Nichts wie raus: Zum Auftakt der Weltmeisterschaft beendete Chef Lionel Souque das Engagement von REWE bei der Nationalelf. Das schlug hohe Wellen. Nun kam es zum Gipfeltreffen mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der DFB-Zentrale.
Geheimtreffen mit DFB-PräsidentREWE-Chef Lionel Souque über Katar-Zoff und die Nationalelf
Der Wirbel um die One-Love-Binde beherrschte in den Tagen vor dem WM-Auftakt die Schlagzeilen. Die Haltung Katars zur Homosexualität, die fragwürdige Einstellung der FIFA – all das regte nicht nur die Fußball-Fans der Republik auf, sondern auch die DFB-Sponsoren.
Allerdings zog nur ein Unternehmen Konsequenzen: REWE verkündete einen Tag vor dem ersten deutschen WM-Spiel gegen Japan (1:2) öffentlichkeitswirksam das Aus der Kooperation und das Ende aller Aktionen rund um diese Weltmeisterschaft. Es war eine Entscheidung von ganz oben, wie Konzernchef Lionel Souque im Gespräch mit EXPRESS.de verriet.
Lionel Souque: „Nach der Infantino-PK bin ich ausgeflippt“
Souque: „Das war ich. Ich war schon nach dem Interview mit dem WM Botschafter von Katar sehr sauer, als er gesagt hat, Homosexualität sei eine Krankheit. Dann kam die Infantino-PK, da bin ich ausgeflippt. Als schließlich die FIFA die großen Verbände unter Druck setzte wegen der One-Love-Binde, war für mich Schluss. Noch am selben Abend habe ich meinem Team eine Mail geschickt: Mir reicht es, das passt nicht zu unseren Werten. Wir wollten nicht mehr mit Katar, der FIFA und der Weltmeisterschaft in Zusammenhang gebracht werden.“
Hintergrund: REWE engagiert sich schon seit vielen Jahren für Vielfalt, der 1. FC Köln tritt regelmäßig mit dem Konzern-Logo im Regenbogenoutfit in der Bundesliga an. „Wir sind eine 96 Jahre alte Genossenschaft. In unserer DNA ist soziales Engagement tief verwurzelt. Vielfalt gehört zur REWE-Kultur. Egal welche Nationalität, Kultur, sexuelle Orientierung, Geschlecht oder Handicap – alle sollen dieselben Chancen haben und sich im Unternehmen wohlfühlen“, sagt Souque. „Deshalb haben wir auch seit langem eine Gruppe im Unternehmen namens ‚DITO – different together‘, da bin ich auch schon lange Schirmherr. Nicht zuletzt deshalb hatten wir auch immer größere Bauchschmerzen bei der Katar-Geschichte.“
So mancher warf der REWE Group dann vor, dass sie ohnehin den Vertrag gekündigt hatte. Doch Souque wehrt sich. „Wir hatten vorher schon entschieden, den Vertrag ab Jahresende 2022 nicht zu mehr verlängern – unabhängig von der WM. Das haben wir auch öffentlich gemacht. Wir hatten Werbespots gedreht, eine Million Alben und hundert Millionen Sticker für unsere Sammelaktion gedruckt. Wir haben 2021 und 2022 einen hohen einstelligen Millionen-Betrag in das Sponsoring mit dem DFB gesteckt. Den ‚Return on Investment‘ der Kooperation gibt es ja letztlich nicht ganzjährig, sondern während des Turniers durch die mediale Aufmerksamkeit. Darauf haben wir verzichtet.“Nehmen Sie hier an unserer DFB-Umfrage teil:
Mit dem DFB aber gab es inzwischen eine Aussöhnung. Im Januar kam es zu einem Gespräch: „Wir hatten im Dezember vereinbart, die Vorkommnisse in aller Ruhe zu besprechen. Ich schätze Bernd Neuendorf sehr. Im Januar haben wir uns getroffen und uns eine Stunde sehr offen unterhalten. Das Gespräch war sehr vertrauensvoll und konstruktiv.“
Es ging auch um die Zukunft der Nationalmannschaft. „Ich will hier öffentlich keine Ratschläge erteilen, aber auch darüber haben wir gesprochen. Ich hoffe, dass mit Blick auf die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land die Begeisterung der Menschen für die Nationalmannschaft wieder größer wird. Denn das hat sie auch verdient.“
REWE ist einer der größten Fußball-Förderer
2023 wird es zwar kein weiteres Sponsoring von REWE beim DFB geben, für die Zukunft schließt Souque das aber nicht aus. „Auch wenn REWE nicht mehr Sponsor der deutschen Mannschaft ist, sind wir einer der wichtigsten Unterstützer des deutschen Fußballs“, erklärt er.
Souque führt aus: „Wir sind allein in der Bundesliga bei vier Klubs vertreten. Wir sind auf dem Trikot des 1. FC Köln und außerdem seit langer Zeit einer der größten Partner bei Borussia Dortmund, Union Berlin und Eintracht Frankfurt. Auch in der 2. Liga sind wir beim HSV, Heidenheim und einigen mehr aktiv. Drittligist 1860 München unterstützen wir auch. Insgesamt unterstützt die REWE rund 100 Fußball-Klubs im Amateur- und Nachwuchsbereich.“