Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist sechs Tage vor ihrem Auftaktaktspiel bei der Weltmeisterschaft gegen Japan im Turnier-Quartier in Katar eingetroffen. Es liegt völlig abgeschieden in der Wüste.
DFB im Wüsten-CampoMerkwürdige Sprüche auf dem WM-Bus – Team lebt völlig abgeschieden
Beim WM-Titel 2014 entspannten die Nationalspieler unter Palmen im „Campo Bahia“. Beim Turnier-Desaster 2018 wohnte das Team im Albtraum-Hotel im Moskauer Stadtbezirk Watutinki. Im Vorjahr sollte das „Campo Bavaria“ in Herzogenaurach bei der EM Glück bringen – im Achtelfinale war trotzdem Schluss.
Am Donnerstag (17. November 2022) haben die DFB-Kicker nun erstmals ihr „Wüsten-Campo“ kennengelernt. Um 14.12 Uhr Ortszeit kam die Ankunft mit zehn Begleitfahrzeugen und Blaulicht-Eskorte für den Teambus einem Staatsempfang gleich. Singende und trommelnde Hotelangestellte standen mit Deutschland-Fähnchen bereit.
Hotelangestellte empfingen DFB-Team mit Trommeln und Fahnen
Auffällig: Auch auf dem deutschen Bus stehen – wie bei allen anderen Teams – neben dem großflächig lackierten englischen Begriff „Ch____eer“ (jubeln) Sprüche zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz. „Wenn Deutschland ein Tor schießt, installiere ich mir ein Solarmodul auf dem Dach“ oder „Dann pflanze und ernte ich mein eigenes Gemüse“, war da zu lesen.
Bei einem Turnier, bei dem in den acht Stadien mit Klimaanlagen die Temperaturen auf 22 Grad heruntergekühlt werden, mutet solch eine PR-Kampagne etwas skurril an. „Esse vegetarisch für eine Woche“, „Bringe deine eigenen Einkaufstüten mit in den Supermarkt“, lauteten weitere Slogans auf dem deutschen WM-Bus.
Ganz im Norden von Katar – umgeben von ganz viel Wüsten-Einöde – soll nun der Titel-Geist entstehen. „Wir freuen uns, dass wir endlich in Katar und bei der Weltmeisterschaft angekommen sind. Unser Basecamp wird den Spielern gefallen“, sagte Hansi Flick (57).
Die Umgebung rund um das „Zulal Wellness Resort“ hat nichts zu bieten. Dafür soll es den Spielern im Hotel an nichts fehlen. In der nagelneuen Anlage am Persischen Golf hat der DFB für seinen Tross die rechte – weniger luxuriöse – Hälfte, den sogenannten „Discovery“-Bereich gepachtet. Darin stehen mehrere Pavillons, ein medizinisches Areal, Meeting-Räume und ein Restaurant unter freiem Himmel zur Verfügung.
„Wir wollen dort einen Spirit entwickeln, der uns durch das Turnier tragen soll – so lange wie möglich“, sagte „Quartiermeister“ Oliver Bierhoff (54). „Wir sind eine Mannschaft, die versucht, ein ruhiges Ambiente für sich zu finden, geschlossen für sich, wo man sich frei und ruhig bewegen kann.“ Vor neugierigen Blicken wird das Team geschützt sein. Die komplette Anlage ist von Mauern umgeben, zudem kümmert sich auch eigenes Sicherheitspersonal um die Abgeschiedenheit der Mannschaft.
Hoffentlich kriegen die Akteure, 110 Kilometer von Doha entfernt, keinen Wüstenkoller. Auch das Trainingsgelände im Stadion des Al Shamal SC, zwölf Minuten vom Hotel entfernt, gleicht mit seinen vier Türmen einer echten Festung.
Hansi Flick gab seinen Spielern erst einmal frei bis zum Samstag
Highlight des „Wüsten-Campo“ ist der ins Meer gebaute Steg mit eigenen Liegeflächen. Bei Tagestemperaturen um die 35 Grad wird die eine oder andere Erfrischung sicherlich guttun. Der Bundestrainer spendierte seinen Spieler zunächst etwas Freizeit. „Alle sollen noch mal runter von den Füßen und auch mental runterfahren können“, kündigte er an.
Am Freitag trat zunächst DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) vor die Presse, um sich zum Menschenrechtsthema zu äußern. Die heiße Phase der Vorbereitung auf den kniffligen WM-Start gegen Japan am 23. November begann dann am Samstag. Dann muss die Wüste leben.