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Wirbel nach Aus für WeinwocheKölner startet Petition für Heumarkt – IG Gastro schießt gegen Stadtdirektorin

Eröffnung der Kölner Weinwoche auf dem Heumarkt.

Seit 1973 findet jährlich die Kölner Weinwoche statt. Unser Foto zeigt den Platz am 18. Mai 2022.

Die traditionelle Kölner Weinwoche darf in diesem Jahr nicht mehr auf dem Heumarkt stattfinden. Die Stadt begründet dies mit „immissionsschutzrechtlichen Belangen“. Der Aufschrei ist groß.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Der EXPRESS.de-Exklusiv-Bericht, dass die Kölner Weinwoche in diesem Jahr, wo das Event 50-jähriges Jubiläum feiert, nicht mehr auf dem Heumarkt stattfinden kann, sorgt für höchst emotionale Reaktionen.

Die Stadt will zur Thematik nicht viel sagen, dementiert aber, dass es eine Klage gibt. „Eine Klage bezüglich der Weinwoche ist nicht anhängig. Vielmehr muss die Weinwoche aufgrund immissionsschutzrechtlicher Belange verlegt werden. Die Details werden aktuell mit dem Veranstalter abgestimmt“, lautete das knappe Statement am Montag (25. März 2024).

Kölner Weinwoche soll nun auf den Neumarkt verlegt werden

Die Verantwortlichen der traditionellen Veranstaltung werden sich am Mittwoch mit Stadt-Verantwortlichen auf dem Neumarkt treffen, um darüber zu diskutieren, ob eine Verlegung und Verschiebung auf den Zeitraum vom 28. Mai bis zum 9. Juni eine Option sein könnte.

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„Wir dürfen nicht wie gewohnt den Heumarkt nutzen“, sagten die Organisatoren am Montag erneut enttäuscht. „Es gibt einen Beschwerdeführer gegen unser Fest an diesem Platz. Deshalb dürfen wir auch 2025 nicht wieder dort hin zurückkehren. Wir arbeiten aber unter Hochdruck an Alternativen. Absagen ist für uns keine Option.“ Dennoch gibt es auch noch auf dem Neumarkt das Problem des Brunnen-Baus. Viele Fragen müssen noch geklärt werden.

Nach EXPRESS.de-Bericht: Kölner startet Petition für Weinwoche

Dass die Weinwoche überhaupt knapp zwei Monate vor der Durchführung vom Heumarkt verbannt wird, können viele Kölnerinnen und Kölner nicht verstehen. Am Sonntag startete Tobias Zimmermann aufgrund des EXPRESS.de-Berichts eine Petition, um zu verhindern, dass die Kölner Weinwoche nicht stattfinden kann. Die Petition richtet sich gegen die Einschränkung von Festen auf öffentlichen Plätzen.

„Diese Veranstaltungen tragen zur lebendigen Kultur unserer Stadt bei und fördern den Gemeinschaftssinn unter den Bürgern. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Feste nicht gegen Karneval oder Weihnachtsmärkte kontingentiert werden sollten. Laut Statistiken des Statistischen Bundesamtes besuchen jährlich Millionen von Menschen unsere Stadt wegen ihrer vielfältigen kulturellen Angebote. Durch die Einschränkung der Anzahl dieser Feste würde das kulturelle Erbe von Köln beeinträchtigt werden“, heißt es in der Begründung der Petition.

Am Montagnachmittag hatten schon über 4000 Menschen unterschrieben. Was viele besonders stört: Ähnliche Erfahrungen machten schon die Betreiber der Volksbühne am Rudolfplatz, wo vorerst keine Konzerte mehr stattfinden dürfen. Im Tanzbrunnen müssen die Konzerte spätestens um 22 Uhr enden, weil sich ansonsten ein Anwohner vom linken Rheinufer bei Polizei und Ordnungsamt meldet. Auch bei der Deutzer Kirmes gibt es strenge Auflagen.

IG Gastro zum Weinwochen-Aus: Köln braucht eine starke Führung

Während die Stadt versucht, den Wirbel kleinzuhalten, schießt die IG Kölner Gastro nun ganz schwere Geschütze Richtung Stadtdirektorin Andrea Blome ab. „Es ist dringend Zeit für einen Wandel. Köln braucht starke Persönlichkeiten, Köln braucht eine Vision, die mehr als Karneval hinter Gittern und Angst vor dem einzelnen, maulenden Bürger ist. Köln braucht eine starke Führung, Achtung vor der Tradition und Mut zur Innovation“, heißt es in einem langen Facebookpost.

Hier den Facebook-Beitrag der IG Gastro zur Weinwoche lesen:

Die endende Amtszeit der Stadtdirektorin Ende 2024 sei der perfekte Anlass für die Trennung von ihr. „Was ist Köln für eine Metropole, wenn selbst Veranstaltungen ohne jegliche Lärmbelästigung nach 50 Jahren den Platz räumen müssen? Wer schützt uns vor dieser kleinbürgerlichen Entwicklung und setzt sich ein für die Zukunft der Stadt?“, schreiben die Gastronomen.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Die Weinwoche sei ein durchweg positives Beispiel für ein sommerliches Event in Köln gewesen, was Jung und Alt zusammenbringt. Sie belebe die Altstadt, ohne zu schaden, schaffe ein positives Bild nach außen und vermittele die warme Herzlichkeit, mit der sich Kölnerinnen und Kölner so gern brüsten. Blome wird deshalb massiv attackiert: „Für uns ist dies der bekannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“

Bürgergemeinschaft Altstadt wehrt sich: „Hochgradige Belastung“

Was wirklich hinter der Verlegung der Weinwoche steckt, beleuchtet die Bürgergemeinschaft Altstadt. „Bereits im Dezember 2023 wurde aus dem Kreis der Anwohner am Heumarkt im Wege einer Klage auf die Gesamtbelastungen des Platzes hingewiesen. Die Klage fußt auf insgesamt neun gerichtsverwertbare Lärmschutzgutachten. Diese machen unter anderem deutlich, dass Städte im Wege der Sondererlaubnis bei sogenannten seltenen Ereignissen wie Karneval zwar an maximal 18 Tagen die Lärmgrenzen signifikant überschreiten dürfen, die Messungen am Heumarkt bereits ohne Karneval und EM 73 Tage der massiven Überschreitung dieser Grenzen ergeben haben“, teilt ihr Vorsitzender Joachim Groth EXPRESS.de mit.

„De facto kann man von über 100 ‚seltenen Ereignissen‘ am Heumarkt ausgehen. Alleine die EM plus CSD bedeuten über 40 Tage ‚seltene Ereignisse‘, das heißt hochgradige Belastungen für eine Sozialstruktur und die Gesundheit der Anwohner.“

Die Situation am Heumarkt sei „eine hochgradig problematische Mischung aus Groß- und Tagesveranstaltungen, Demonstrationen, Außengastronomie, Straßenmusikanten etc., welche mit den geltenden Regelungen bei weitem nicht mehr übereinstimmen“, heißt es vom Verein zur Förderung einer lebenswerten Altstadt.