Olympique Lyon verpflichtete Anfang September Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng – und wusste dabei offenbar nichts von dem Prozess, bei dem der Innenverteidiger eine Woche später wegen Körperverletzung an seiner Ex-Freundin verurteilt wurde.
„Der Klub schämt sich dafür“Experte sicher: Lyon wusste bei Verpflichtung nichts von Boateng-Prozess
Lyon/München. Zehn Jahre lang spielte Jérôme Boateng (33) beim FC Bayern München. Dort gewann er zweimal die Champions League und neunmal die Bundesliga-Meisterschaft. Außerdem wurde er 2014 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister.
Am 1. September verpflichtete der französische Klub Olympique Lyon den Innenverteidiger und erhoffte sich nicht nur sportlich Vorteile vom Neuzugang. Denn ein so erfolgreicher Star wie Boateng sollte natürlich auch Ansehen mit sich bringen.
Jérôme Boateng zu hoher Geldstrafe verurteilt
Acht Tage später jedoch sieht die Situation ganz anders aus. Hintergrund ist die Verurteilung Boatengs vom vergangenen Donnerstag (9. September 2021) wegen Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung.
Das Münchner Landgericht hatte Boateng zu einer Geldstrafe von 1,8 Millionen Euro verurteilt, weil er seine ehemalige Lebensgefährtin in einem Karibik-Urlaub vor drei Jahren vorsätzlich verletzt und beleidigt haben soll. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sie Rechtsmittel ergreifen wird. Boatengs Anwalt äußerte sich noch nicht zu möglichen Rechtsmitteln.
Eigentlich sollte Boateng in Lyon zum Vorzeige-Star werden und Trikot- und Ticketverkäufe ankurbeln. Wie die „Bild“ berichtet, sei der Klub nun aber schockiert von dem Urteil.
Vor allem die Marketing- und Fanshopabteilung habe Bedenken, dass die Kampagnen mit Boateng den Verein in ein schlechtes Licht rückten. Eine Mitarbeiterin sagte gegenüber der „Bild“ sogar: „Der Klub schämt sich dafür.“
Olympique Lyon wusste bei Boateng-Verpflichtung offenbar nichts vom Prozess
Wie französische Medien berichten, wusste Olympique Lyon bei dem kurzfristigen Boateng-Transfer offenbar nichts von dem Prozess, der eine Woche später angesetzt war. „L'Equipe“-Journalist Hervé Penot behauptet: „Ich bin mir sicher, das die OL-Bosse das Risiko nicht eingegangen wären, ihn zu holen, wenn sie davon gewusst hätten. Nach dem Ausgang des Prozesses noch weniger!“
Weil der Vertrag binnen zwei Tagen verhandelt wurde und die Boateng-Partei dem Verein den anstehenden Prozess verschwieg, wurde der Verein jetzt von dem Urteil überrascht.
Trainer Peter Bosz (57) wollte sich bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Straßburg am Sonntag (12. September 2021) nicht dazu äußern: „Ich bin Trainer und das ist im Privatleben. Ich werde nichts dazu sagen.“
Dennoch wird Boateng gegen Straßburg im Kader von Lyon stehen – für die Startelf wird es mangels der nötigen Trainingseinheiten mit dem Team aber noch nicht reichen.