Am Sonntagmorgen diskutierte der ehemalige Vorstand des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, bei „Sky90“ über Joshua Kimmich, Markus Anfang und die Krise beim FC Bayern München.
„Grenzt an Körperverletzung“ Heftige Impf-Diskussion bei „Sky90“ über Kimmich und Anfang
München. Am Sonntagmorgen (21. November 2021) diskutierte der ehemalige Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge (66) bei „Sky 90“ über den FC Bayern München und die aktuelle Krisensituation. Es war erst der zweite TV-Auftritt mit Bruder Michael (57). Der erste war 1983. Jetzt saßen die Brüder Rummenigge wieder gemeinsam in einer TV-Runde. Mit dabei auch Experte Didi Hamann (48).
Gleich zu Beginn machte Moderator Patrick Wasserziehr (55) klar: „Wir reden heute nicht über Katar.“ Ob das ein Wunsch des ehemaligen Bayern-Vorstands war? Themen gab es natürlich auch so genug. Vor allem das Impf-Debakel bei den Bayern um Joshua Kimmich (26) und die Impffälschungs-Vorwürfe gegen Ex-Bremen-Coach Markus Anfang (47).
Rummenigge: Kimmich-Ausfall kann der FC Bayern nicht kompensieren
„Die Niederlage in Augsburg hat mehrere Gründe. Corona hat schon den ganzen Verein und die Mannschaft beschäftigt. Einer der wichtigsten im Mittelfeld hat gefehlt: Joshua Kimmich. Er ist der zentrale Mann, der das Tempo bestimmt. Das schafft kein Klub auf der Welt, solche Spieler wie Joshua Kimmich zu ersetzen. Das ganze Impfthema nervt den Klub gewaltig“, ist „Kalle“ Rummenigge sicher.
Die Politik hat ermöglicht, dass ein Arbeitgeber ungeimpfte Mitarbeiter in Quarantäne nicht mehr bezahlen muss. Das wollen nun auch die Bayern umsetzen und Kimmich ans Gehalt gehen. Karl-Heinz Rummenigge stellt klar: „Der Verein muss reagieren, auch weil es demnächst wieder nur 25 Prozent Zuschauerauslastung gibt. Aus 75.000 Fans werden 19.000. Das wird erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auch beim FC Bayern haben.“
Doch er bleibt skeptisch, ob die ungeimpften Bayern-Spieler sich überzeugen lassen: „Alle im Verein haben versucht, das Problem zu lösen, ich weiß nicht, ob es jetzt klappt. Es haben zahlreiche Gespräche stattgefunden, auch Professor Schmidt hat mit Kimmich geredet. Es hat bisher nicht geklappt. Aber 32 Prozent in Deutschland haben Impfbedenken. Es gibt auch in der Bundesliga weitere Spieler. Diese Bedenken sollte man lösen, damit wir eine Herdenimmunität in Deutschland erreichen. Es ist alternativlos, es geht nur über den Impfstatus.“
Michael Rummenigge: Vielleicht trifft man Impfgegner beim Geld
Michael Rummenigge glaubt: „Eigentlich muss bei den Spielern jetzt ein Umdenken stattfinden. Vielleicht trifft man die Spieler beim Geld.“
Didi Hamann hat einen klaren Standpunkt: „Kimmich muss wissen, wer ihn bezahlt. Er hat die Mannschaft geschwächt. Die anderen Spieler leiden darunter, keine Siegprämien und so weiter. Es kann nicht sein, dass er zu Hause in Quarantäne sitzt. Bis er fit wird, dauert es auch wieder. Kimmich hat Verantwortung dem Verein gegenüber. In Österreich muss ab 1. Februar jeder geimpft sein. Das Problem wird sich bei uns auch bald lösen. Es wird früher oder später so kommen, dass Ungeimpfte ausgeschlossen werden. Es gibt keine Alternative, um das zu lösen.“
Karl-Heinz will aber nicht nur auf Kimmich rumreiten: „Er wird stigmatisiert. Jetzt liegt es an Politikern und Wissenschaftlern, diese Bedenken auszuräumen. Wie gesagt: 30 Prozent der Bevölkerung hat Bedenken. Da muss man sich was einfallen lassen. Es besteht Bedarf, etwas zu verbessern. Die Lösungen muss man mit Überzeugung bringen, damit die Menschen den Glauben haben.“
Bei den Bayern sorgt das Thema intern für einen tiefen Graben. Und damit setzt der Klub alle Ziele aufs Spiel. Michael Rummenigge glaubt: „Die Spieler diskutieren das schon. Manuel Neuer ist geimpft, Kimmich nicht, beide sind Führungsspieler. Das ist nicht so ganz einfach für eine Mannschaft. Normal verliert der FC Bayern nicht in Augsburg.“
Hamann sicher: Viele Bayern-Spieler machen Druck bei Oliver Kahn
Hamann: „Ich glaube, dass viele Spieler Druck machen, weil es an ihr Geld geht. Was ist, wenn es passiert, dass vor dem Champions League-Achtelfinale sechs oder acht Spieler in Quarantäne müssen? Neuer oder Müller werden jetzt sicherlich bei Oliver Kahn vorstellig, und machen Druck, damit alle geimpft werden. Die Vereine sollen alle Mittel ausschöpfen und ihnen das Gehalt kürzen.“
Markus Anfang: Fälschungs-Vorwürfe sorgen für Entsetzen
Dann wurde über Ex-Bremen-Trainer Markus Anfang und die Vorwürfe, er habe gefälschtes Impfzertifikat, gesprochen. Michael Rummenigge: „Wenn es denn so sein sollte, ist es ein fatales Signal an die Öffentlichkeit, dass da etwas vorgegaukelt wird. Sollte sich alles bestätigen, wird es schwer für ihn, nochmal einen Job zu finden.“
Hamann war beim Thema Anfang sichtlich aufgewühlt: „Ich war fassungslos. Wie kann so was sein? Es hat sich etwas erhärtet, aber es ist ein laufendes Verfahren, deshalb muss man vorsichtig sein. Nur, es geht noch einen Schritt weiter: Er wäre geimpft gewesen mit einem gefälschten Zertifikat. Er wird sich dann nicht jeden Tag gestetest haben. Die Bremer haben möglichweise auch ungeimpfte Spieler, die müssen sich dann jeden Tag testen lassen. Aber Anfang wäre möglicherweise auf dem Trainingsgelände gewesen und hatte mit Risikogruppen Kontakt gehabt. Das grenzt an Körperverletzung und ist an Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten – wenn es so sein sollte. In eine Kabine zu gehen, durch die Geschäftsstelle, in die Küche – als Trainer hast du Kontakt mit vielen, vielen Leuten. Und dann ungeimpft in so ein Umfeld zu gehen und zu sagen du bist geimpft und wahrscheinlich nicht getestet. Wie gesagt: Mir fehlen die Worte.“
„Kalle“ Rummenigge meint, dass die Vorwürfe gegen Anfang eine Berechtigung haben: „Wenn ich geimpft wäre, würde ich den Arzt präsentieren. Die Chance, dass es eine Fake-News ist, ist relativ gering. Es ist illegal und damit eine große Nummer.“ (ubo)