Gewaltspirale nach DrogenraubProzesse gegen Kölner Bandenmitglieder starten

Schwer bewaffnete und vermummte Einsatzkräfte stehen hinter einem Streifenwagen.

Bei Einsätzen gegen die Kölner Drogenbande waren auch Kräfte des Sondereinsatzkommandos dabei. Das Symbolfoto zeigt einen Einsatz am 4. Februar 2022 bei einem Amokalarm an einer Kölner Schule. 

Sieben mutmaßliche Mitglieder einer Kölner Drogenbande stehen vor Gericht. Es geht unter anderem um Drogenhandel und Geiselnahme. 

Sprengsätze explodieren in Hauseingängen, nicht nur in Köln, auch in Duisburg und vor einem Luxushochhaus in Düsseldorf, es kommt zu Entführungen, zum Teil äußerst brutal: Der Drogenkrieg, ausgelöst durch den Raub von 350 Kilo Marihuana, hat seit Juni 2024 die Polizei in Atem gehalten. 

Jetzt starten die Prozesse unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen. Ab Mittwoch (9. März 2025) müssen sich die ersten Beschuldigten vor dem Kölner Landgericht verantworten. 

Kölner Drogenkrieg ausgelöst durch den Raub von 350 Kilo Marihuana

Alle Beschuldigten gelten als Mitglieder einer Drogenbande aus Köln-Kalk, die Marihuana, Kokain, Ecstasy und Heroin unter anderem in den Niederlanden und in Marokko erworben und dann deutschlandweit weiterverkauft haben soll. Die Drogen wurden unter anderem in einer Halle in Hürth zwischengelagert, um sie umzupacken und weiterzutransportieren. Die Bewachung erfolgte durch mehrere Kölner Bandenmitglieder in wechselnder Besetzung.

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Doch im Juni letzten Jahres kam es zum Knall: Bewaffnete Männer stürmten die Hürther Halle und raubten rund 350 Kilo Marihuana (Wert: rund 1,5 Millionen Euro). Die Tat löste eine Welle der Gewalt aus.


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Die drei jungen Männer (21, 23, 24), die ab Mittwoch vor Gericht stehen, waren laut Anklage dabei, als die Lieferung am 21. Juni per Lkw ankam. Sie sollen unter anderem beim Entladen geholfen haben. Am Abend des 22. Juni dann der Raub – weil es in den Reihen der Kölner Drogenbande einen Verräter gegeben haben soll!

Der jüngste Angeklagte soll nicht nur drei bislang unbekannten Männern gesteckt haben, dass sich in der Hürther Halle eine enorme Marihuana-Menge befindet, sondern soll bei dem Raub auch dabei gewesen sein. Dabei war der 22-jährige Mitangeklagte, der das Marihuana zu dem Zeitpunkt bewachen sollte, mit einer Maschinenpistole bedroht und gefesselt worden. 

Frau und ihr Cousin entführt und in Kölner Villa verschleppt

Nach dem dreisten Raub wurde alles darangesetzt, die Drogen zurückzukriegen. Dazu wurden am 4. Juli eine Frau und ihr Cousin aus Bochum entführt. Mit der brutalen Aktion sollte der Bruder des Mannes unter Druck gesetzt werden: Entweder er zahlt einen siebenstelligen Geldbetrag oder er gibt das Marihuana zurück. 

Der 30-Jährige, dessen Prozess am Donnerstag (10. April) startet, soll für die Entführung zwei halbautomatische Schusswaffen, Munition sowie 250.000 Euro Bargeld besorgt und an eine dritte Person ausgehändigt haben. Mit dem Geld sollte die Entführungsopfer unter dem Vorwand eines vermeintlichen Marihuana-Kaufs in Bochum in ein Fahrzeug gelockt werden. 

Der Mann und die Frau waren anschließend von gesondert verfolgten Tätern in eine Villa nach Köln-Rodenkirchen verschleppt worden, wo insbesondere der Mann im Keller misshandelt worden sein soll. Am nächsten Tag wurden die Entführungsopfer durch SEK-Kräfte befreit. 

Am Freitag (11. April) geht es bei drei Beschuldigten (20, 24, 31) unter anderem um den Vorwurf der Geiselnahme. Sie sollen dafür bezahlt worden sein, gewaltsam Informationen über den erfolgten Marihuanaraub von den damaligen Bewachern zu beschaffen. 

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Am 25. Juni begaben sie sich laut Anklage zu der Halle in Hürth, brachten dort fünf Männer in ihre Gewalt und fesselten sie. Laut Anklage soll es auch zu Misshandlungen und Androhungen weiterer Gewalt bis hin zu Todesdrohungen gekommen sein. Die Geschädigten wurden schließlich durch die Polizei befreit. 

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Im „Kölner Drogenkrieg“ sind derzeit 46 Ermittlungsverfahren gegen 35 Verdächtige im Gange, von denen sich 19 in Untersuchungshaft und vier weitere in Auslieferungshaft befinden.

Als Drahtzieher gilt Samir A., der am 1. Oktober 2024 am Pariser Flughafen Roissy festgenommen worden war. Er soll nicht nur mithilfe brutaler Geiselnahmen versucht haben, das Marihuana zurückzubekommen. Er soll auch mit Explosionen in Hauseingängen Druck ausgeübt haben.