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Kölns Ex-OB persönlichFritz Schramma über seine Schwerbehinderung: „Treppe hoch geht kaum noch“

Fritz Schramma im Porträt. Der ehemalige OB der Stadt Köln blickt in die Kamera.

Fritz Schramma, hier 2021 in Köln, war insgesamt neun Jahre Oberbürgermeister der Stadt Köln.

Fritz Schramma 15 Jahre nach seinem Rücktritt als Kölner OB – hier kommt Teil zwei des großen EXPRESS-Interviews.

von Horst Stellmacher  (sm)

Von 2000 bis 2009 war Fritz Schramma Oberbürgermeister der Stadt Köln. Nach dem Einsturz des Stadtarchivs trat er zurück. 15 Jahre später zieht er im EXPRESS Bilanz.

Nach dem ersten Teil des XXL-Interviews geht es diesmal um Karneval, die KVB und seine eigene Gesundheit.

Herr Schramm, ein anderes Merkmal der Stadt ist der Karneval. Angst, dass wir ihn mehr und mehr kaputtfeiern?

Alles zum Thema Corona

Wir feiern ihn nicht kaputt, sondern gestalten ihn anders. Wenn Vielfalt und Tradition passen, wird er weiterleben. Jeder sucht sich seine Nische – das ist kölsche Art.

Wie sind Sie da selber aufgestellt?

Es lässt nach. Ich war 45 Jahre an vorderster Front, ziehe mich aber langsam zurück. Vielleicht liegt es am zunehmenden Alter, dass ich empfindlicher gegen übermäßige Lautstärke geworden bin. Die letzten zwei Stunden einer Sitzung halte ich kaum noch aus, ich erlebe da nur noch Gedröhne und Gezappel. Für junge Leute mag das in Ordnung sein, für mich ist es ein Grund aufzustehen und zu gehen. An Zappelpartys habe ich keinen Spaß.

Ich werde 2025 erstmals nicht an der Prinzenproklamation teilnehmen – ich habe für den Abend Karten für Placido Domingo in der Philharmonie.

Bitte mal ein Themenwechsel: Wie oft haben Sie einen Termin verpasst, weil Sie sich auf die KVB verlassen haben?

Das ist passiert – aber im Moment geht es einigermaßen, denn ich bin umgezogen und habe eine neue Verbindung. Ich habe mir früher bei manchen Terminen überlegt, ob ich die Bahn nehme oder lieber nicht. Meist gab es Probleme bei der Rückfahrt – mal gab es keinen Zehn-Minuten-Takt mehr, da fuhr die Bahn nur noch jede halbe Stunde, oder sie war gerade weg. Es kam auch vor, dass die Anzeigetafel sagte: „Nächster Zug in 61 Minuten“. Und wenn ich dann in ein Taxi stieg, kam der Bus doch. Das ist schon sehr frustrierend.

Wenn Sie könnten, was würden Sie an der KVB was ändern?

Da müsste einiges optimiert werden. Ich würde mir auch die Frage stellen, ob dieses Unternehmen so viele Direktoren braucht, wie es hat. Wenn man wirklich was ändern will, muss man oben anfangen. Zwei Leute an der Spitze – fürs Kaufmännische und für den betrieblichen Ablauf – reichen.

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Immer öfter wird kritisiert, dass die Stadt immer unansehnlicher wird …

Das höre ich auch immer öfter und persönlich finde ich diese Kritik oft berechtigt. Wenn man am Sonntagmorgen über den Alter Markt geht, stolpert man fast über herumliegende Spritzen, Bestecke, Handschuhe und sonstige Unansehnlichen. Da wird zwar das eine oder andere schon mal dagegen gemacht, aber es fehlt die richtige Konzeption.

Fühlen Sie sich auf den vielen neuen Radwegen gut aufgehoben?

Da kann ich wenig zu sagen. Ich habe das Radfahren einstellen müssen, ich fühle mich im Sattel nicht mehr sicher. Ich habe seit Corona Probleme mit der Luft und auf der linken Lunge nur noch 30 Prozent Luftkapazität, was mir viele Sorgen bereitet und habe jetzt einen Schwerbehindertenausweis.

Von 1945 bis heute

Das sind Kölns Oberbürgermeisterinnen und -bürgermeister

Portrait von Willi Suth im Kölner Stadtarchiv

Nachdem Köln durch die Amerikaner besetzt wurde, wurde Willi Suth (CDU) am 16. März 1945 zum Leiter der Stadtverwaltung ernannt. Am 11. April 1946 wurde er kommissarisch dann erster Oberstadtdirektor der Stadt Köln – an der Seite seines Schwagers Konrad Adenauer. Dieses Amt übte er bis zum 20. November 1945 aus. Das Portrait des ehemaligen Oberbürgermeisters stammt aus dem Kölner Stadtarchiv.

Konrad Adenauer, bei der Unterzeichnung des Grundgesetzes (Archivfoto vom 23. Mai 1949)

Konrad Adenauer (CDU) war vom 4. Mai 1945 bis zum 6. Oktober 1945 im Kölner Oberbürgermeisteramt tätig. Hier ein Archivfoto des späteren Bundeskanzlers am 23. Mai 1949.

Foto des ehemaligen Kölner OB Hermann Pünder

Am 20. November 1945 wurde Hermann Pünder (CDU) von der britischen Militärregierung zum Kölner Oberbürgermeister ernannt. Er übte dieses Amt bis Mai 1948 aus und führte am 7. März 1946 im Übrigen die Kölnische Stadtverfassung ein. Hier ein Foto von Pünder im Oktober 1932.

Foto des ehemaligen OB Ernst Schwering

Ernst Schwering (CDU) war schon von 1945 bis 1946 Beigeordneter der Stadt Köln und ab 1946 auch Stadtverordneter. Schwering war später 1948, 1950 und von 1951 bis 1956 Oberbürgermeister der Stadt Köln. Unser Foto wurde im Jahr 1962 aufgenommen.

Portrait von Robert Görlinger

Robert Görlinger (SPD) amtierte von 1948 bis 1949 und noch einmal von 1950 bis 1951 als Kölner Oberbürgermeister. Hier ein Porträt des ehemaligen Oberbürgermeisters aus dem Kölner Stadtarchiv, fotografiert im Jahr 2010.

Ehemaliger Oberbürgermeister Theo Burauen

Theodor Burauen (SPD), unter den Bürgerinnen und Bürgern auch „Döres“ genannt, amtierte vom 9. November 1956 bis zum 17. Dezember 1973 als Oberbürgermeister und wurde am 20. Dezember 1973 sogar zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt. Das Foto zeigt den damaligen Oberbürgermeister im Jahr 1958.

Ehemaliger OB John van Nes Ziegler

John van Nes Ziegler (SPD) war vom 20. Dezember 1973 bis zum 28. Oktober 1980 Oberbürgermeister. Für die Stadt Köln machte er sich in seinem Amt für zahlreiche Projekte stark, wie z.B. die heute beliebten Fußgängerzonen Hohe Straße und Schildergasse, eine Neugestaltung des Bereichs am Kölner Dom, den Kölner Hauptbahnhof, die Philharmonie und sogar das Museum Ludwig. Hier ein Foto des ehemaligen OB am 21. Mai 1991.

Die Spitze des Deutschen Staedtetages, der Praesident Gerhard Seiler (OB Karlsruhe), Vizepraesident Norbert Burger (OB Koeln) und das Geschaeftsfuehrende Praesidialmitglied Jochen Dieckmann (von links) tritt nach einer zweitaegigen Hauptausschussitzung in Freiburg

Norbert Burger (SPD) amtierte von 1980 bis 1999 durch drei Wiederwahlen 19 Jahre lang als Kölns OB. Der gebürtige Kölner wuchs im Stadtteil Ehrenfeld auf. Auf dem Foto vom 1. Januar 2000 ist Norbert Burger (Mitte) damals als Mitglied des Deutschen Städtetages gemeinsam mit dem OB von Karlsruhe Gerhard Seiler (links) und dem Geschäftsführenden Präsidialmitglied Jochen Dieckmann (rechts) zu sehen.

Ehemaliger OB Harry Blum vor dem Kölner Dom

Von Oktober 1999 bis März 2000 war Harry Blum (CDU) Kölner Oberbürgermeister. Nachdem Blum ein halbes Jahr im Amt war, verstarb er am 17. März 2000 im Alter von 55 Jahren aufgrund von Herzversagen. Hier ein Foto des ehemaligen OB vor dem Kölner Dom im September 1999.

Ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma

Von September 2000 bis Oktober 2009 amtierte Fritz Schramma (CDU) als Oberbürgermeister. Schramma war Mitglied zahlreicher Vereine und Verbände und wurde im Jahr 2009 von der Jahreshauptversammlung der Kölner Karnevalsgesellschaften zum Ehrenmitglied des Festkomitees ernannt. Hier ein Foto des ehemaligen OB am 7. Januar 2021.

Ehemaliger OB Jürgen Roters

Jürgen Roters (SPD) war von 2009 bis 2015 Kölner Oberbürgermeister und ist noch heute Ehrenmitglied in zahlreichen Vereinigungen wie zum Beispiel dem Förderverein Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln e.V. Unser Foto des ehemaligen OB wurde am 2. März 2023 aufgenommen.

Henriette Reker beim KStA-Interview

Die parteilose Henriette Reker ist seit dem 22. Oktober 2015 im Amt und ist die erste weibliche Oberbürgermeisterin Kölns. Unser Foto der Oberbürgermeisterin wurde am 29. März 2023 aufgenommen.

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Klingt nicht so toll …

Stimmt. Ich habe früher viel Sport gemacht, das geht heute nicht mehr. Selbst das Laufen fällt mir schwer und Treppensteigen geht kaum noch. Deswegen sind wir auf eine seniorengerechte Parterre-Wohnung gezogen. Das ist schon blöd – vor allem, wenn man vorher vieles gemacht hat. Doch ich helfe ich mir mit dem Satz: Es gibt viele Leute, die viel schlechter dran sind als ich. Ich habe Freunde in meinem Alter, die schon stark dement sind.

Haben Sie Angst vor so einem Schicksal?

Ja klar. Aber wenn es käme, dann käme es.

Im letzten Teil des XXL-Interviews, das auf EXPRESS.de am Freitag (31. Mai) erscheint, spricht Fritz Schramma unter anderem über den schlimmen Unfalltod seines Sohnes vor 23 Jahren.