25 Jahre Cat BallouStotter-Start: Konzerte in leeren Clubs, Pannen beim Auftritt, Probleme im Karneval

Dominik Schönenborn, Oliver Niesen und Kevin Wittwer als Cat Ballou.

2008 waren die Bühnen, auf denen Dominik Schönenborn, Oliver Niesen und Kevin Wittwer (v.l.) als Cat Ballou auftreten durften, noch eher einfacher gehalten.

Die Kölner Popband Cat Ballou feiert 2024 ihr 25-jähriges Bestehen. Angefangen hat alles als Schülerband in Bergisch Gladbach. Mit EXPRESS.de gingen die Musiker auf Zeitreise durch die Karriere.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Mit Hits wie „Et jitt kei Wood“ und „Liebe deine Stadt“ gehört die Band zu den erfolgreichsten Kölschbands. 25 Jahre Cat Ballou, das war ein guter Grund für die Musiker, mit EXPRESS.de noch einmal auf Zeitreise zu gehen.

Bevor Cat Ballou unter ihrem heutigen Namen durchstarteten, probierten sie verschiedene aus. Nach „Die Anfänger“ nannten sie sich „Skampi“, dann „Saitenbrand“ – wohlgefühlt haben sie sich damit nie.

Cat Ballou: Eine alte VHS-Kassette gab den Ausschlag für den Namen

„Wir haben uns überlegt: Was verbindet uns? Unsere Freundschaft! Wir haben immer gerne zusammen Filme geschaut, sind durch den Wald gerannt“, sagt Oli. Michael hatte unter anderem die VHS-Kassette des Western-Films „Cat Ballou – Hängen sollst du in Wyoming“ aus dem Jahr 1965. Daraus wurde der Bandname entliehen, obwohl niemand den Film je komplett geschaut hat. „Wir haben mal als Event nach einem Konzert im Rheinauhafen den Film gezeigt. Ich muss sagen: Er war echt langweilig“, gesteht Dominik.

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„Viele kannten den Film nicht und dachten eher an Käpt’n Balu“, sagt Oliver. Ähnlich ging es wohl Marc Metzger, der die Gruppe bei ihrem ersten Auftritt in der Lanxess-Arena mit den Worten „Katze, dicker Bär“ anmoderiert hat. Nicht das einzige Fiasko an diesem Abend. „Nur Bass, Schlagzeug und Gesang waren zu hören, Gitarre und Keyboard nicht. Da ist alles schiefgegangen, ausgerechnet bei einer Fernsehübertragung.“

Cat Ballou im Jugendzentrum.

2007 präsentierten Cat Ballou in Jugendzentren ihr erstes Album.

Weitere Rückschläge folgten. „Wir haben im Sonic Ballroom gespielt und waren auf der Bühne mehr Menschen als zahlende Gäste. Drei hatten Eintritt gezahlt. Das war der Moment, wo wir gesagt haben, dass es nicht mehr funktioniert“, sagt Dominik. „Da war die Luft schon raus“, ergänzt Oli. Doch Dominik gab nicht auf und meldete die Gruppe 2008 beim Bandwettbewerb „Köln rockt“ an, den die vier überraschend gewannen und einen Auftritt als Vorgruppe von Brings als Preis einsackten.

Parallel überzeugte Schönenborn seine Freunde, in den Karneval einzusteigen. „Ich war zuvor zehn Jahre als Techniker der Labbese mitgefahren und kannte jede Bühne. Da habe ich mir gedacht, dass der Karneval uns neue Chancen bietet, doch noch weiterzumachen.“

Oli war zunächst skeptisch. „Ich wollte nie in den Karneval, fand das uncool. Straßenkarneval mit Zügen und Saufen hat mir nie gefallen. Aber die Atmosphäre in den Sälen kannte ich nicht. Da habe ich Querbeat gesehen und erlebt, wie die Stimmung gemacht haben. Das war der Moment, wo ich dachte, dass es Spaß machen könnte.“

Die Vorstellabende bei der Kajuja waren auch so eine Sache. Die drei gespielten Titel – „Ba Song“, „Pauken und Trompeten“ und „Dat 11. Jebot“ – wollten nicht so recht zünden. „Da wurden wir gefragt, ob wir nicht noch was Kölsches haben. Dann haben wir ‚Achterbahn‘, eine alte Nummer der Labbese gespielt. Das war eigentlich ein Witzsong, den fanden die Leute amüsant“, sagt Oli.

Nicht nur in diesem Fall zeigte sich wieder etwas Typisches für die Band. „Wir haben das Spiel meist immer erst im Nachhinein verstanden. Auch für diesen Vorstellabend hatten wir keinen richtigen Plan. Wir hatten kein Genre, wussten aber, dass wir Spaß haben, wenn die Leute vor der Bühne Spaß haben. Da entstand eine Wechselwirkung.“

Parallel tauchten Kasalla auf dem kölschen Markt auf, mit einem hochgelobten Album und dem Mega-Hit „Pirate“. „Da kam für uns Druck auf. Wir waren immer der unterschätzte Underdog, plötzlich mussten wir liefern. Aber wir hatten gar nicht das Pfund dahinter und fühlten uns nicht wirklich wohl, mit dem, was wir taten“, sagt Dominik. „Wir wollten uns nicht verstellen.“

Dominik Schönenborn, Oliver Niesen, Michael Kraus und Kevin Wittwer (v.l.) als Cat Ballou.

2008 feierten Dominik Schönenborn, Oliver Niesen, Michael Kraus und Kevin Wittwer (v.l.) überraschend mit Cat Ballou den Sieg bei „Köln rockt“.

Als sie bei einer Veranstaltung der KG Die Grosse von 1823 im Gürzenich waren, hieß es: Auf die große Bühne lassen wir euch nicht. Ihr könnt in der Pause im Foyer spielen. „Wir haben trotzdem jede Steckdose genutzt. Hubert Koch, der langjährige Baas des Literatenstammtischs, sagte damals: ‚Ich habe mir eine Karte geben lassen, damit ich die nie buche‘“, sagt Oli. „Wir sind trotzdem freundlich geblieben.“

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Nach der zweiten Session verzog sich die Band ins Kreativcamp nach Bad Arolsen und wollte dort Lieder schreiben, wie sie Köln und das Leben dort sieht. Dominik saß zuvor als Sportstudent an einem grauen verregneten Tag auf dem Weg zur Uni in der Linie 1, wo auch noch die Heizung ausgefallen war. Als er die Deutzer Brücke überfuhr und den Dom sah, spürte er das besondere Gefühl.

„Da habe ich mir gedacht: Es gibt einfach keine Worte dafür“, sagt er. Die Zeilen, die auf Hochdeutsch vielleicht plump wirken, klappten auf Kölsch. „Wir haben in fünf Tagen zwei Lieder geschrieben, weil wir uns die ganze Zeit im Kreis gedreht haben. Wir hatten ‚Et jitt kei Wood, dat sare künnt wat ich föhl, wenn ich an Kölle denk. Wenn ich an ming Heimat denk‘ – mehr nicht. Wir haben wohl fünf oder sechs Texte geschrieben, aber haben nicht das Gefühl getroffen“, sagt Oli. Irgendwann stand der Song.

Cat Ballou im Sartory-Saal.

Nach etwas Überzeugungsarbeit wagten sich Cat Ballou letztlich dann auch in den Karneval. Heute ist die Band aus den Sälen nicht mehr wegzudenken.

„Wir wussten, dass wir im dritten Jahr im Karneval liefern müssen, sonst wären wir weg vom Fenster gewesen. Die Plattenfirma hat uns von dem Lied abgeraten. Bei Vorstellabenden wurde zu uns gesagt: ‚Was wollt ihr mit so einer Nummer, die kann bei zwei Promille keiner mehr mitsingen.‘ Als meine Mutter aber bei den ersten Auftritten erlebt hat, wie die Leute mitgesungen haben, sagte sie zu uns: ‚Dieser Song verbindet‘“, erinnert sich Dominik.

Cat Ballou: 1. FC Köln wollte eine eigene Version von „Et jitt kei Wood“

„Der Kölner merkt, ob etwas von Herzen kommt. Man kann auch keinen FC-Song auf Kommando schreiben. Der Verein hat uns mal gefragt, ob wir von ‚Et jitt kei Wood‘ eine FC-Variante schreiben könnten. Aber so etwas funktioniert nicht.“ Oli freut sich noch immer, dass die Band trotz der negativen Reaktionen im Vorfeld an den Titel geglaubt hat. „Da hat der innere Punk zum Glück gesiegt. Wir haben Musik gehört, aufgesaugt und machen das, was wir cool finden.“

Im nächsten Teil der Cat-Ballou-Jubiläumsserie geht es um weitere Rückschläge in der Karriere und personelle Umbesetzungen in der Band bis zur aktuellen Formation.