Fortuna Düsseldorf verliert 0:1 gegen den 1. FC Nürnberg. Es sollte das Endspiel für Christian Preußer sein. Doch Klaus Allofs hält weiter an ihm fest.
Von wegen EndspielAllofs hält nach Fortuna-Pleite an Preußer fest
von Patrick Scherer
Das ist der Stoff, aus dem Entlassungen gemacht sind: drei Spiele, drei Niederlagen, kein Tor. Das 0:1 gegen Nürnberg am Freitagabend (21. Januar 2022) sollte eigentlich das letzte Spiel für Christian Preußer (37) als Fortuna-Trainer gewesen sein – eigentlich! Denn obwohl die Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen, spricht Sportvorstand Klaus Allofs dem Coach sein Vertrauen aus.
Preußer wusste vor der Partie ganz genau, dass die kommenden 90 Minuten über sein Schicksal als F95-Coach entscheiden würden. Das hatte Sportvorstand Klaus Allofs (65) nach dem nächsten Luschi-Auftritt beim 0:3 in Bremen zwischen den Zeilen deutlich durchblicken lassen.
Doch nach dem Spiel sagte Allofs überraschend: „Ich kann ausschließen, dass Christian Preußer morgen kein Trainer von Fortuna mehr ist. Es wurde aus meinen Aussagen ein Endspiel gemacht, das habe ich so aber nie gesagt. Solange wir davon überzeugt sind, dass Christian Preußer uns aus dieser Situation holen kann, werden wir mit ihm zusammenarbeiten, und ich bin im Moment überzeugt von ihm!“
Andre Hoffmann feiert Comeback
Die große Frage vor der Partie: Wem vertraute der Coach für dieses enorm wichtige Spiel? Die vielleicht wichtigste Personalie: Abwehrchef Andre Hoffmann feierte nach Kopf-Crash Ende November sein Comeback – und das direkt in der Startelf. „Hoffi ist ein ganz wichtiger Spieler für uns, ich bin froh, dass er wieder da ist. Die Erwartung ist, dass er organisiert und der Mannschaft Stabilität verleiht“, sagte der Trainer unmittelbar vor der Partie bei Sky.
Und dann gab es noch zwei neue Starter, bei denen sich die geneigten Beobachter verwundert die Augen rieben: Edgar Prib und Robert Bozenik rückten bei Fortuna Düsseldorf völlig überraschend in die Mannschaft, dafür mussten Christoph Klarer, Ao Tanaka und Jakub Piotrowski auf die Bank. „Mit Robert erhoffen wir uns mehr Offensive“, betonte Preußer. Warum der Trainer nicht auf ein 3-5-2 setzte, mit dem die Mannschaft vor Weihnachten zwei gute Spiele (Darmstadt und St. Pauli) machte, blieb offen.
Die Nominierung von Prib rächte sich jedenfalls nach nur knapp drei Minuten. Sein Zweikampfverhalten gegen Lino Tempelmann war nicht zweitligareif. Da auch Khaled Narey den Nürnberger nicht stoppte, lief er einfach locker bis 20 Meter vors Tor und zog ab – passend zur Fortuna-Situation wurde der Ball von Nikola Dovedan so abgefälscht, dass er über den bereits am Boden liegenden Florian Kastenmeier ins Tor fiel.
Dieses frühe 0:1 nach nur 101 Sekunden war ein echter Wirkungstreffer. Nürnberg übernahm die Spielkontrolle. Und die „Clubberer“ hatten weitere Chancen, doch Fortuna war diesmal mit dem Glück im Bunde.
Fortuna Düsseldorf vorne zu harmlos
Nach und nach gelang es den Hausherren, sich etwas zu befreien. Ein schöner Pass von Hoffmann landete schließlich bei Narey, der sich toll gegen Asger Sörensen durchsetzte und allein auf den Nürnberger Torhüter zumarschierte. Aber Narey bolzte den Oberkörper von Christian Mathenia an.
Fortan hatten die Düsseldorfer mehr Ballbesitz, die dickste Chance hatten sie aber nach einem Konter. Nach einer Nürnberger Ecke schlug Kastenmeier den Ball wunderbar in den Lauf von Shinta Appelkamp, der den Ball scharf am letzten FCN-Verteidiger vorbei zu Bozenik brachte, doch der Slowake hatte wohl leider eine Schuhgröße zu klein an, sodass er die Kugel am leeren Tor vorbeigrätschte.
Vor der Halbzeit gab es dann noch zwei ganz nette Abschlüsse von Prib und Bozenik, doch am Ende ging es mit dem 0:1 in die Halbzeit. Nach der Pause gestaltete sich die Partie sehr ausgeglichen, beide Teams kamen immer wieder in den Strafraum des Gegners, doch dann wurde es zu ungenau und daher nicht wirklich gefährlich.
Erschreckende Preußer-Bilanz bei Fortuna
Was man den Fortunen sicher nicht vorwerfen konnte: fehlenden Willen. Sie probierten es wirklich, warfen sich auch in die Zweikämpfe, wollten das 1:1 erzwingen. Auch die 750 Anhänger in der Arena gaben alles, was die Kehle hergab. Preußer brachte Ao Tanaka, Jakub Piotrowski und Dawid Kownacki ins Spiel, doch der Ball wollte nicht ins Tor – auch weil es den Pässen und Abschlüssen weiter an der nötigen Präzision fehlte.
Um 20.21 Uhr pfiff Schiedsrichter Robert Hartmann die Begegnung ab. Es hätte auch der Schlusspfiff für Preußer sein können. Doch Allofs will an ihm festhalten, obwohl die Heimbilanz erschreckend ist: zehn Spiele, nur ein Sieg, fünf Niederlagen. Nach der Länderspielpause geht es dann bei Holstein Kiel weiter. Läuft es schlecht, reist Fortuna mit nur zwei Punkten Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz an.