Kommentar zum Flughafen-Chaos in KölnDie einfache Wahrheit, die die „Letzte Generation“ nicht kapiert

Menschen warten am Flughafen Köln/Bonn in einer Schlange auf ihren Flug in den Urlaub.

Es sollte entspannt in den Urlaub gehen, doch für viele Reisende am Flughafen Köln/Bonn wurde der Start in die Ferien am Mittwoch (24. Juli 2024) wegen der „Letzten Generation“ zum Nervenspiel.

Die Flughafen-Blockade am Airport Köln/Bonn hat für mächtig Wirbel gesorgt. Aber in die falsche Richtung, meint unser Autor. Ein Kommentar.

von Thomas Werner  (tw)

Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? Nach diesem Prinzip scheint die „Letzte Generation“ zumindest vorzugehen. Doch was sie damit anrichten, scheint die Aktivistinnen und Aktivisten kaum zu interessieren. Der EXPRESS.de-Kommentar.

Es wirkte wie eine Rückreise in längst vergessene Zeiten: Am Mittwochmorgen (24. Juli 2024) hatten Klimaaktivistinnen und -aktivisten der „Letzten Generation“ Chaos am Flughafen Köln/Bonn ausgelöst. Insgesamt fünf Personen hatten sich auf dem Flughafengelände festgeklebt – drei vor dem Rollfeld auf dem sogenannten Taxiway und zwei vor der Feuerwache.

Protest-Aktion am Flughafen Köln/Bonn: „Letzte Generation“ wird stark kritisiert

Dabei klang der Tenor zu Beginn des Jahres 2024 noch ganz anders: keine Klebe-Aktionen mehr, hieß es damals von den Aktivistinnen und Aktivisten selbst.

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Lange ging das Vorhaben gut, andere Blockade- und Protest-Aktionen rückten in den Mittelpunkt. Doch jetzt der Rückfall in alte Zeiten. Und der hat für mächtig Wirbel gesorgt.

Denn: Mitten in den Sommerferien traf die Aktion, die einen stundenlangen Stop des Flugverkehrs zur Folge hatte (31 Flüge fielen aus, viele andere verspäteten sich), nicht nur die Reisenden in den Sommerurlaub empfindlich, auch große weite Teile der Gesellschaft reagierten fassungslos.

Lange Zeit hatte die „Letzte Generation“ zumindest in Teilen der Bevölkerung die Unterstützung sicher – der Zweck heiligt häufig eben die Mittel.

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Aber: Die Unterstützung ist so gut wie weg, mit jeder Aktion wie jetzt in Köln/Bonn scheint die Zahl der Befürworter zu schrumpfen. Dadurch rückt der (nervige) Inhalt der Aktionen in den Vordergrund, nicht die (durchaus ehrenwerten) Motive.

Damit erweist die „Letzte Generation“ dem Thema Klimaschutz einen Bärendienst – weil es dem Großteil der Menschen nur noch auf den Geist geht. Eine einfache Wahrheit, die die Aktivistinnen und Aktivisten offenbar aber nicht kapieren. Oder kapieren wollen.

Klimaschutz, Ausstieg aus fossilen Energieträgern, Naturschutz-Visionen für die Zukunft – es sind Themen, bei denen wir an einem Strang ziehen sollten. Stattdessen wenden sich Menschen ab, weil Klimaschutz durch Blockade- und Klebe-Aktionen (auch) negativ besetzt wird.

Die Frage, die sich anschließt: Wenn eine Aktion wie in Köln/Bonn falsch ist, was wäre richtig? Denn die Ziele der „Letzten Generation“ (u.a. ein Gesellschaftsrat für Deutschland und zeitnahe Maßnahmen zur Klimarettung) sind ja durchaus nachvollziehbar.

Die Antwort ist durchaus schwierig. Laut sein, ja. Meinung vertreten, ja. Die Politik kontrollieren und zum Handeln zwingen, ja. Aber wie? Sicher nicht so wie am Köln/Bonn Airport. Denn das Ziel zu kennen und den richtigen Weg nicht, ist keine Entschuldigung dafür, den falschen Weg zu wählen und damit das Ziel zu gefährden.