Sportlich sieht es bei Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga richtig düster aus. Und jetzt gibt es den nächsten Nebenkriegsschauplatz: Lutz Pfannenstiel bezichtigt Sportvorstand Uwe Klein der Lüge.
Riesen Zoff bei Fortuna DüsseldorfPfannenstiel und Klein im öffentlichen Rosenkrieg
von Patrick Scherer
Düsseldorf. Als hätten sie bei Fortuna nicht schon genug Probleme, gibt es jetzt wieder richtig Wirbel hinter den Kulissen: Uwe Klein (51) und Lutz Pfannenstiel (48) liegen im Clinch! Der seit Monaten schwelende Streit zwischen dem aktuellen Sportvorstand und seinem Vorgänger wird nun öffentlich ausgetragen. Alles entzündet sich am Thema Maduka Okoye (22).
Verhältnis zwischen Lutz Pfannenstiel und Uwe Klein belastet
Das Verhältnis zwischen Lutz Pfannenstiel, der von Januar 2019 bis Juni 2020 F95-Sportvorstand war, und Klein, der in dieser Zeit Leiter der Scoutingabteilung war, ist seit jeher belastet. Beide können sich nicht leiden – das ist ein offenes Geheimnis.
Grund für den aktuellen Rosenkrieg ist ein Interview von Uwe Klein (51), das er am Freitagabend vor dem 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim bei Sky gegeben hatte. Der Moderator löcherte ihn zum Thema Maduka Okoye (22). Der nigerianische Nationaltorwart spielte bis zum Sommer 2020 für Fortuna Düsseldorf im Nachwuchsleistungszentrum.
Ende 2019 entschieden sich die Verantwortlichen dafür, Dennis Gorka (19) – damals deutscher U19-Nationaltorwart – einen Profivertrag zu geben und ihm die Rolle als Nummer drei hinter Florian Kastenmeier (24) und Raphael Wolf (33) zu reservieren.
Okoye wechselte schließlich ablösefrei zu Sparta Rotterdam und machte sich mit Top-Leistungen einen Namen. Nun wechselt er für rund fünf Millionen Euro zum FC Watford in die Premier League. Glück für Fortuna: Da Sparta die übliche Aufwandsentschädigung für die Ausbildung von Okoye nicht zahlen konnte oder wollte, hatte sich Fortuna zumindest eine Klausel gesichert: Nun werden rund 15 Prozent der Ablöse nach Düsseldorf überwiesen.
Zoff bei Fortuna Düsseldorf um Torwart Maduka Okoye
Soweit sind sich auch alle einig. Es geht aber darum, warum Okoye nicht zusätzlich zu Gorka gehalten wurde. Pfannenstiels Version geht so: Er habe noch vor seinem Abschied im Frühjahr 2020 einen Vertrag für Okoye vorbereitet und eine Leihe zu Sparta Rotterdam in die Wege geleitet. Dann kam es zu einem Beraterwechsel bei Okoye und die Leihgespräche zogen sich bis in den Juni.
Klein bei Sky am Freitag: „Es gab Gespräche und Entscheidungen, da war ich noch nicht in der Verantwortung. Ich bin erst seit dem 1. Juni 2020 Sportvorstand. Die Entscheidung ist unter Lutz Pfannenstiel gefallen. Wenn man sich jetzt die Entwicklung von Okoye anschaut, kann man sagen, das war eine Fehlentscheidung.“
Lutz Pfannenstiel mittlerweile Sportchef beim St. Louis City SC
Diese Aussagen erzürnen Pfannenstiel, mittlerweile Sportchef beim neu gegründeten US-Klub St. Louis City SC. Er teilt ordentlich aus: „Wenn ausgerechnet Uwe Klein die Frechheit besitzt, öffentlich so etwas zu behaupten, dann muss ich mich einfach wehren und es ganz deutlich sagen: Uwe Klein wird beim Lügen nicht mal mehr rot!“, wird der 48-Jährige in der „Bild“ zitiert.
Pfannenstiel, der durch seine Beziehung zu Trainer Gernot Rohr half, Okoye zum Nationaltorwart in Nigeria zu machen, erneuert seine Version, sagt: „Ich habe mich entschieden, Fortuna Ende Mai letzten Jahres zu verlassen und Uwe Klein wurde Sportvorstand. Eine seiner ersten Entscheidungen war, meine Vertragsverlängerung und Leihpläne für Okoye abzusagen und den Nationaltorwart Nigerias wegzuschicken.“
Auf EXPRESS-Anfrage ergänzt er: „Es gab Verträge für Okoye, die ich vorbereitet hatte. Spieler und Berater hatten sie im Frühjahr 2020 vorliegen.“ Und weiter: „Ich mache Uwe wirklich keinen Vorwurf, die Entscheidung so getroffen zu haben. Er soll aber einfach dazu stehen und nicht mal wieder die Schuld anderen in die Schuhe schieben.“
Klein wehrt sich im EXPRESS-Gespräch: „Wenn ein ehemaliger Torhüter so überzeugt von einem Talent ist, frage ich mich: Warum war der Vertrag dann vier Wochen vor Ende noch nicht verlängert?“ Und: „Ich bleibe lieber bei den Fakten: An uns wurden keine Pläne einer angeblich fixen Leihe zu Sparta Rotterdam weitergeleitet!“
Es steht also Aussage gegen Aussage. Aber was sagt eigentlich der betreffende Spieler? Okoye hatte sich bereits im August in einem Interview mit der „Rheinischen Post“ klar positioniert: „Lutz Pfannenstiel hat mein Potenzial und Talent erkannt und wollte mich an die Fortuna binden. Das war der Plan. Aber als Lutz ersetzt wurde, wurde auch ich einfach rasiert.“
Uwe Klein steht weiter voll zu Dennis Gorka
Klein betont, dass für ihn das Thema nun erledigt sei und er nur noch nach vorne gucken möchte. Sicher ist aber: Das Thema Okoye wird Fortuna noch ein wenig begleiten und spätestens auf der ins neue Jahr verschobenen Mitgliederversammlung wohl wieder auf den Tisch kommen.
Einer, dem das Theater auch zusetzen könnte, ist der derzeit verletzte Dennis Gorka. Deshalb betont Klein: „Um das nochmal klar zu sagen: Wir stehen weiter voll zu Dennis Gorka. Es ist schade, dass er sich jetzt mehrfach verletzt hat, sonst wäre er auch einen Schritt weiter.“