Die Nationalmannschaft hatte mit ihrem Flugzeug auf dem Rückweg von Island Probleme und musste außerplanmäßig in Schottland landen. Mit einer Ersatzmaschine ging es für die DFB-Elf nach langem Warten weiter.
Flugzeug-Panne der DFB-ElfNach Panne mit Notstromaggregat: Flick-Team landet neun Stunden zu spät
Edinburgh. Diese Rückreise vom WM-Quali-Trip hatten sich alle ganz anders vorgestellt. Unmittelbar vor dem vierten Bundesliga-Spieltag erlebten einige Nationalspieler eine ganz und gar nicht perfekte Vorbereitung auf die Spiele am Wochenende. Beim Heimflug der Nationalspieler musste der Charterflieger mit etlichen DFB-Stars an Bord am frühen Donnerstagmorgen (9. September 2021) außerplanmäßig in Schottland zwischenlanden. Es folgten quälend lange Stunden des Wartens.
Die Länderspielreise war für die deutsche Nationalmannschaft aus sportlicher Sicht ein voller Erfolg. Mit dem 4:0 auf Island endeten die drei WM-Quali-Begegnungen mit der optimalen Ausbeute von drei Siegen und 12:0 Toren.
Nationalmannschaft im Flugzeug: Plötzlich Landung in Schottland
Mit Sonderflug KLJ2703 sollte es eigentlich direkt nach Spielschluss von Reykjavik mit dem Großteil des DFB-Aufgebots nach Frankfurt gehen. Um 1.03 Uhr Ortszeit hob die Maschine vom Flughafen Keflavík ab.
Doch dann erlebte die Nationalmannschaft im Flugzeug eine Überraschung: Auf Höhe des schottischen Arbroath machte die Maschine plötzlich eine scharfe Rechtskurve, und der Pilot gab um 3.48 Uhr den Notruf-Code 7700 ab. Dieser steht zum Beispiel für medizinische Notfälle an Bord, Treibstoffmangel, technische Defekte oder andere Misslagen.
Das Flugzeug der Nationalmannschaft landete in Edinburgh, von dort gab der Verband via Twitter bekannt: „Safety first. Sichere Zwischenlandung als Vorsichtsmaßnahme in Edinburgh“, hieß es in dem Tweet. „Uns geht's gut. Sicherheitscheck an der Maschine läuft“, teilte der Verband weiter mit, ohne näher auf die Umstände einzugehen. „Von dort aus individuelle Weiter- und Rückreise geplant.“
Nationalmannschaft im Flugzeug: DFB-Elf reiste mit Charter von KlasJet
Auf EXPRESS.de-Nachfrage teilte DFB-Sprecher Jens Grittner (51) mit, dass es allen Passagieren gut gehe. Es habe „keine Turbulenzen“ gegeben, zudem sei auch „nichts Medizinisches“ für die Landung der Chartermaschine in Schottland verantwortlich. Derzeit laufe noch „ein Check-Protokoll, um alles auszuschließen“.
Welchen Defekt die 28 Jahre alte Boeing 737-522 von der litauischen Charterfluggesellschaft KlasJet gemeldet hat, ist nun auch bekannt. Die Fluggesellschaft teilte mit, dass Bedenken bestanden, dass der Notstromaggregator an Bord der Maschine „nicht zuverlässig funktionieren“ könnte.
„Die Crew hat daher gemäß der Sicherheitsprotokolle sowohl von Boeing als auch dem Unternehmen entschieden, den nächstgelegenen geeigneten Flughafen anzufliegen. Während des gesamten Prozesses waren die Passagiere zu keiner Zeit einem substanziell erhöhten Risiko ausgesetzt", sagte eine KlasJet-Sprecherin: „Die Landung wurde normal durchgeführt.“ Ursprünglich hätte der Direktflug mit Bundestrainer Hansi Flick (56) und seinen Spielern um 5.50 Uhr deutscher Zeit in Frankfurt landen sollen.
KlasJet: Passagiere waren keinem erhöhten Risiko ausgesetzt
Stattdessen gab es um 9.32 Uhr die neueste Meldung aus dem Flieger. „Zeit für einen weiteren Kaffee. Hier läuft alles sehr unaufgeregt, ruhig und professionell. Wir sind noch im Flieger und gedulden uns ein bisschen“, lautete die Botschaft.
Um 10.24 Uhr folgte die Nachricht, dass ein Ersatzflieger auf dem Weg nach Edinburgh sei, um die Delegation, Mannschaft, Trainer sowie Betreuer nach Frankfurt und München zu bringen.
Um 12.49 Uhr deutscher Zeit ging es dann endlich mit der neuen Maschine wieder in die Luft und auf den weiteren Weg nach Frankfurt. Die Landung erfolgte schließlich um 14.44 Uhr – neun Stunden später als ursprünglich geplant. Eine sicherlich alles andere als gute Situation für die Spieler, die zuvor eine Partie absolviert hatten und noch keinen Schlaf finden konnten.
DFB-Interimspräsident Rainer Koch: „Man konnte keine Angst haben“
„Das war weder spektakulär noch eine Notlandung. Wir haben von etwaigen technischen Problemen nichts mitbekommen“, berichtete der Co-Interimspräsident des DFB, Rainer Koch (62). An Bord sei es ruhig geblieben. „Man konnte gar keine Angst haben, weil erst kurz vor der Landung die Durchsage kam, dass es einen Stopp wegen Wartungsarbeiten geben wird“, sagte Koch: „Ich war nur überrascht, dass ich plötzlich die Häuser so scharf sehen konnte.“
Manuel Neuer hatte noch in Reykjavik übernachtet und Linienflug gebucht
Die englischen Legionäre im Team (Kai Havertz, Timo Werner, Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger, Bernd Leno) waren direkt von Island zurück auf die Insel gekehrt. Die drei Bayern-Profis Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Serge Gnabry flogen ebenfalls separat von Reykjavik mit Linienflug FI 532 von Icelandair und landeten um 13.05 Uhr in München, Niklas Süle, Leroy Sané, Jamal Musiala und Leon Goretzka hingegen hingen lange in Edinburgh fest. Der Rest des Teams musste dann auch noch von Frankfurt in die Heimatorte weiterreisen.
Neuer sagte am Flughafen, dass es für ihn persönlich „für die Regeneration“ angenehmer sei, nachts zu schlafen und dann direkt zu fliegen. „Das war für uns besser“, sagte er nach dem Check-In. Über eine Chatgruppe der Nationalelf stand der Kapitän im Kontakt zu den Kollegen in Edinburgh.
Um den Deal zwischen dem Fußball-Verband und der Billig-Airline hatte es in der Vergangenheit große Diskussion gegeben. Früher waren die Nationalspieler stets mit Lufthansa gereist. Diese Kooperation wurde jedoch in Corona-Zeiten ausgesetzt. Nach dem Wechsel des Flugpartners hagelte es Kritik. KlasJet ist laut Gewerkschaften offenbar vor allem für niedrige Löhne und Ausbeutung ihrer Mitarbeitenden bekannt.
Fluggesellschaft hatte schon einen Zwischenfall 2019
Im April 2019 gab es schon mal einen Zwischenfall, als die Basketballer von BC Zalgiris nach ihrem Spiel gegen Real Madrid auf dem Weg zurück nach Kaunas in Litauen waren, als es Probleme mit dem Navigationsgerät der Maschine gab. Das Team musste in Getafe wieder außerplanmäßig landen.