In jeder Session streut die Band Cat Ballou auch ein paar Auftritte beim Pfarrkarneval in den Kalender ein. Die Musiker wollen damit auch ein Dankeschön dafür zurückgeben, dass dort die Band ihren Ursprung hatte.
Günstig-Kölsch und Pipi-FlatrateKölner Top-Band reist zurück an die Anfänge und tritt beim Pfarrkarneval auf
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Copyright: Marcel Schwamborn
Es muss nicht immer die Lanxess-Arena sein. Cat Ballou beim Auftritt auf der Pfarrsitzung am Sonntagabend (23. Februar 2025) in St. Katharina in Niehl.
Als Tuschkapelle im Pfarrkarneval im Bergisch Gladbacher Stadtteil Gronau haben sie einst angefangen. Im vergangenen Jahr begeisterten sie 25.000 Fans bei ihren beiden Jubiläumskonzerten in der Lanxess-Arena und viele weitere auf der Deutschland-Tour.
Die Wurzeln haben Cat Ballou trotzdem nicht vergessen. Die kölsche Popband absolviert in der laufenden Session rund 250 Auftritte, einige davon gehören jedoch in die Kategorie Herzensangelegenheit. EXPRESS.de war exklusiv dabei und begleitete die fünf Musiker auf eine ganz spezielle Bühne.
Cat Ballou spielt auf der Pfarrsitzung von St. Katharina in Niehl
Eigentlich war der Sonntag (23. Februar 2025) wieder ein ganz normaler Tag im Kölner Karneval mit sechs Auftritten. Der Nachmittag startete für Cat Ballou im Kristallsaal der Messe. Nach dem Besuch in der Lachenden Kölnarena ging es noch in die Mülheimer Stadthalle und dann zum krönenden Abschluss nach Niehl.
Die Pfarrsitzung von St. Katharina, bekannt als „Zint Kathring“, stand am Abend auf dem Plan. Und schon auf dem Weg dort hin freuten sich die fünf „Katzen“ beim Gespräch im Bandbus.
„Diese verschiedenen Facetten machen den Karneval für mich aus“, sagte Sänger Oliver Niesen. „Ein Auftritt in der Arena ist das eine, aber zum Herz des Karnevals zu fahren, diese Vielfalt gibt uns auch Energie. Hier wurden wir vom ersten Tag an gebucht“.
Deshalb gönnt sich die Band in einer solch anstrengenden Session auch noch solche Gigs im fast schon privaten Rahmen. Damit sich eine Pfarrgemeinde eine Top-Band wie Cat Ballou überhaupt leisten kann, verzichtet die Gruppe bis auf einen Obolus für die Techniker auf die sonst übliche Gage. „Dort wird so toll ehrenamtlich gearbeitet, das wollen wir unterstützen“, sagte der Frontmann. „Es ist wichtig, dass auch in den Veedeln Karneval gefeiert werden kann“.

Copyright: Marcel Schwamborn
Autogramme und Kölsch vor dem Auftritt in der Küche des Gemeindehauses.
Gründungsmitglied Dominik Schönenborn kennt den engen Pfarrsaal in Niehl schon seit Jahrzehnten. Sein Vater spielte dort früher mit den „Labessen“ und der Sohn half als Techniker beim Auf- und Abbau.
„Der Pfarrkarneval war anschließend auch für Cat Ballou der Ursprung. Dort hat man uns eine Bühne gegeben. Und jetzt machen wir den Leuten dort eine Freude. Das ist auch für uns super emotionalisierend, wenn wir sozusagen in unsere eigene Geschichte eintreten“.
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Copyright: Marcel Schwamborn
Yannick Richter geht durch die Jecken im Pfarrsaal zur Bühne.
Im Pfarrheim spielte sich am Sonntag wirklich ein herrlich ursprünglicher Karneval ab. „Hier herrscht eine familiäre, willkommen heißende Stimmung. Allein der Geruch, das ist für mich Karneval“, sagte Gitarrist Yannick Richter beim Gang durch das Gebäude. „Wir wollen auch Musik für alle machen, für die ganze Familie. Die findet sich hier wieder“.
Während die Techniker das schwere Equipment der Band durch das Gemeindehaus hievten, gönnten sich die Musiker in der Küche ein Kölsch oder ein Glas Sekt. Backstagebereiche oder VIP-Zonen gibt es da nicht. Der Unterschied zu Kölns großen Sälen wurde schon allein beim Blick auf die Preislisten deutlich. Ein Kölsch kostete 1,80 Euro, ein Würstchen mit Brötchen 3,60 Euro, eine Flasche Wein 18 Euro.
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Copyright: Marcel Schwamborn
Et rüch noh Karneval: Dominik Schönenborn schaut sich das rustikale Buffet zu zivilen Preisen im Pfarrheim an.
„Stark finde ich auch die Toiletten-Flatrate“, sagte Gitarrist Yannick nach dem Gang aufs lebendige Örtchen. 30 Cent pro Nutzung waren fällig – oder ein Euro für eine „Pipi-Flatrate“. Im Publikum saßen auch die beiden Ex-Höhner Janus Fröhlich und Peter Werner, um den ursprünglichen Pfarrkarneval zu genießen.
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Ein Pfarrheim hat keinen Backstage-Eingang. Die Cat-Ballou-Crew musste das Equipment durch das Treppenhaus und dann auf die Bühne tragen.
„Wir wissen, was wir den Menschen im Ehrenamt zu verdanken haben“, sagte Sänger Oli. „Solch eine lange Session mit verschiedenen Auftritten von ganz groß bis ganz familiär bildet perfekt unsere 25 Jahre Bandgeschichte ab. An solchen Sälen hängen so viele alte Erinnerungen dran. Dieses besondere Flair ist für mich ein Riesen-Bestandteil des Karnevals. Deshalb werden wir das immer unterstützen. Das besondere Gefühl des Karnevals kommt nur durch den Facettenreichtum, nicht nur durch wilde Partys“.
Als die fünf Musiker nach zwei Zugaben glücklich zu ihrem Bus zurückgingen, um in den Feierabend zu starten, klopften ihnen noch zahlreiche Gäste beim Herausgehen auf die Schulter. „Toll, dass ihr noch so was macht und uns nicht vergesst“, war immer wieder zu hören. Oli registrierte das zufrieden. „Karneval ist nicht nur Business“, sagte er. Und Schlagzeuger Hannes Feder brachte es für alle auf den Punkt: „So entsteht Kultur“.