Wolff Fuss wird nicht nur das Eröffnungsspiel der Nationalmannschaft kommentieren. Bei allen deutschen Begegnungen sowie dem Finale wird er am Mikrofon sitzen. Das EXPRESS.de-Interview zu seinen Prognosen.
Wolff FussDie TV-Stimme vor dem Eröffnungsspiel: „Wir hauen keinen Gegner 3:0 weg“
Während die Nationalspieler ab Freitag (14. Juni 2024) bei der Europameisterschaft um die Qualifikation für die EM-K.o.-Spiele kämpfen und vom Finale in Berlin träumen, hat einer schon sein Endspiel-Ticket sicher.
Wolff Fuss (47) wird für MagentaTV das Eröffnungsspiel, alle deutschen Begegnungen sowie das Finale übertragen. Bei insgesamt 14 Partien sitzt der Kommentator am Mikrofon. „Ich vermesse das Land einmal komplett von Nord bis Süd und West bis Ost“, sagt er lachend im EXPRESS.de-Gespräch.
Wolff Fuss überträgt Eröffnungsspiel, alle deutschen Partien und Finale
Der überzeugte Fan des 1. FC Köln hat schon seit 2002 bei zahlreichen Turnieren kommentiert. „Es waren auch erfolgreiche dabei, an mir lag’s zuletzt nicht“, sagt er bestens gelaunt. „Für einen Fußball-Kommentator gibt es nichts Größeres, als ein Turnier im eigenen Land zu bestreiten. Das empfinde ich als absolutes Privileg“.
MagentaTV wird mit den 51 Begegnungen auf rund 150 Live-Stunden EM-Fußball kommen. Auf allen offiziellen Fanmeilen und Public-Viewing-Flächen wird die Übertragung zu sehen sein. „Es muss jetzt losgehen, es ist genug gelabert worden. Ich hoffe, dass es der Mannschaft gelingt, ein bisschen Euphorie ins Land zu bringen“, sagt Fuss.
Wie steht’s um Ihre Vorfreude auf das Turnier?
Wolff Fuss: Ich wünsche mir, dass dieses Land zu seiner Leichtigkeit zurückfindet, die 2006 bei der WM vier Wochen lang herrschte. Das war außergewöhnlich, als Freunde zu Gast waren und Freunde die Welt in Empfang genommen haben. Den sportlichen Ausgang können wir nicht beeinflussen. Aber wir können dafür sorgen, dass es ein Fest der Nationen wird.
Und Sie sind einer der 80 Millionen Bundestrainer?
Wolff Fuss: Ich versuche, die Gedanken des Bundestrainers nachzuvollziehen. Solange ich eine Logik dahinter erkenne, und das tue ich, ist alles in Ordnung. Ich bin nicht für die Handlungsempfehlungen zuständig. Die Aufgabe reiche ich gerne weiter an die Experten. Ich bin ein analytischer Begleiter des Spiels und kommentiere das in meiner mir eigenen Art. Es ist schließlich nur Fußball, deshalb geht es für mich nur mit einer gewissen Leichtigkeit.
Wolff Fuss: „Wünsche mir wieder die Leichtigkeit im Land wie 2006“
Wo steht denn die deutsche Mannschaft?
Wolff Fuss: Toni Kroos hat es gut zusammengefasst. Die Truppe ist nicht so gut, wie sie im März gemacht wurde, aber auch nicht so schlecht, wie einige finden. Ich kann dem 2:1 gegen Griechenland viel Positives abgewinnen. Die Mannschaft hat auf den Rückstand gut reagiert, inhaltlich, taktisch und von der Mentalität her.
Also ist so ein Zittersieg gegen die Nummer 50 der Weltrangliste okay?
Wolff Fuss: Wir dürfen nicht vergessen: Die letzten Turniere waren einfach nicht so toll. Die deutsche Fußball-Öffentlichkeit tut gut dran, mit einer gewissen Demut an die Spiele zu gehen. Natürlich hängt ganz viel am Eröffnungsspiel und dem Ergebnis. Wenn das Schottland-Spiel gewonnen wird, wird eine Euphoriewelle losgetreten, die diese Mannschaft sehr weit tragen kann.
In Mönchengladbach gab’s aber zunächst Pfiffe.
Wolff Fuss: Die Grundhaltung der Menschen gegenüber der Mannschaft ist nach wie vor kritisch. Die Leute sind noch nicht zu 100 Prozent überzeugt. Man muss bei der Entwicklung aber auch mal ein 0:0 gegen die Ukraine oder einen knappen Sieg gegen Griechenland akzeptieren.
Was für ein Spiel erwarten Sie zum Auftakt?
Wolff Fuss: Schottland wird in 90 Minuten vielleicht drei, vier Chancen haben. Deutschland wird ein deutliches Plus an Torschüssen haben. Aber wir dürfen nicht im Vorfeld sagen, dass wir die 3:0 weghauen. Wir hauen im Moment keinen Gegner 3:0 weg. Wir dürfen keinen Gegner überhöhen, aber auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Mannschaft muss mit einem gesunden Maß an die Sache rangehen und dann Runde für Runde die Spiele abarbeiten. Am Ende braucht es so einen Knaller wie das Tor von Philipp Lahm 2006. Ich weiß nur noch nicht, wer dafür sorgen soll. Joshua Kimmich vielleicht. Das wäre doch verrückt, wenn der einen in den Winkel setzt. Zwar ohne Gipsarm, aber egal (lacht).
Wie sehen Sie Kapitän Ilkay Gündogan?
Wolff Fuss: Ich glaube, dass unser Spiel mit Ilkay Gündogan ein Tick kontrollierter, vielleicht defensiver ist. Aber die Option, Leroy Sané von der Bank bringen zu können, ist doch überragend gut.
Und wie ist Ihre Haltung in der Torwartfrage?
Wolff Fuss: Ich bin da bei Julian Nagelsmann. Es hätte gute Gründe gegeben, sich im Vorfeld auf Marc-André ter Stegen festzulegen. Das hätte ich nachvollziehen können. Am Ende ist es eine Glaubensfrage und Millimeterentscheidung. Nach einem Fehler im letzten Testspiel wechselst du aber nicht den Torhüter. Damit würde man am großen Rad drehen. Und machen wir uns nichts vor: Manuel Neuer ist weiterhin ein sehr guter Torhüter.
Wolff Fuss arbeitet bei der EM mit seiner Frau Anna Kraft zusammen
Die EM wird bei Ihnen zur Familiensache. Nach dem Spiel können Sie an Ihre Frau Anna Kraft an den Spielfeldrand geben.
Wolff Fuss: Ja, sie hat die Super-Flash-Position und kann die erste deutsche Spielerstimme nach Abpfiff einfangen. Jetzt fehlt nur noch, dass unsere beiden Mädels als Einlaufkinder dabei sind (lacht). Das kann nicht mehr lange dauern.
Der Playboy hat Ihre Frau zu Deutschlands schönster Sportmoderatorin gekürt…
Wolff Fuss: Das Ergebnis überrascht mich jetzt nicht sonderlich. Trotzdem ist es das alte Leid, dass Kolleginnen immer noch nach ihrem Aussehen beurteilt werden.