Beim Relegations-Drama in Düsseldorf ist die Polizei mit ihrem Aufmarsch nach dem Elfmeterschießen weit über ihr Ziel hinausgeschossen. Die deplatzierte Szene passt ins Bild, meint unser Autor. Ein Kommentar.
Mitten in Bochum-PartyRelegations-Aufreger: Polizei-Platzsturm sorgt für unwürdigen Schlusspunkt
von Béla Csányi (bc)
Dieser denkwürdige Relegations-Abend hielt über 120 Minuten inklusive Elfmeterschießen praktisch alle denkbaren Emotionen bereit! In der Sekunde, als es zwischen Düsseldorf und Bochum vorbei war, mischte sich in die Reaktionen der Fans im Stadion und der Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer vor dem TV plötzlich auch Unverständnis.
Mit dem entscheidenden Fehlschuss von Takashi Uchino stürmten plötzlich zwei Horden über den Rasen der Merkur-Spiel-Arena. Die Bochumer Meute aus Spielern, Trainern und Betreuern rannte völlig erleichtert in Richtung Gästeblock. Dort marschierte in martialischer Aufmachung gleichzeitig eine Hundertschaft der Polizei auf, ausgerüstet mit Helmen und Schlagstöcken, mehreren Kameras und sogar Hunden.
Relegation: Fragwürdiger Polizei-Einsatz auf dem Rasen
Der Trupp wirkte auf dem Rasen der Arena so deplatziert wie ein unverkleideter Gast auf einer Karnevalsparty. „Was macht der denn hier?“, fragen sich alle Anwesenden in diesen Fällen üblicherweise. „Was machen die denn hier?“, rätselten nun Beobachterinnen und Beobachter der deplatzierten Machtdemonstration.
Auch wenn die Relegation seit jeher Sprengstoff-Potenzial birgt und es in vergangenen Ausgaben immer wieder auch skandalöse Bilder gegeben hatte: Jeder mit ein wenig Feingespür und Fingerspitzengefühl hätte erkennen müssen, dass auf dem Spielfeld nicht ein einziger Polizist nötig gewesen wäre. Schon gar nicht in dieser Einsatzmontur.
Auch wenn die Polizei-Präsenz grundsätzlich richtig ist und das Bereitstehen in einem der Stadion-Eingänge für alle Fälle ebenfalls absolut legitim ist: Ohne triftigen Grund – und den gab es am Montag ganz eindeutig nicht – hat die Polizei auf dem Fußball-Rasen schlichtweg nichts zu suchen.
Traurigerweise rundet das Bild der beschäftigungslosen Hundertschaft auf dem Rasen eines zwar in den Emotionen geteilten, aber komplett friedlichen Stadions die Bundesliga-Saison aus der Polizei-Perspektive treffend ab.
Mehrere Vorfälle an verschiedenen Schauplätzen ärgerten nicht nur betroffene Fans, sondern auch Organisationen wie Fanhilfen und in besonders drastischen Szenen sogar die Vereine selbst.
Los ging es schon am ersten Spieltag, als sich auf dem Stadion-Parkplatz in Augsburg der Schuss aus der Dienstwaffe eines Beamten einen Gladbacher Fanbus traf. Es folgten extreme und in ihrem Ausmaß scharf kritisierte Einsätze, etwa mitten im Stadion von Eintracht Frankfurt oder vor dem Bochumer Stadion beim Gastspiel des 1. FC Köln am 11.11.
Im Februar mussten dann Hunderte unschuldige HSV-Fans stundenlang in einem Regionalzug ausharren, weil die Polizei dort einige Verdächtige für eine Monate zuvor begangene Tat vermutete. Bis 2.30 Uhr in der Nacht dauerte die Maßnahme, für die es selbst aus der Politik tadelnde Worte setzte.
Man muss diesen fatalen Fehltritten definitiv auch die gelungenen Einsätze und verhinderten Straftaten gegenüberstellen, die es in einer langen Saison natürlich auch vielfach gegeben hat. Festzuhalten ist aber auch, dass die Polizei dort schlicht und ergreifend ihren Job erledigt hat. Am Montag ist sie dabei aber deutlich über ihr Ziel hinausgeschossen.