Der Deutsche Fußball Bund (DFB) in der Krise. Sportlich muss Hansi Flick für neue Erfolge sorgen und strukturell steht der Verband auch vor einem Umbruch. Das wurde im Doppelpass heftig diskutiert.
Legendärer DoppelpassPeters zofft sich mit Effenberg, dann ruft Rettig live in der Sendung an
München. Heiße Diskussion über den enttäuschenden ersten Auftritt des DFB-Teams unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick und über die Probleme des DFB: Beim Sport1-Doppelpass am Sonntag (5. September 2021) ging es hoch her. Mit in der Runde bei Moderator Florian König saßen auch Peter Peters, DFB-Interimspräsident und ehemaliger Schalker Finanzvorstand, sowie Sylvia Schenk, Anti-Korruptionsexpertin und Anwärterin auf den Posten der DFB-Präsidentin.
Die Eingangsfragen: Steht die Personalie Flick für genug Aufbruch? Ist beim DFB endlich eine Aufbruchsstimmung entstanden? Peter Peters dazu: „Ich bin überzeugt, dass wir Aufbruchstimmung benötigen, aber mit Handauflegen geht gar nichts. Das wird noch viel Arbeit.“ Sylvia Schenk bekam den ersten lauteren Beifall für ihre Einschätzung: „Flick hat bei Bayern einiges zustande gebracht. Die Frage ist, ob man immer was Revolutionäres braucht? Nach einem Spiel ein Urteil zu fällen ist zu früh, man muss der Mannschaft Zeit lassen. Einfach die Leute auch mal ihre Arbeit machen lassen.“
Doch es wird kritisch beäugt, ob Flick als enger Freund von DFB-Manager Oliver Bierhoff wirklich für Umbruch steht, oder ob er intern ganz harmonisch für ein Weiter-So steht. Peters stellt klar: „Hansi Flick steht nicht für Harmonie, Hansi Flick kann spalten. Er ist konstruktiv und das gibt Veränderungen.“
DFB: Sylvia Schenk will, dass der DFB Strukturen verbessert
Die Diskussion, ob nicht Ralf Rangnick ein besserer Bundestrainer gewesen wäre, wollte Schenk schnell beenden: „Hansi Flick ist jetzt Bundestrainer, da lange hin- und her zu diskutieren bringt jetzt nichts mehr. Der DFB wird ihn auch nicht so schnell entlassen. Wir müssen doch jetzt eher gucken, was der DFB nun für Maßnahmen ergreifen muss, damit er vernünftig arbeiten kann. Auch welche Maßnahmen die Liga ergreifen muss, damit wir erfolgreich sind.“
Schenk wird deutlich, will auch die Heim-EM 2024 nutzen, um Änderungen herbeizuführen: „Kommunikation ist derzeit gar nicht vorhanden beim DFB, davor war sie unterirdisch. Die Kommunikation muss sich ändern, damit wir wissen, wo wir hinwollen. Nur dann können wir den Fußball wieder da in der Gesellschaft verankern, wo er hingehört.“
Peters pflichtet ihr bei: „Es ist ja an den Rücktritten der DFB-Präsidenten festzumachen. Es hat nicht funktioniert. Wir müssen jetzt nach vorne schauen. Wir müssen die großen Themen endgültig lösen. Strukturelles Problem, ein Team zusammenstellen, was sich vertraut und harmoniert, was die Mitarbeiter fördert. Wir müssen zuhören und dann Dinge entscheiden.“
Stefan Effenberg gegen Peter Peters: Dann ändert endlich was!
Dann wurde Peters emotional, weil es ihm zu viel Kritik wurde: „Ich werde ja depressiv, wir haben auch eine Menge Spieler, die Weltklasseleistungen bringen, es ist ja nicht alles schlecht beim DFB. Wir dürfen auch nicht alles runterziehen.“ Stefan Effenberg haute dazwischen und es entwickelte sich ein wütender Dialog: „Der DFB hat aber auch jahrelang ein schlechtes Bild abgegeben.“ Peters: „Das können wir doch nicht 25 mal wiederholen.“ Effenberg: „Doch, das werden wir hier jetzt auch noch einmal tun. Und dann ändert endlich was. Bei drei Präsidenten, die zurückgetreten sind in kurzer Zeit, hat man ja nicht viel gelernt.“
Moderator König fragte Effenberg nach einer Werbeunterbrechung: „Und Stefan, Puls wieder ein bisschen..?“ Effe stellte klar: „Der Puls war nie oben.“ König: „Kannst Du so aus dem Sattel gegen, ohne Puls?“ Effe fragend: „Puh, aus dem Sattel…?“ Er selber hat seine Attacke gegen Peter Peters also gar nicht als so heftig empfunden.
Dann wurde es noch turbulenter. Andreas Rettig wurde aus der Runde Populismus vorgeworfen, weil er in einem Zitat, welches verlesen wurde, die Strukturen im DFB kritisierte. Daraufhin meldete sich Rettig plötzlich per Telefon, ließ sich in die Runde schalten. Und attackierte Peters scharf: „Mich würde mal interessieren, was dich dazu qualifiziert, Präsident zu sein. Das Amt beim FC Schalke 04 kann's ja nicht gewesen sein.“ Peters war zunächst sprachlos. Sagte dann: „Ich liebe dich auch, Andreas.“
Peters fühlte sich in seiner Situation äußerst unwohl und meinte zuvor: „Ich muss jetzt meine Aufgaben beim DFB erfüllen, das ist nicht die glücklichste und nicht die schönste Aufgabe. Ich stelle mich aber dieser Verantwortung, weil wir endlich in diesen Verband Ruhe reinbekommen müssen und weil wir ihn gestalten müssen für die Zukunft.“ Ob er selber Präsident werden will, ließ er offen. Peters: „Beim DFB bewirbt man sich nicht, da wird man vorgeschlagen.“ Der DFB wird seit dem Rücktritt von Präsident Fritz Keller Mitte Mai interimistisch von Peters und Rainer Koch geführt. Am 11. März 2022 soll auf einem Bundestag eine neue Verbandsspitze gewählt werden. (ubo)