Die deutsche Nationalmannschaft trifft im zweiten Länderspiel unter Hansi Flick auf Armenien. Vor dem WM-Quali-Duell setzte der neue Bundestrainer zu einer eindrücklichen Rede an.
„Wir Trainer sind nicht blind“Hansi Flick wehrt sich gegen Kritik und hält Plädoyer für sein Team
Stuttgart. Der Neu-Start der Nationalmannschaft unter Hansi Flick (56) geriet nicht zum erhofften Torfestival. Entsprechend enttäuscht fielen die Reaktionen nach dem müden 2:0-Sieg gegen Liechtenstein aus. Für den neuen Bundestrainer war die Kritik trotz des Erfolges zu deutlich.
Ungefragt setzte der Löw-Nachfolger am Samstag (4. September 2021) zur Verteidigungsrede an. „Was mir wichtig ist: Wir Trainer sind nicht blind und nicht dafür da, die Dinge schönzureden“, begann der Coach sein Plädoyer. „Wir können, was die Torausbeute angeht, nicht zufrieden sein. Aber zu Beginn eines Weges sind für Trainer auch andere Dinge entscheidend. Für mich ist wichtig, dass die Mannschaft Einsatzwillen und Einsatzbereitschaft gezeigt hat. Das war sehr gut.“
Hansi Flick: „Es braucht natürlich noch ein bisschen Zeit“
Mit seinem Kurzvortrag zeigte Flick erstmals in seiner noch jungen Amtszeit, dass er sich vor seine Mannschaft stellt, wenn diese in seinen Augen zu negativ beurteilt wird. „Es braucht natürlich noch ein bisschen Zeit, um eine neue Idee und Philosophie zu implementieren. Das Passspiel, die Präzision auch beim Torabschluss, die Überzeugung, Tore zu erzielen, können wir verbessern“, sagte Flick.
Im Duell gegen den Noch-Tabellenführer Armenien (Sonntag, 20.45 Uhr, RTL) soll in Stuttgart der nächste Schritt in der Entwicklung folgen. „Es hat ein bisschen die Überzeugung mit der letzten Aktion gefehlt“, räumt der Bundestrainer ein. „Wir hätten uns einen anderen Start mit mehr Toren gewünscht. Ich sehe in der Mannschaft aber eine sehr gute Qualität und ein gutes Miteinander. Wir müssen als Team zusammenstehen.“
Teamabend der Nationalspieler mit Kino-Besuch in Stuttgart
Zur Stärkung des Zusammenhalts setzte Flick am Freitagabend einen Teamabend an. Die Spieler gingen gemeinsam ins Kino, schauten sich den Horror-Action-Film „The Forever Purge“ an. „Das war eine Aktion der Mannschaft. Ich selbst war nicht dabei“, sagte ihr Trainer. Gleichwohl hofft er, dass sein Team am Sonntag Action auf den Platz bringt – und keinen Horror-Kick.
Im Vergleich zum Liechtenstein-Spiel wird die Startelf auf einigen Positionen umgebaut. Manuel Neuer (35) kann wieder auflaufen, Robin Gosens (27) dafür nicht. Ihn kann Neuling David Raum (23) ersetzen. Kai Havertz (22) hat einen leichten grippalen Infekt, für ihn dürfte Serge Gnabry (26) ins Team rutschen. Ebenso kehrt Antonio Rüdiger (28) in die Abwehr zurück.
Manuel Neuer wieder fit, Robin Gosens fällt aus, Kai Havertz krank
Zeit, um auf dem Trainingsplatz an Verbesserungen zu arbeiten, hat Flick kaum. „Wir haben nur ein Abschlusstraining, mehr Möglichkeiten gibt es nicht“, sagt er. „Unsere Spieler spielen aber bei Top-Vereinen, haben Top-Trainer, ich denke, dass das schnell umzusetzen ist.“
Der frühere Stuttgarter Timo Werner (25) freut sich auf das Duell vor 18.000 Zuschauern, weiß aber auch, woran es noch hapert beim deutschen Team. „Wir müssen die nötige Konsequenz im Abschluss wieder bekommen, aber wir haben so viele torgefährliche Spieler in der Mannschaft, dass man auf lange Sicht keine Angst haben muss. Der Trainer wird immer mehr Lösungen haben, wie wir die Gegner bespielen können.“
Als Vorbild sieht der Chelsea-Profi zum Beispiel Jamal Musiala (18), der mit seiner unbekümmerten Art die Fans begeistert. „Er ist im letzten halben, dreiviertel Jahr durch die Decke gegangen. Jamal ist ein super Spieler und hat eine Riesen-Zukunft. Er geht einfach aufs Feld, spielt sein Spiel und hat Spaß. Vielleicht müssen wir anderen Spieler auch wieder auf diesen Weg zurückkommen. Von dieser jugendlichen Lockerheit können wir uns eine Scheibe abschneiden“.
So könnte Deutschland am Sonntag in der WM-Quali gegen Armenien beginnen: Neuer – Baku, Süle, Rüdiger, Raum – Goretzka, Kimmich – Gnabry, Musiala, Sané – Werner