Wegen F-Wort-Strafe für VerstappenRalf Schumacher schimpft über FIA-Präsident: „Hat den Max vorgeführt“

Max Verstappen schließt nach der Fluch-Affäre einen Rücktritt nicht aus. Ralf Schumacher stellt sich auf die Seite des Niederländers.

von Oliver Reuter  (reu)

Der Schimpfwort-Streit zwischen Max Verstappen (26) und dem Weltverband FIA erhitzt weiter die Gemüter. Weil der Formel-1-Weltmeister seinen in Baku lahmen Red Bull mit dem „F-Wort“ tituliert hatte, wurde er zu einem Tag gemeinnütziger Arbeit verdonnert.

Doch „Mad Max“ stellt auf stur, und seine Kollegen stehen ihm bei. Mercedes-Superstar Lewis Hamilton (39) rät dem Niederländer sogar: „Das ist ein Witz ehrlich gesagt. Ich würde es auf keinen Fall machen und ich hoffe, er macht es auch nicht.“ Bis zum nächsten Rennen in Austin/Texas (20. Oktober 2024) wird das eine Machtprobe mit FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem (62).

Ralf Schumacher vergleicht FIA-Präsident mit Olaf Scholz

„Als wir in das Qualifying gegangen sind, wusste ich sofort, dass das Auto fucked war.“ An diesem Satz von Verstappen aus der Pressekonferenz vor dem Singapur-GP statuiert die FIA ein Exempel. Für die Strafe der Rennkommissare wegen Verstoß gegen den International Sport Code (Benutzung vulgärer Sprache) zeigte er kein Verständnis („Sind wir hier unter Fünfjährigen?“) und drohte sogar mit dem Abschied: „Diese Art von Dingen entscheiden definitiv auch über meine Zukunft.“

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Keine leere Drohung, glaubt Sky-Experte Ralf Schumacher (49): „Ich traue ihm zu, dass er aufhört, wenn das eskaliert. Weil er einfach auch unabhängig ist. Er hat schon genug Geld verdient und hat immer davon gesprochen, dass er nicht ewig in der Formel 1 fahren wird. Deshalb würde ich das nicht ausschließen.“

Für ihn als früheren GP-Fahrer ist Verstappens Fluch über sein Auto auch verständlich: „Bei Max kommt einiges zusammen: die Affäre um Teamchef Christian Horner, der Abgang von Adrian Newey, das hüpfende Auto und dann entgleitet ihm so langsam die WM. Klar, dass man dann mal flucht. Das ist mir auch schon passiert: 1997 habe ich das F-Wort gesagt. Da habe ich mir auch gar nichts bei gedacht, weil ich ja auch in einem englischen Team von Eddie Jordan war. Aber dann hagelte es E-Mails und ich musste mich im britischen TV entschuldigen.“

Laut Ralf, der am Wochenende mit Partner Etienne beim Oktoberfest feierte (oben im Video), hätte bei Verstappen eine „Verwarnung locker gereicht“. Für ihn liegt die Schuld eher bei einem anderen: „Was FIA-Präsident bin Sulayem da wieder für eine tragische Rolle gespielt hat, der ist ja wie unser Olaf Scholz – kommunikativ eine Katastrophe. Der hat den Max vorgeführt, nicht abgeholt.“

Und nach dem Vergleich mit dem Zauder-Kanzler zählt er die Fettnäpfchen des früheren Rallye-Fahrers auf: „Erst legt er sich mit Susie Wolff an (angeblicher Geheimnisverrat an ihren Mann Toto, d.Red.), dann mit Liberty Media der Riesen-Skandal, der ihn fast den Job gekostet haben, dann bei der offiziellen Siegerehrung in Abu Dhabi auch so Kommentare.“ Ralf reicht's: „Da würde ich der FIA empfehlen, mal über was Neues nachzudenken.“

Und was würde er Verstappen empfehlen? Soll er Hamiltons Rat befolgen und den Dienst verweigern? Schumi II: „Das ist natürlich ein Kampf, ob ich den jetzt kämpfen würde? Als Berater von Max würde ich sagen, die Probleme auf technischer Seite sind groß genug. Er fühlt sich natürlich ungerecht behandelt und stellt auf stur. Aber ich glaube, dass bin Sulayem nicht clever genug ist, das Ganze in eine Verwarnung rückabzuwickeln. Max hat am Ende des Tages keine Chance. Ich würde aus der Not eine Tugend machen und sein Herzensprojekt nehmen und vielleicht Kindern helfen. Dann ist die Kuh vom Eis und er kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Er braucht seine Konzentration im Auto und muss die WM nach Hause fahren. So ein Streik würde ihn nur ablenken.“

Nur noch 52 Punkte Vorsprung hat Verstappen auf Singapur-Sieger Lando Norris (24), was tippt Ralf für den WM-Kampf? „Der McLaren ist bei weitem das beste Auto. Jetzt kommen Strecken, die dem McLaren liegen. Lando Norris fuhr in Singapur in einer anderen Welt, und Punkte gibt es noch genug zu verteilen. Ich bin der Meinung, dass Lando echt eine gute Chance hat.“