Timo Boll schreibt Tischtennis-Geschichte und zieht ins WM-Halbfinale ein. Doch schon das Viertelfinale war dramatisch, Boll litt unter starken Schmerzen. Kann er im Halbfinale überhaupt spielen?
Drama um Tischtennis-LegendeBoll greift trotz Schmerzen nach WM-Gold
Drama um unsere Tischtennis-Legende: Im Alter von 40 Jahren greift Timo Boll noch einmal nach Gold bei einer Weltmeisterschaft. Der Düsseldorfer steht im Halbfinale der WM in den USA – aber noch ist offen, ober er überhaupt antreten kann! Bronze hat er schon sicher.
Der Rekord-Europameister von Borussia Düsseldorf plagt sich seit dem Beginn dieser WM-Woche mit Beschwerden am Bauchmuskel herum. Bislang hatten die ihn bei diesem Turnier kaum beeinträchtigt. Vor dem Duell mit dem 19 Jahre jüngeren Jha wurden die Schmerzen jedoch stärker.
Boll schlägt Lokalmatador trotz starker Schmerzen
Vom eigenen Publikum noch zusätzlich angetrieben, gewann der Amerikaner so auch den ersten Satz mit 11:4. Boll holte danach einen einseitigen zweiten (11:5) und einen hart umkämpften dritten Durchgang (12:10), der das Match in seine Richtung lenkte. Am Ende nutzte er gleich den ersten von drei Matchbällen gegen den in der Bundesliga für TTF Liebherr Ochsenhausen spielenden Außenseiter.
„Das war ein schweres Spiel für Timo. Er ist schon gehandicapt, und man kann spüren, dass er sich quält“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf über Boll, der sichtlich mit den Schmerzen kämpfte. „Aber er hat die Qualität. Er wollte die Medaille unbedingt haben.“
Timo Boll erst mit einer WM-Medaille
Der Star von Borussia Düsseldorf stand zwar schon vier Mal an der Spitze der Weltrangliste, gewann acht EM-Titel und bereits sechs WM-Medaillen mit der deutschen Mannschaft. Bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften holte er im Einzel bislang aber nur die Bronzemedaille bei der WM 2011 in Rotterdam. „Damals war ich DTTB-Vizepräsident und bin privat nach Rotterdam gereist. Das war ein großartiges Erlebnis. Heute ist ein Traum in Erfüllung gegangen, dass ich dabei sein durfte, als er dieses Ergebnis wiederholt hat“, sagte der deutsche Verbands-Chef Michael Geiger. „Und noch sind ja weitere Optionen offen.“
Boll knackt 92 Jahre alten Medaillen-Rekord
Vielleicht wird aus dem Drama ja noch die große Sensation. Schon jetzt hat Boll einen Uralt-Rekord geknackt: Der Deutsche verbesserte in Texas mit exakt 40 Jahren und 264 Tagen den über 92 Jahre währenden Altersrekord des früheren Weltmeisters Zoltan Mechlovits bereits deutlich. Der 1891 geborene Ungar kam bei den Titelkämpfen Anfang 1929 in Budapest ein Jahr nach seinem Titelgewinn noch einmal mit Bronze auf das Podium.
Vor Bolls insgesamt zweiter WM-Medaille im Einzel war der ehemalige WM-Zweite Tage Flisberg zweitältester WM-Medaillengewinner im Einzel. 1954 beim WM-Turnier in Wembley zog der Schwede mit 36 Jahren und 183 Tagen ins Halbfinale ein und gewann letztlich sogar Silber.
Timo Boll über den Sieg des Willens
„So verrückt kann Tischtennis sein“, freute sich Boll über den Sieg des Willens. „Ich wusste nicht mehr, ob ich nicht einfach hinschmeißen sollte. Das Gefühl war nicht mehr schön. Aber ich wollte alles probieren und mir nicht den Vorwurf machen, in einem WM-Viertelfinale nicht alles gegeben zu haben.“
Bis zum Halbfinale (beginnt in der Nacht zu Montag um 1.50 Uhr deutscher Zeit) sollte Boll rechtzeitig fit werden. Sein Gegner ist der Schwede Truls Möregardh – und der ist zarte 19 Jahre alt!