit 2019 hat Hoeneß keine offizielle Funktion mehr beim Rekordmeister und deshalb auch keinen Platz mehr auf dem Podium in den Versammlungen. Das hindert ihn aber nicht daran, seine Meinung gewohnt lautstark kundzutun.

Dass er Mitglied und Katar-Kritiker Michael Ott (29) mit erhobenem Zeigefinger beschimpfte, ließ die zuvor so gesittet und demütig ablaufende Veranstaltung wieder zum Skandal verkommen. „Ihr Auftritt war peinlich. Das ist der Fußball-Club Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International“, pampte er den kritischen Redner an.

Übersetzt bedeutet die Hoeneß-Entgleisung, dass im Fußballverein kein Platz für Menschenrechts-Debatten sein darf. Dass es kritische Stimmen gibt, die eine Verlängerung des Sponsorings mit der katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways gibt, kann der Ex-Präsident nicht akzeptieren. Und das ist ein gefährlicher Hinweis auf das Demokratie-Verständnis des Ex-Funktionärs.

Schon vor einigen Wochen verdeutlichte Hoeneß bei einem erneuten Anruf in der Talkrunde „Doppelpass“, wie er Diskussionen führen will. Damals polterte er laut drauf los, beschimpfte vor allem Talk-Teilnehmer Andreas Rettig (59) und legte wieder auf, ohne sich einer Debatte zu stellen. Auch auf die Antwort von Katar-Kritiker Ott wartete der frühere Vereins-Patron am Samstag nicht mehr.

Ob Toni Kroos (32), Juan Bernat (29), Mesut Özil (34) oder Marc-André ter Stegen (30) – viele waren schon Zielscheibe des Hoeneß-Populismus.

Natürlich gehören Emotionen und der Blick durch die Vereinsbrille bei einem Fußballverein und bei den entsprechenden Versammlungen dazu. Wenn jedoch eigenen Mitgliedern eine kritische Meinung verboten wird, dann wird aus der Abteilung Attacke nur noch die Abteilung Peinlichkeit.