Die Ford-Werke stellen dem Kölner Karneval dieses Jahr 75 Fahrzeuge zur Verfügung. Zur symbolischen Schlüsselübergabe war das Dreigestirn in der Produktionshalle. Prinz René fand dabei ernste Worte.
Übergabe der Karnevals-FlotteDreigestirn findet bei Ford ernste Worte: „Kurswechsel muss her“
Das nennt man Kontrastprogramm. Am Dienstag kamen die Mitarbeitenden der Kölner Ford-Werke zur Betriebsversammlung zusammen. Das Unternehmen hatte im November angekündigt, 2900 Stellen in Köln abbauen zu wollen. Allerdings ließ es offen, wo die Stellen reduziert werden sollen.
Am Mittwoch stand ein erfreulicherer Termin in den Produktionshallen an. Ford stellt erneut die Fahrzeugflotte für den Kölner Karneval und übergab deshalb offiziell die 75 Fahrzeuge – 62 davon sind vollelektrisch – an das Dreigestirn sowie das Festkomitee.
Ford seit 74 Jahren Partner des Festkomitees Kölner Karneval
Seit 74 Jahren gibt es diese Partnerschaft bereits. In dieser Zeit hat der Automobilhersteller knapp 3700 Fahrzeuge zur Verfügung gestellt. Komplettiert wird das Ford-Engagement durch 72 Freiwillige, die die Bagage- und Servicewagen im Rosenmontagszug fahren. Diese haben seit 1951 über 3000 Tonnen Wurfmaterial transportiert.
„Ohne Ford würde der Zoch nicht laufen“, sagte Festkomitee-Vize Lutz Schade. „Wir hoffen sehr, dass Ford in den nächsten Jahren unser Partner ist, denn ohne läuft es nicht“.
Für den seit Anfang des Jahres tätigen neuen Managing-Director Christoph Herr war der Termin Neuland. „Ich kenne bisher nur die alemannische Fastnacht aus meiner Heimat. Für mich ist das der Einstieg in den Kölner Karneval und mein absoluter Lieblingstermin in dieser Woche“. Er verwies in seiner Rede auf das Sessionsmotto, das für Glück, Unbeschwertheit und Frieden stehe. „Danach sehnen sich die Menschen in dieser Zeit“.
Auf die angespannte Atmosphäre im Unternehmen ging der neue Direktor nicht ein. Dafür wählte Prinz René I., der früher selbst verantwortlich in der Automobilindustrie tätig war, ernste Worte. „Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krisen ist es um so wichtiger, dass es den Karneval gibt, um die Leute auch mal aus dem Tief zu holen. Der Druck, den sie verspüren, die Angst um den Arbeitsplatz, die Sorge um die Familie – da kann der Karneval alle für ein paar Stunden herausholen“.
Gleichwohl sei es nicht nur mit fröhlichen Momenten getan, führte das Jecken-Oberhaupt fort. „Wir sind mit gemischten Gefühlen gekommen. Es ist natürlich schöner, wenn die Verkaufszahlen und die Ergebnisse gut sind. Im Moment muss man eher die Faust in der Tasche ballen und einen harten Weg gehen. Die anstehenden Wahlen sind auch für die Wirtschaft sehr entscheidend, denn dort muss ein dringend benötigter Kurswechsel erfolgen“.
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Im EXPRESS.de-Gespräch zeigte sich Christoph Herr begeistert von den Worten. „Mir ging das voll ins Herz. Das ist genau das, was wir auch fühlen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass wir als Automobilindustrie in Summe und als Ford im speziellen schwierige Zeiten durchmachen.“ Das Engagement im Karneval würde die Belegschaft mal zwischendurch aus den beruflichen Problemen herausholen.
Auch der Managing-Director blickt Richtung Wahlen. „Natürlich haben wir gewisse Hoffnungen, auch was die Förderung von Elektrofahrzeugen angeht. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass es möglicherweise bis in die zweite Jahreshälfte dauert, ehe eine Regierung gefunden ist und es spürbare Effekte geben kann“.
Anschließend besichtigte die jecke Delegation das „Cologne Electric Vehicle Center“ und sah, wie die vollelektrischen Modelle Explorer und Capri gebaut wurden. Prinz René erzählte, dass er früher ein Ford Escort Cabrio gefahren habe, Vizepräsident Schade berichtete von seinem ersten Escort, mit dem er quasi die Welt bereist habe.