TV-Experte Hamann äußert sich vor dem Topspiel Dortmund gegen Bayern kritisch über Manuel Neuer. Aus Sicht des Ex-Profis kann der Torwart sogar zur Chance für den BVB werden. Die Münchner reagieren.
Manuel Neuer als Schwachstelle?FC Bayern antwortet vor BVB-Spiel auf Hamann-Kritik
Dietmar Hamann sorgt mit seinen Experten-Aussagen für Kopfschütteln beim FC Bayern München. Vor dem Topspiel des Bundesliga-Tabellenführers bei Borussia Dortmund hat der Ex-Nationalspieler diesmal Deutschlands Rekordtorhüter Manuel Neuer (38) als mögliche Schwachstelle der Münchner ausgemacht.
„Es hat dieses Jahr schon öfter Situationen gegeben, wo Neuer an Toren Schuld war oder wo er Glück hatte, wie in Bochum, dass Minjae Kim den Ball von der Linie kratzt“, sagte der Fußball-Experte bei einer Presserunde des Pay-TV-Senders Sky. „Das heißt, wenn du Bälle über die Köpfe der Abwehr spielst: Da hat ihn sein Timing das ein oder andere Mal im Stich gelassen.“
Christoph Freund: „Wir leben in einem Land, in dem es Meinungsfreiheit gibt“
Hamanns Einschätzung kam in einer Phase, in der die Bayern mit Neuer im Tor sieben Zu-Null-Siege in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal aneinandergereiht haben. Dementsprechend unaufgeregt fällt auch die Antwort der Bayern aus.
„Wir leben in einem Land, in dem es Meinungsfreiheit gibt. Das ist ja gut“, äußerte Bayerns Sportdirektor Christoph Freund, als er vor der Pressekonferenz zum Spiel in Dortmund auf Hamanns Meinung angesprochen wurde.
„Entscheidend ist, was wir denken. Wir vertrauen unseren Jungs. Ich glaube, wir müssen da nicht groß diskutieren. Manuel Neuer ist ein herausragender Torhüter, der sich auch aktuell in einer sehr guten Verfassung zeigt. Nicht umsonst haben wir in den letzten sieben Spielen zu Null gespielt. Er hat einen großen Anteil daran. Näher eingehen will ich darauf nicht.“
Bayern-Trainer Vincent Kompany hat sich angewöhnt, einzelne Experten-Meinungen nicht mehr groß zu bewerten oder einzuordnen. Es sei wichtig, „nicht zu beachten, was andere über unsere Spieler sagen. Einmal sind sie die Schlechtesten, einmal sind sie die Besten“. Vielmehr zähle nur die eigene, interne Einschätzung, betonte der Coach.
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Dass Hamann die Bayern kritisiert, ist nicht ungewöhnlich. Dass die Kritik sehr oft an den Haaren herbeigezogen ist, auch nicht. Fast schon absurd mutete die Kritik an Jamal Musiala an. „Mit Musiala kannst du erfolgreichen Fußball spielen, aber wenn man sich die vergangenen Jahre anschaut, waren die Bayern meistens von Einzelaktionen abhängig. Das hängt auch mit Musiala zusammen“, befand Hamann, der sogar noch deutlicher wurde: „Musiala ist eher ein Einzelspieler und oft ein Alleinunterhalter. Wenn er zehnmal den Ball bekommt, nimmt er neunmal den Kopf runter und fängt an zu dribbeln“, ätzte der Sky-Experte im September noch in Richtung Musiala.
Ebenfalls ständig in Hamanns Fadenkreuz: Bayerns Bomber Harry Kane. Hamanns exklusive Meinung über den englischen Torjäger in seiner Sky-Kolumne: „Ich habe schon nach der EM im Sommer gesagt, dass er den Beweis noch schuldig ist, die 100 Millionen wert zu sein – auch wenn er letztes Jahr über 30 Tore geschossen hat.“
„Didi Hamann ist wie ein Tinnitus“
Bayerns Sportvorstand Max Eberl hatte sich daraufhin über Hamann echauffiert: „Didi Hamann ist wie ein Tinnitus. Der kommt alle drei Tage hoch.“
Hamann legte daraufhin gegen den Bundesliga-Torschützenkönig nach: „Kane wurde nicht geholt, um gegen Darmstadt einen Hattrick zu erzielen. Er wurde geholt, um gegen Leverkusen und Aston Villa ein Tor zu machen und im Viertelfinale der Champions League zu treffen. Das hat er bislang nicht gemacht. Ich bleibe beim Stürmerstar weiter skeptisch.“
Kane antwortete dem Experten zuletzt vor dem 1:0-Sieg gegen PSG in der Champions League höflicher als Eberl: „Vielleicht ist es ein wenig aus dem Kontext“.
Hamann beißt sich vor Topspiel gegen BVB an Neuer fest
Mit Blick auf Neuer-Szenen wie bei Bayerns 1:0 in der Champions League gegen Paris Saint-Germain, als der Weltmeister von 2024 weit aus seinem Tor kam, sagte Hamann: „Am Dienstag hat er zwei, drei Situationen gehabt, wo das ganze Stadion die Luft angehalten hat und es gab keine Not. Es war absolut unnötig, dort so ein Risiko zu gehen.“
Auf den BVB bezogen ergänzte der 51-Jährige: „Das ist sicher auch was, wenn du vier schnelle Spieler nach vorne hast, wo du die ein oder andere Chance bekommen wirst.“
Obwohl die Bayern mit zehn Punkten Vorsprung auf den fünftplatzierten BVB ins Spiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gehen, sieht Hamann den Revierclub nach zuletzt überzeugenden Siegen in der Bundesliga und in der Champions League nicht aussichtslos – im Gegenteil. „Die haben eine richtig gute Chance“, sagte der frühere Münchner. „Ich glaube, dass sie nicht verlieren“, sagte er und tippte auf ein 2:2. (dpa/can)