Die Show „Da Capo“ bringt das Lebenswerk von Udo Jürgens zurück auf die große Konzertbühne. Das Orchester Pepe Lienhard spielt die Titel live, der Jahrhundertstar steuert via Leinwand seinen Gesang dazu bei.
Die perfekte IllusionKonzert-Auferstehung in der Lanxess-Arena – Fans ihrem Idol wieder ganz nah

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Das Orchester Pepe Lienhard präsentierte am Donnerstagabend (24. April 2025) bei der Show „Da Capo“ in der Lanxess-Arena die größten Hits von Udo Jürgens, der dazu via Leinwand mit der Band agierte.
Seit drei Jahren pilgern fast täglich Tausende ABBA-Fans nach London, um die fantastische Avatar-Show „Voyage“ zu bestaunen. Schnell hat das Publikum dort vergessen, dass es lediglich Video-Einspielern zujubelt.
Seit einem halben Jahr sorgt auch in Deutschland eine Show mit technischer und musikalischer Brillanz für die perfekte Illusion. „Da Capo“ präsentiert den 2014 verstorbenen Ausnahmekünstler Udo Jürgens täuschend echt.
Udo-Jürgens-Show „Da Capo“: Nur 2800 Fans kamen in Lanxess-Arena
Wie authentisch das Orchester Pepe Lienhard, das schon zu Lebzeiten von Udo mit ihm tourte, mit dem Star via Leinwand interagiert, hat sich allerdings offenbar noch nicht so richtig rumgesprochen. Die Show am Donnerstagabend (24. April 2025) hätte jedenfalls deutlich mehr als nur 2800 Gäste in der Lanxess-Arena verdient gehabt.
Anfangs wirkten selbst die Fans, die sich durch das Verkehrschaos zur Halle gequält hatten, noch skeptisch. Als die Show aufgrund der Kölner Stau-Hölle verspätet mit einem Instrumental-Medley bekannter Jürgens-Hits begann, schauten viele noch ungläubig auf die riesige Bühne samt XXL-Leinwand.
Doch bei „Hautnah“ stieg auch der damals 80-jährige „Hauptdarsteller“ mit ein. Zumindest wirkte es vom ersten Moment so. Die Videosequenzen – größtenteils vom letzten Jürgens-Konzert in Zürich – waren geschickt montiert. Die 21 Musikerinnen und Musiker des Orchesters spielten mit sogenannten „Clicktracks“. Ein Klicken im Kopfhörer gab das Tempo vor und so agierten Band und Digital-Udo wie aus einem Guss.
„Alles aus Liebe“, „Ich würd es wieder tun“ oder „Der Mann ist das Problem“ – nach und nach verwischten die Grenzen zwischen Realität und Täuschung immer mehr. Nur wenn zwischendurch Moderator Tobias Licht (47) auf die Bühne kam, um über Jürgens und dessen Songtexte zu sprechen, Bandleader Pepe Lienhard (79) zu interviewen oder selbst zu singen, wurde wieder deutlich, dass da jemand durch seinen Tod eine große Lücke gerissen hat.

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Moderator Tobias Licht (l.) mit Bandleader Pepe Lienhard. Gemeinsam führten sie durch die über zweistündige Zeitreise durch das Werk von Udo Jürgens.
„Von Jahrhundertkünstlern wie Udo hatten wir im deutschsprachigen Raum nicht so viele“, sagte Licht, der glücklich war, als „kölscher Jung“ einmal in der Lanxess-Arena auf der Bühne stehen zu dürfen, in der er vor Jahrzehnten als Ordner gearbeitet habe. „Was hätte Udo wohl zu den Ereignissen der letzten zehn Jahre gesagt? Wie wären seine Lieder ausgefallen?“, fragte sich der Schauspieler.
„Achte auf deine Würde, eh' die Dummheit sie dir nimmt“, sang Jürgens im Song „Das Leben bist du“. „Könnte es aktueller sein?“, fragte Licht ins Rund und erntete Applaus. 46 Tage vor seinem Tod hatte Jürgens noch in Köln auf der Bühne gestanden, über 20 Titel seines musikalischen Vermächtnisses kehrten am Donnerstag als atemberaubendes Multimedia-Erlebnis zurück.

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Dorothea Lorene sang nicht nur zwei Duette mit Udo Jürgens. Sie präsentierte auch „If I Never Sing Another Song“, von Udo für Frank Sinatra komponiert und von Sammy Davis Jr. bei jedem seiner Konzerte als große Schlussnummer gesungen.
Vor allem die vermeintlichen Interaktionen ließen die Fans staunen. Dorothea Lorene kam zu „I Can, I Will“ und dem New-York-Medley auf die Bühne. Gänsehaut entstand beim „Immer wieder geht die Sonne auf“-Duett. Perfekt geriet schließlich der Moment, als Jürgens nach „1000 Jahre sind ein Tag“ locker die Band-Musiker Billy Kudjoe Todzo und Peter Lübke für ihre Soli an Percussion und Schlagzeug lobte.

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Die perfekte Illusion: Udo Jürgens agierte beim Konzert via Leinwand, das Orchester spielte davor die Titel live und synchron zum Gesang.
Zur Freude der eingefleischten Fans besteht „Da Capo“ nicht nur aus den Megahits wie „Griechischer Wein“. Auch Perlen wie „Mein Bruder ist ein Maler“ oder „Der gekaufte Drachen“ fanden ihren Platz. Als dann „Aber bitte mit Sahne“ ertönte, wurde wieder der Platz vor der Bühne gestürmt – als wollten alle dem Idol bei der Konzert-Auferstehung noch einmal nah sein.
Der verabschiedete sich am Ende standesgemäß von der Leinwand. Beim Bademantel-Medley konnten alle noch einmal sechs Klassiker vor inzwischen menschenleerer Bühne singen. Nach „Liebe ohne Leiden“ verblasste das Udo-Video und hinterließ wie schon bei der Todesnachricht 2014 diese große Leere.