Köln – Stell Dir vor, es sind 28 Minuten vorbei. Und der Schiri pfeift zur Halbzeit...
Nein, die Rede ist nicht von einem D-Jugend-Spiel. Wolf-Dieter Ahlenfelder machte sich am 8. November 1975 unsterblich, als er völlig verfrüht beim Spiel Bremen gegen Hannover (0:0) zum Pausentee bitten wollte.
Denselben hatte sich „Ahli“ vor dem Anpfiff schon genehmigt. „Ich gebe ja zu, ich hatte zum Mittagessen ein Bier und einen Schnaps getrunken. Deshalb wohl meine Fahne. Aber man wird zum Essen ja wohl noch ein Bierchen trinken dürfen“, erklärte der Unparteiische nachher. Und wurde so zu Deutschlands Kult-Schiri schlechthin! Es war der Linienrichter, der ihn darauf hinwies, dass weitergespielt werden müsse.
Historische Szene
Doch wie erlebten die Spieler die historische Szene? Fragen wir einen, der dabei war: Hannovers damaliger Torjäger Peter Hayduk (59).
„Der Pfiff ertönte und mein Kollege Peter Dahl tippte mich an: Da stimmt was nicht. Wir sind dann mit Ahlenfelder in Richtung Kabine marschiert“, erinnert sich Hayduk.
„Noch vor der Tribüne hat der Linienrichter die Sache aufgeklärt und wir sind wieder auf den Platz. Doch auch beim zweiten Mal hat Ahlenfelder zu früh abgepfiffen. Unser Präsident Ferdinand Bock stellte ihn daraufhin in der Kabine zur Rede, doch Ahli sagte in seiner trockenen Art: Regen Sie sich nicht auf, das bisschen hängen wir dann nachher dran. Das Gerücht vom Alkohol machte natürlich die Runde. Dennoch war Ahlenfelder bei uns Spielern sehr beliebt.“
Schiedsrichter des Jahres
Der DFB zog den Oberhausener nach der Skandal-Partie für einige Wochen aus dem Verkehr, doch Ahlenfelder machte tapfer weiter – und wurde 1984 sogar zum Schiedsrichter des Jahres gewählt. Hayduk: „Genau wie Walter Eschweiler war das ein Klasse-Kerl. Er konnte stressige Situationen mit einem lockeren Spruch lösen.“
In Bremens Kneipen wurden durstige Kehlen infolge der Partie jahrelang mit einem „Ahlenfelder“ gelöst: die Kombination aus Bier und Malteser-Schnaps wurde nach dem Schiri benannt. „Da bin ich stolz drauf“, so der passende Kommentar der Frohnatur.
Noch mehr Kuriositäten aus der Bundesliga
Eintracht Braunschweig 1973. Ein trostloser Absteiger. Sportlich kaum schlagzeilen-tauglich. Doch über keinen anderen Verein redete man in dieser (Spiel-)Zeit mehr!
Als erster Klub überhaupt machte die Eintracht mit Trikotwerbung Geld! Werbe-Pionier Günter Mast († 2011) brachte die Likörmarke Jägermeister auf die blau-gelbe Brust. Das sorgte für Zoff. Bernd Gersdorff (65), damals der Kapitän, erinnert sich!
Herr Gersdorff, was dachten Sie, als Sie erstmals von der Jägermeister-Idee hörten?Nur Positives! Das war etwas völlig Neues. Bis dahin bestand die Werbung im Fußball nur aus Bandenwerbung und Durchsagen im Stadion.
Wie kam die Idee zustande?
Bei einer Bierrunde zwischen unserem damaligen Präsidenten Fricke und Mast. Beide verband eine Männerfreundschaft. Zack war die Idee geboren! Und Mast kämpfte um sie. Nach den DFB-Statuten war Trikotwerbung damals verboten. Doch Mast ließ sich nicht ins Bockshorn jagen. Er zog monatelang vor die Gerichte, das brachte ihm das öffentliche Interesse ein. Er landete in den Schlagzeilen und Tagesthemen. Und er setzte sich am Ende durch. Der Hirsch kam langfristig aufs Trikot. Und wir Spieler profitierten.
Inwiefern? Gab es keine dummen Sprüche von Gegenspielern wegen des Alkohols?
Nein, nie. Der Star war das Trikot. Wir freuten uns, dass wir auf einmal Klubanzüge und Freizeitklamotten bekamen. Nur der 1. FC Köln hatte das in dieser Zeit schon. Und Mast wurde immer fußball-verrückter. Weil ich der Kapitän war, landete ich jeden Montag eine Stunde lang bei ihm im Büro auf der Couch. Er wollte wissen, was es Neues gibt und heckte ständig neue Ideen aus.
Dennoch stieg die Truppe ab.
Das hatte aber nichts mit den Trikots zu tun. Das Jahr drauf stiegen wir auch wieder auf. Ich war nach meinem Intermezzo bei den Bayern in der Rückrunde wieder dabei und schoss die Eintracht hoch. Der Lohn: Mast spendierte 4000 Mark Prämie pro Nase. Und machte mich zu einem der ersten Plakat-Werbeträger des Fußballs. Eine geniale Aktion! Ich posierte im Trikot mit Jägermeister-Pulle, daneben der Slogan: „Ich trinke Jägermeister, weil er mir besser schmeckt als das Münchner Bier...“ Nur eins bedaure ich heute. Ich hab mir keines dieser geilen Trikots von damals aufgehoben...
Mit Niederlagen leben, das war für Klaus Basikow (Foto) nie ein Problem. Pleiten, Pech und Pannen sind dem früheren Torwart von Tasmania Berlin vertraut. Schließlich halten die Männer aus Neukölln immer noch einen traurigen Bundesliga-Rekord!
In der Saison 1965/66 holte der Verein nur acht Punkte und kassierte 108 Tore und mit 28 die meisten Pleiten – den Titel schlechtester Aufsteiger aller Zeiten hat der Club immer noch inne. „Das ist ein Titel, den uns wohl keiner mehr nehmen wird“, sagt Basikow heute mit einem Schmunzeln. „Uns war ja damals klar, dass wir keine Chance haben würden. Trotzdem waren wir fröhliche Absteiger und haben auch nach schlimmen Niederlagen in der Kabine ein Gläschen Sekt getrunken.“
Katze von Neukölln
Der Schlussmann erinnert sich an den überraschenden Start in der Bundesliga, nachdem der DFB nach den Sanktionen gegen die Hertha unbedingt einen Klub aus Berlin in der Liga haben wollte. „Andere Teams haben abgewunken, da mussten wir ran. Ich war mit meiner Familie auf einem Campingplatz am Gardasee, als ein Berliner zu mir kam und mitteilte: Ich habe gerade im Radio einen deutschen Sender reinbekommen. Hertha fliegt aus der Bundesliga, Tasmania rückt nach. Alle Spieler müssen sofort wieder zurückkommen“, erzählt die Katze von Neukölln. „Es war alles total verrückt.“
Am 31. Juli, nur 15 Tage vor dem Start, erhielt der Verein die Berechtigung für Liga eins. „Darauf waren wir gar nicht vorbereitet. Eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen, war unmöglich.“, sagt Basikow. Lediglich Nationalspieler Horst Szymaniak wurde aus Mailand verpflichtet, zu wenig, um sich gegen die starke Konkurrenz durchzusetzen.
Rekordkulisse von 81.500 Fans
Dabei begann alles so euphorisch. Vor der Rekordkulisse von 81.500 Fans siegte Tasmania dank zweier Tore von Ingo Usbeck mit 2:0 über Karlsruhe. Doch danach war der Klub nur noch ein Opfer. Erst im letzten Heimspiel gegen Neunkirchen gab es noch einen Sieg zu bejubeln. Damals verirrten sich ganze 827 Besucher ins Stadion. Trotzdem hielten die Treuesten der Treuen ihrem Klub die Daumen, waren auch nach den peinlichsten Pleiten nicht böse und bewiesen Humor. Nach Tasmanias 100. Gegentor drapierten sie einen goldenen Trauerkranz hinter dem Tor.
Besonders die 0:9-Schlappe gegen den Meidericher SV bleibt in Erinnerung. Basikow: „Wir konnten nur mit einer Verlegenheitstruppe antreten. Ich hatte schlimme Rückenschmerzen, hätte gar nicht spielen dürfen. Ich bekam reichlich Spritzen und hatte keine Schmerzen mehr. Jedoch fehlte mir auch das Reaktionsvermögen, und ich konnte kaum etwas erkennen. Den Ball sah ich erst,, als ich ihn aus dem Tor holte.“
Übrigens trifft sich das Team immer noch einmal im Jahr. Basikow: „Dann trinken wir ein paar Bierchen und reden über die alten Zeiten. Trotz der Niederlagen hatten wir damals sehr viel Spaß zusammen.“
Hamburgs Charly Dörfel und Stuttgarts Horst Köppel (Foto) sorgten für eine "modische" Kuriosität auf dem Spielfeld. Beide spielten mit Haartoupets, ein Werbekunde hatte Köppel zu der ungewöhnlichen Aktion überredet.
Aber: Nicht jeder war von der falschen Haarpracht angetan. "Horst Köppel hat damals Toupet getragen, und ich habe im Spiel immer gesagt, er soll das abnehmen, weil das immer hochgeflogen ist", sagte Kult-Trainer Udo Lattek im Nachhinein einmal.
Und mit dem Kölner Heinz Simmet gab auch ein Gegenspieler Köppel dem Spott preis. "Wenn du dich noch mal fallen lässt, zieh" ich dir den Hut aus", drohte Simmet dem Gladbacher. Dann geschah es. Dem Schein nach bemüht, dem erneut auf dem Boden Liegenden aufzuhelfen, zupfte er an dessen Kopfschmuck, der zur Freude der sich vor Lachen schüttelnden Zuschauer und des grinsenden Schiris bedenklich verrutscht war.
Danach war der so Blamierte plötzlich wesentlich stabiler auf den Beinen.
Stell Dir vor, du sitzt vor dem alles entscheidenden Spiel gegen den Abstieg in der Kabine. Und dein Kollege steht auf und geht nach Hause...
Am letzten Spieltag der Saison 2010/11 muss Wolfsburg gegen Hoffenheim unbedingt gewinnen, um den Abstieg abzuwenden. Trainer Felix Magath gibt in der Mannschaftssitzung die Aufstellung bekannt.
Da platzt Diva Diego der Kragen. Der Brasilianer, für 15,5-Millionen Euro verpflichtet, soll auf der Bank sitzen. Das lässt er sich nicht gefallen - und seine verdutzten Kollegen mit Magath einfach sitzen und im Stich.
Für den Verein geht es um Alles, Diego haut aus dem Stadion ab und erlebt nicht mit, wie seine Mitspieler einen Rückstand drehen und das Spiel gewinnen. "Zur Halbzeit waren wir abgestiegen. Brutaler geht es nicht", erinnert sich der Ex-Wolfsburger Sascha Riether im EXPRESS-Gespräch.
Selbst Magath erklärt: "Dass jemand die Sitzung verlassen hat, habe ich noch nicht erlebt."
Der Großverdiener wird abgemahnt und zu Atletico Madrid ausgeliehen. Nach einer Saison kehrt er zurück - heute steht er vor seiner zweiten Chance beim VfL.
Brasilianer in der Bundesliga ...
Temperament, Ballzauber und witzige Aktionen brachten die Samba-Kicker nach Deutschland. So auch Giovane Elber, zweiterfolgreichster Ausländer in der Bundesliga-Geschichte (133 Tore).
Stiller Protest
Zur zweiten Halbzeit des Spiels gegen 1860 München (1:1) erschien Elber plötzlich mit einem roten Klebeband über dem Mund. Verschmitzt grinste Elber, präsentierte sich allen an der Mittellinie - und jeder verstand die Aktion: Der Goalgetter legte einen stillen Protest gegen Schiedsrichter Frank Fleske ein.
Dieser hatte ihm in den ersten 45 Minuten Gelb wegen Meckerns gezeigt. Fleske gefiel die provokante Aktion gar nicht: "Ich habe ihm gesagt, er soll das Pflaster abnehmen, sonst fliegt er vom Platz. Das ist verarschend und unsportlich."
Rachsüchtiger Schiri
Doch Elber wandte sich ab und lief weg. VfB-Kollege Bobic musste den Brasilianer dazu überreden, sich das Pflaster vom Mund zu reißen. Was dann folgte, war irgendwie abzusehen: Eine völlig harmlose Rangelei mit Münchens Schwabl ("Ich habe kein Foul bemerkt") reichte dem rachsüchtigen Schiri für die persönliche Genugtuung. Er zeigte Elber sofort Gelb-Rot!
Der Bestrafte zeigte keinerlei Reue: "Was der Schiri gemacht hat, war eine Frechheit!" Sportlich sorgte der damals 24-Jährige mit Fredi Bobic und Krassimir Balakov als "Magisches Dreieck" für Furore.
Ein Mann, der polarisierte. Mit Weltklasseparaden und unbändigem Willen brachte Oliver Kahn seine Gegenspieler regelmäßig zur Verzweiflung. Doch das hatte seinen Preis. Die Reizfigur, die sich bis zum Anschlag (oder darüber hinaus) pushte, musste gelegentlich Druck ablassen. So geschehen am 24. Spieltag der Saison 1998/99 beim emotionsgeladenen Gipfel im Dortmunder Westfalenstadion.
Vulka(h)n brach aus
Der Vulka(h)n brach aus: Beim Stand von 2:2 setzte Kahn zum legendären "Beiß-Angriff" auf BVB-Stürmer Heiko Herrlich an. Doch damit nicht genug: Als der Ball in Strafraumnähe fliegt und Stephane Chapuisat hinterherrennt, kommt Kahn wie vom Teufel getrieben aus seinem Tor, geht mit gestrecktem Bein voraus zum Ball und schrammt nur knapp am Schweizer vorbei. Der Keeper sagt: "Ich hätte notfalls zurückgezogen." Kahn wie von Sinnen!
Am Tag danach titelte der EXPRESS: "Ist er brutal und unkontrollierbar? Gehört er auf die Couch?"
Nein, gehört er nicht. Meinte auch Heiko Herrlich, der später sagte: "Jeder braucht sein Adrenalin. Manchmal bist du eben nicht ganz klar im Kopf. Diesen Fehler sollte man ihm nachsehen."
Mit Blutegeln, Ohrenkerzen oder Zwiebelsocken machte sich Dieter Trzolek in der Liga als "Miraculix" einen Namen.
Was "Tscholli" vor dem damaligen Spitzenspiel seiner Bayer-Elf gegen Bayern München auspackte, sucht aber seinesgleichen. Beim Bundesliga-Schlager durften sich die Leverkusener einen guten Schluck auf Vereinskosten genehmigen - Trzolek verordnete einen Kräuterschnaps! Das hatte was von Asterix & Obelix!
Das aus 16 Substanzen bestehende Getränk "regt den Kreislauf von Herz und Lunge an", wie der Medizinmann damals erklärte. Der Alkohol diene dabei "als Bindemittel für die Zutaten". Bei allem Vertrauen zum "Wunderheiler" - da durften sich die Spieler die Augen gerieben haben.
Trzolek spielte die Aktion runter. Der Alkoholgehalt des Cocktails habe unter 25 Prozent gelegen und hätte nur Mittel enthalten, "die nicht auf der Dopingliste zu finden sind". Auf das Spiel schien der Trank eine eher einschläfernde Wirkung zu haben: Bayer und Bayern trennten sich torlos 0:0.
Jahrzehntelang bereicherte der "Druide" die Liga mit seinen bis dato unbekannten Methoden aus der Naturheilkunde. Im letzten Sommer verließ "Tscholli" nach 36 (!) Jahren die Fußball-Bühne...
Wenn ein einziger Schuss die ganze Saison entscheidet...
Es war der 22.April 1986, das Finale furioso steht am 33. Spieltag auf dem Programm: Werder gegen Bayern, nur zwei Punkte trennen die Konkurrenten. Nach einem angeblichen Handspiel vom Münchner Sören Lerby zeigt Schiri Roth in der 89. Minute auf den Punkt - Elfer für Bremen!
Tumulte und Jagdszenen
Tumulte und Jagdszenen in Bremen: "Die Bayern wollten mich irritieren. Pflügler zog mich am Ohr, ein anderer Bayer bespuckte mich", so Michael Kutzop, der zum Elfmeter antritt.
Es steht 0:0, wenn Kutzop trifft, wäre den Bremern die Meisterschaft sicher gewesen. Jean Marie-Pfaff, damals im Tor der Bayern, erinnert sich: "Ich hab mich nicht bewegt, als Kutzop anlief, mich erst ganz spät für die rechte Ecke entschieden. Der Ball flog nach links, und das Geräusch, das dann folgte, höre ich noch heute: Das Klatschen von Leder gegen einen Aluminiumpfosten. Herrlich."
Für die einen herrlich, für die anderen schrecklich. Kutzop vergab die Riesenchance alles klar zu machen.
Das Spiel endete torlos und die Tragödie nahm ihren Lauf. Vier Tage später fegten die Münchner Gladbach mit 6:0 aus dem Stadion, Werder verlor 1:2 in Stuttgart - und wurde auf der Zielgerade von den Bayern eingefangen (nur dank des besseren Torverhältnisses).
Geräusch für immer im Gedächtnis
Das grausame Klatschen des Balles gegen den Pfosten - ein Geräusch, das allen Beteiligten für immer ins Gedächtnis gemeißelt wurde. Eine Erklärung für seinen fatalen Fehlschuss hat der heute 57-jährige Kutzop nicht: "Ich kann es bis heute nicht glauben oder gar erklären. Ich war mir damals meiner Sache sicher. Vorwürfe meiner Kollegen gab´s nicht".
Jean-Marie Paff denkt nur zu gerne zurück: "Wenn ich an diesen Abend denke, läuft es mir noch heute eiskalt den Rücken herunter."
Kaum zu glauben: Nur ein einziges Mal, am allerletzten Spieltag, standen die Bayern an der Tabellenspitze. Zuvor lieferten sich Werder und Bayern eine irre Verfolgungsjagd, in der die Münchner jedoch nie an die Bremer herankamen - bis zum 34. Spieltag. "Es war die spannendste Saison, die es je gegeben hat", meint Jean-Marie Pfaff im Nachhinein.
Morgens früh, sechs Uhr. Eigentlich eine Zeit, zu der auch Fußball-Profis noch schlummern. Nicht so an jenem unglaublichen Sonntagmorgen im Januar 1985: Vor dem Niedersachsenstadion in Hannover stehen junge Männer vor Kälte zitternd im Dustern. Die Polizei kommt vorbei und vermutet Einbrecher.
Blaues Wunder
Erlebt dann aber ihr blaues Wunder: Es ist die Mannschaft von Hannover 96! Der für seine Alkoholexzesse bekannte Werner Biskup hatte seine Truppe zum morgendlichen Straftraining beordert. Weil sich seine Mannschaft einen Tag zuvor gegen den Bezirksligisten Ricklingen mit 4:4 blamierte, platzte Trainerlegende Biskup der Kragen. In der Kabine brüllte er: "Morgen um sechs seid ihr auf dem Platz!"
Zunächst nahm das keiner für voll. Doch als Biskup nichts weiter sagte und verschwand, gerieten die Spieler ins Grübeln. Meint der das wirklich ernst?
Am nächsten Morgen standen tatsächlich fast alle Spieler auf dem Platz. Martin Giesel erschien gar bibbernd im Schlafanzug. Er hatte verschlafen und sich nur noch einen Mantel übergeworfen. Da der Platzwart aber fehlte, blieben die Stadiontore verschlossen. Biskup zog wortlos davon, die Spieler wärmten sich im Hotel auf.
Sportlich dominiert wurde die Saison von Meister Bayern, der die Tabelle vom ersten bis zum letzten Spieltag ununterbrochen anführte. Der 1. FC Köln steigerte sich im Vergleich zur Vorsaison und landete auf Rang drei. "Mit dieser Mannschaft fast ein Wunder", befand Toni Schumacher.
Für Dauer-Zoff sorgte Jimmy Hartwig, der über sein Reservistendasein sagte: "Herr Löhr braucht mir keine Begründung zu geben. Begründungen nehme ich nur von Weltklassetrainern wie Happel und Zebec an."
Es ist und bleibt eines der kuriosesten Tore der deutschen Fußballgeschichte.
Jean-Marie Pfaff erlebte 1982 in seinem ersten Spiel für den FC Bayern München das Horrorszenario: Der Torwart fälschte einen Einwurf (!) von Bremens Uwe Reinders so ab, dass der Ball im eigenen Gehäuse landete. Es war das erste reguläre Tor, das mit der Hand erzielt wurde - hätte Pfaff den Ball nicht berührt, hätte er nicht gegolten. Der Spott war nach dem Faux-Pas natürlich groß.
Bayrische Lachnummer
Die Bayern hatten Pfaff als Hoffnungsträger geholt - er sollte in die Fußstapfen von Sepp Maier treten, die Pfaffs Vorgängern zu groß waren. Und gleich im ersten Spiel machte er sich zur bayerischen Lachnummer.
Doch im Nachhinein kann Pfaff über das Eigentor schmunzeln. "Das Tor war positiv für mich. Ich war sofort überall bekannt, vom Fernsehen wurde es zehnmal wiederholt", sagt Pfaff nach einigen Jahren.
Und der Spott war auch schnell verflogen. In den kommenden Spielen avancierte er zum absoluten Leistungsträger und wurde dank hervorragender Leistungen schnell zum Publikumsliebling - trotz kuriosem Beginn.
Er erzielte 14 Tore, traf auch am letzten Spieltag der Saison 1994/95 und war ein Eckpfeiler für Borussia Dortmund auf dem Weg zur ersten Meisterschaft seit 1963. Doch berühmt wurde Andreas Möller in dieser Saison für etwas ganz anderes.
Mit seiner "Jahrhundert-Schwalbe" sorgte der "Turbo" ligaweit für helle Empörung.
Elfmeter geschindet
Im Heimspiel gegen Karlsruhe ließ sich Möller - unberührt von Gegenspieler Dirk Schuster - im Strafraum fallen und schindete einen Elfmeter, der das Spiel kippte -Dortmund siegte nach Rückstand mit 2:1.
"Zeigen Sie diese Szene jeden Tag im Fernsehen, damit der Fußball wieder sauber wird!", tobte KSC-Coach Winfried Schäfer.
Möller musste 10.000 Euro Strafe zahlen, wurde für zwei Spiele gesperrt. Borussia wurde mit einem Zähler Vorsprung Meister.
Thomas Helmer klammerte sich beschämend an den Pfosten und half dem gegnerischen Torhüter Andreas Köpke vom 1.FC Nürnberg auf. Zuvor hatte er den Ball aus kürzester Entfernung am Tor vorbeigestochert. Doch dann ertönte ein Pfiff.
Bayern-Spieler Helmer konnte es nicht glauben, Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers entschied auf Tor. "Ich wusste, dass der Ball neben dem Tor war. Aber der Ball war auch immer zwischen meinen Beinen und Andreas Köpke lag hinter der Linie. Deswegen hätte er auch hinter der Linie sein können", sagt Helmer zu seinem Phantom-Tor, das den 2:1-Sieg ebnete: "In dem Fall wäre es das Richtige gewesen, der Schiedsrichter und ich hätten uns einfach unterhalten."
Spiel von DFB annulliert
Doch das taten sie nicht und der Treffer zählte - mit Folgen! Denn das Spiel wurde vom DFB annulliert und neu angesetzt.
Das Wiederholungsspiel gewannen die Bayern 5:0 und Nürnberg stieg später ab. "Die Hauptlast liegt bei mir, ich hätte es zugeben können", gab Helmer später zu, der sich auf dem Platz aber für ein Tor aussprach.