Deutschland droht nach der Pleite gegen Japan bei der WM in Katar schon jetzt das Turnier-Aus. Viele Ex-Nationalspieler und Experten kritisieren Bundestrainer Hansi Flick stark für dessen Arbeit.
Experten-AufstandMatthäus, Khedira, Breitner, Möller und Hamann schießen nach Japan-Fiasko gegen Flick
Nach der 1:2-Auftaktpleite der DFB-Elf gegen Japan bei der WM am Mittwoch (23. November 2022) steht der Bundestrainer massiv in der Kritik. Viele Ex-Nationalspieler kritisieren die Personalentscheidungen des Bundestrainers.
„Ich stehe immer zu Hansi Flick, aber ich habe in dem Spiel einiges nicht verstanden. Der Bundestrainer muss sich Fragen gefallen lassen“, sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (61) der „Bild“.
Nach Japan-Pleite: Lothar Matthäus kritisiert Hansi Flick
„Warum spielt Kehrer nicht, der zuletzt immer gespielt hat? Die Gegentore fielen über Außen. Süle ist kein Außenverteidiger“, monierte Matthäus.
Auch die Auswechslungen von Flick seien nicht glücklich gewesen. „Durch die Auswechslungen von Müller und Gündogan, von zwei erfahrenen Spielern zugleich, ist die Ordnung verloren gegangen. Der Rhythmus ging verloren“, kritisierte Matthäus.
Ähnlich sieht es Weltmeister Paul Breitner (71): „Ich verstehe einfach nicht, warum so viele Cheftrainer auf Teufel komm raus irgendwann einmal im Spiel unbedingt wechseln müssen. Vor allem dann, wenn das Spielgeschehen passt. Damit reiße ich doch nur das Spielgefüge auseinander“.
Es sei ihm „ein Rätsel, warum Thomas Müller und Ilkay Gündogan ausgewechselt wurden, dafür gab es doch keinen triftigen Grund“, ergänzte Breitner. Er habe dafür „keinerlei Verständnis“.
Welt- und Europameister Andreas Möller (55) sieht in der Auswechslung von Gündogan den Hauptgrund für die Pleite des DFB-Teams.
„Das Herz einer jeden Mannschaft ist ein kompaktes Mittelfeld. Dafür standen über eine Stunde lang Gündogan und Kimmich. Wir haben diesem Herz nach einer Stunde die Sauerstoffzufuhr verweigert“, sagte er im „Kicker“.
Paul Breitner und Andreas Möller mit Kritik an Wechseln von Hansi Flick
Die Auswechslungen von Gündogan und Müller (jeweils 67.) „wurden zum Bumerang für Deutschland“, meinte Möller. Außerdem habe der DFB-Elf die Galligkeit gefehlt: „Vorne bei der Verwertung guter Chancen, hinten in den entscheidenden Zweikampfsituationen, wo wir die früher gepriesenen ‚deutschen Tugenden‘ vermissen ließen! Das geht nun mal überhaupt nicht bei einer Weltmeisterschaft, und schon gar nicht beim ersten Auftritt. In dieser Hinsicht sind wir zu soft.“
Mit Sami Khedira (35) ging auch ein Weltmeister von 2014 auf Distanz zu Flick. „Wir haben in der zweiten Hälfte unser Herzstück hergegeben. Es gibt nicht ohne Grund den Spruch: Kontrollierst du die Mitte, kontrollierst du das Spiel. Da muss man letztendlich auch Hansi Flick mitnehmen. Ich schätze Hansi sehr, aber in der Kader-Nominierung hat mir schon ein defensiver Spieler gefehlt. Er hat gesagt, man hätte alle Möglichkeiten abgedeckt. Heute war ein Spiel, wo wir die Null halten müssen“, sagte er in der ARD.
„Wenn du auf hohem Niveau gespielt hast, weißt du, was es irgendwann braucht. Wir saßen im Studio und wussten: Da stimmt etwas nicht! Darauf musst du reagieren. Das erwarte ich von einem Weltklasse-Trainer!“
Sami Khedira bemängelt Flicks Kader-Auswahl und Spielsystem
Zudem regte er an, über das System zu diskutieren: „Wenn wir uns den Kader anschauen, haben wir keine klaren Rechts- und Linksverteidiger. Günter und Raum sind eher offensiv denkende Spieler. Wir haben unheimlich viele gute Offensivspieler. Ich glaube, dass wir über eine Dreierkette nachdenken müssten. Ein 3-4-2-1.“
Die Kader-Politik kritisiert auch Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann (49). „Ein Spieler wie Hummels hätte in die Mannschaft gehört, weil er Verantwortung übernimmt, weil er Missstände anspricht, weil er Tendenzen und Entwicklungen erkennt“, schrieb der Sky-Experte.
Dietmar Hamann: „Mats Hummels hätte in die Mannschaft gehört“
Für die Nichtberücksichtigung von Hummels sieht der Vize-Weltmeister von 2002 nicht nur sportliche Gründe. „Man hatte sich dazu entschieden, Harmonie über alles zu stellen. Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass Hummels nicht dabei ist. Aber mit einer ruhigen, harmonischen Truppe wirst du nichts gewinnen“.
Nach der Auftakt-Niederlage und dem 7:0-Sieg Spaniens über Costa Rica kann ein WM-Aus Deutschlands bereits am Sonntag (27. November 2022) beim Spiel gegen Spanien (20 Uhr) besiegelt sein. Und es werden bereits jetzt unschöne Erinnerungen wach: Schon bei der vergangenen WM 2018 in Russland war Deutschland in der Vorrunde ausgeschieden.