Bandleader Pepe Lienhard ging 37 Jahre mit Udo Jürgens auf Tour. Zehn Jahre nach dessen Tod ist die Show „Da Capo“ gestartet, die das Leben der Musik-Legende würdigt. Eine Station der Tour ist die Lanxess-Arena.
Rückkehr nach KölnStar-Musiker über sein Leben mit Udo Jürgens – „zogen bis morgens um die Häuser“

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Pepe Lienhard auf dem Dach der Kölner Lanxess-Arena. Der Bandleader kehrt mit der Show Da Capo und den großen Hits von Udo Jürgens ins Henkelmännchen zurück.
Dieser Schweizer ist eine echte Musik-Legende. In seiner über 50-jährigen Karriere hat Pepe Lienhard (78) mit vielen Weltstars wie Whitney Houston, Frank Sinatra, Shirley Bassey oder Sammy Davis Jr. zusammengearbeitet.
1977 nahm der Saxofonist mit seinem Sextett und dem Titel „Swiss Lady“ für die Schweiz am ESC teil und erreichte Platz sechs. Im selben Jahr lernte der Musiker Udo Jürgens (†2014) kennen, der aufgrund seiner Steuerprobleme in die Schweiz nach Zürich gezogen war.
Pepe Lienhard und Udo Jürgens gingen 37 Jahre zusammen auf Tour
Der gemeinsame Manager Freddy Burger machte die beiden einander bekannt und schnell entstand mehr als nur ein Arbeitsverhältnis. Lienhard und Jürgens wurden zu Freunden und gingen 37 Jahre zusammen auf Tour.
Gemeinsam schufen sie mit dem Orchester Pepe Lienhard einen Sound, der Millionen Menschen in seinen Bann zog und unvergessliche Konzertmomente bescherte.
Mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern, unzähligen und unvergessenen Hits wie „Ich war noch niemals in New York“, „Aber bitte mit Sahne“ oder auch „Mit 66 Jahren“ gilt Udo Jürgens zweifelsohne als einer der beliebtesten, meist gefeierten und größten Entertainer, Songschreiber und Komponisten im deutschsprachigen Raum.
Die neue Show „Da Capo Udo Jürgens“ bringt das musikalische Vermächtnis zurück auf die großen Bühnen. Am 24. April 2025 können die Fans in der Kölner Lanxess-Arena eine höchst emotionale Zeitreise durch das außergewöhnliche Lebenswerk erleben. EXPRESS.de traf Pepe Lienhard im Vorfeld des Multimedia-Erlebnisses in der Arena.

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Sie waren ein perfektes Team auf der Bühne: Udo Jürgens (l.) hatte bis zu seinem Tod Pepe Lienhard an seiner Seite.
46 Tage vor seinem Tod hat Udo Jürgens noch in dieser Halle auf der Bühne gestanden.
Pepe Lienhard: Ja, wir waren oft in Köln. Ich kann mich auch noch an Auftritte in der Sporthalle erinnern. Wir hatten bereits die Zusatzkonzerte der „Mitten im Leben“-Tour für Anfang 2015 geplant und wären da wieder in die Arena gekommen. 180.000 Tickets waren schon verkauft.
Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als Sie von Udos Tod erfahren haben?
Pepe Lienhard: Ich war mit meinem Hund draußen, als mich meine Frau angerufen hat. Sie sagte nur, dass Udo umgefallen sei und im Krankenhaus läge. Wir sind sofort dahingefahren. Sein Chauffeur Billy Todzo war bei ihm, als er am Auto zusammengebrochen ist. Die Ärzte sagten uns, dass er sofort tot gewesen sei. Am Vorabend waren wir noch beim Italiener schön essen, haben Wein getrunken. Er wollte in sein Haus an der Algarve in den Urlaub fahren. Wir hatten so viele Pläne.

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Pepe Lienhard (l.) sprach mit EXPRESS.de-Reporter Marcel Schwamborn in der Lanxess-Arena über die anstehende Tour.
Wie haben Sie es verarbeitet?
Pepe Lienhard: Am Anfang fiel es wirklich schwer, weil wir einfach nicht vorbereitet waren. Als Trost blieb uns nur, dass Udo einen fantastischen Abgang hatte. Mit 80 Jahren hat er seine erfolgreichste Tour gespielt, hat perfekt abgeliefert, sich nie verspielt. Er war ein wunderbarer Freund und wir konnten einfach nicht begreifen, dass er nicht mehr da ist.
Könnten Sie sich vorstellen, Teil einer Udo-Jürgens-Coverband zu sein?
Pepe Lienhard: Nein. Mich haben schon einige Udo-Imitatoren, die teilweise richtig gut sind, gefragt, ob ich nicht mit ihnen spielen könnte. Das war für mich nie ein Thema. Ich war 37 Jahre mit dem Original unterwegs, da fahre ich nicht mit einer Kopie durch die Gegend.
Wie funktioniert denn die Show „Da Capo“?
Pepe Lienhard: Vor allem dank modernster Technik. Wir spielen mit dem Orchester live auf der Bühne und Udo ist durch Originalaufnahmen und Konzertmitschnitte dabei. Während wir spielen, wird er überlebensgroß auf einer riesigen Leinwand zu sehen und zu hören sein – eine perfekte Illusion. Es gibt einen Mix und aus bekannten Hits, seltenen Titeln und dem neu erschienenen Song „Als ich fortging“.
Im Vorjahr gab es schon 19 Auftritte. Wie fiel die Resonanz aus?
Pepe Lienhard: Die war überwältigend. Wir haben uns bemüht, eine wertige Show zu machen, waren uns aber nicht so sicher, ob es ankommt. Es war nicht garantiert, dass die Hardcore-Fans sie akzeptieren. Wir kennen Anhängerinnen und Anhänger, die 20-, 30-mal pro Tour da waren. Die haben sich Tränen weggewischt und waren emotional ergriffen. Das hat voll funktioniert. Das schönste Kompliment haben wir oft gehört: Am Ende vergisst man, dass Udo gar nicht mehr lebt.

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Pepe Lienhard (r.) ist ein Könner am Saxofon. Gemeinsam mit Udo Jürgens sorgte er für den perfekten Live-Sound unzähliger Hits.
Wie war es für Sie, die Stücke ohne Ihren Freund zu spielen?
Pepe Lienhard: Einen ersten Vorgeschmack haben wir in der Giovanni-Zarrella-Show präsentiert, das war schon emotional für uns. Wir hatten aber auch zehn Jahre Zeit, den Abschied von Udo zu verkraften. Kurz nach seinem Tod habe ich das Radio oder den Fernseher gleich abgeschaltet, wenn etwas von ihm lief. Das Schlimmste damals war, dass er uns so unvorbereitet verlassen hat.
Ist Ihr Orchester noch in Originalbesetzung?
Pepe Lienhard: Die meisten waren die ganze Zeit dabei. Von den 24, die 2014 mit auf der Bühne standen, sind aktuell immer noch 21 dabei. Alle wollten unbedingt bei dieser Tour dabei sein. Ich achte auch darauf, ob wir innerhalb der Band ein gutes Klima haben. Leute, die schlechte Stimmung verbreiten, brauche ich nicht.
Haben Sie das von Udo gelernt?
Pepe Lienhard: Von ihm habe ich vor allem die Pünktlichkeit gelernt. Er war in 37 Jahren Zusammenarbeit nicht einmal zu spät beim Soundcheck. Alle Konzerte haben auch auf die Sekunde pünktlich begonnen. Zudem habe ich von ihm den Respekt vor dem Publikum mitbekommen. Er hat immer 100 Prozent gegeben – ob auf einer Privatparty oder in einer riesigen Halle mit Tausenden Menschen.

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Bei der Show Da Capo spielt die Pepe Liendhard Band live auf der Bühne. Die Stimme von Udo Jürgens wird via Leinwand dazu eingeblendet.
Wie waren die Nächte mit ihm – nach den Konzerten?
Pepe Lienhard: Als wir angefangen haben, da ging es morgens bis sechs, sieben Uhr. Zunächst waren wir nach den Konzerten essen und dann ging es um die Häuser, solange noch irgendwo ein Lämpchen brannte. Ich war da auch immer dabei. Die Zeiten waren später dann vorbei. Ein schönes Essen war ihm aber auch im höheren Alter nach dem Auftritt noch wichtig. Vor dem Konzert gab es für Udo nur Suppe und Tee. Ihm war es auch immer wichtig, lange zu schlafen, mindestens bis 11, 12 Uhr.
Die „Da Capo“-Tour ist nun bis 2026 geplant, da werden Sie 80…
Pepe Lienhard: Ich gebe auch noch Konzerte mit meiner Big Band in der Schweiz. Die Gesundheit ist das wichtigste Kriterium, das hat auch Udo immer gesagt. Deshalb gab es von ihm auch nie eine Abschiedstournee. Er hat immer gesagt, dass er so lange auf die Bühne geht, wie die Gesundheit mitspielt. Da er noch so fidel war, hatten wir auch damit gerechnet, dass noch zwei oder drei Tourneen mit ihm folgen werden.