Die Große Dünnwalder Karnevalsgesellschaft haben bei einem besonderen „Parteitag“ an einen ganz speziellen Büttenredner erinnert.
Kölner KarnevalEhre für besonderen Büttenredner: Die „Blaue Partei“ sucht den Kanzlerkandidaten
Mit einem ganz besonderen „Parteitag“ erinnerte die Große Dünnwalder Karnevalsgesellschaft an den Büttenredner Toni Geller, der am 6. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre. Zwischen 1952 und 1995 zählte Geller zu den Topstars der Szene.
In der Rolle des Politikers der hochprozentigen „Blauen Partei“ war er Kölns Polit-Redner Nummer eins. Sein Slogan: „Wir von der Blauen Partei versprechen nichts – aber das halten wir auch.“
Kölner Karneval: „Blaue Partei“ sucht verzweifelt einen Kanzlerkandidaten
Um den Geburtstag und das Andenken von Toni Geller zu ehren, veranstaltete die Große Dünnwalder KG am Freitagabend (6. Dezember 2024) einen „Parteitag“ in der Schützenhalle. Trotz seiner enormen Popularität ist Toni Geller Dünnwald treu geblieben. Bis ins hohe Alter war er zusammen mit seinem Freund Hans Hachenberg Gast bei der Herrensitzung. „Die Äußerung von Toni ‚Junge macht so weiter, ich bin stolz darauf, dass wir in Dünnwald so eine herrliche Karnevalsgesellschaft haben‘, spornt uns bis heute an“, betont der Präsident der Gesellschaft Hans-Jo Fichna.
Die vorgezogene Bundestagswahl hat die „Blauen“ in größte Bredouille gebracht, denn sie haben keinen Spitzenkandidaten: „Obwohl die Blauen in fast allen Bundesländern vertreten sind, ignorieren uns die öffentlich-rechtlichen Medien. Ich hätte mir heute ein Interview mit Caren Miosga, so wie sie es mit Robert Habeck gemacht hat, gewünscht. Nur auf die politische Qualitäts-Presse in Köln ist verlass – der EXPRESS ist da“, scherzte Jens Singer, der „Schofför des Kanzlers“ in seiner Rede.
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„Wir werden alles versuchen, dass wir wieder ins Kanzleramt einziehen. Die erste Frage, die sich für uns stellt: Mit welchem Spitzenkandidaten?“, so Singer, der auch Mitglied der Großen Dünnwalder KG ist.
Absoluter Wunschkandidat der „Blauen Partei“: Volker Weininger der „Sitzungspräsident“. Er schickte zum „Parteitag“ eine Video-Botschaft: „Ich merke natürlich auch, wie es an der Basis brodelt. Wie oft werde ich an der Pissrinne angesprochen: Du könntest doch eigentlich der nächste Bundeskanzler werden“, berichtet Weininger, doch dem „Sitzungspräsidenten“ fehle einfach die Zeit.
„Ich habe sechsmal die Woche Kegeln, fünfmal die Woche Knobeln und zwölfmal die Woche Frühschoppen. Wie soll ich das denn alles noch leisten können?“ Außerdem würde es gegen seine Moral verstoßen: „Wenn ich etwas nicht zu einhundert Prozent leisten kann, dann lasse ich die Finger davon. Wäre genauso, wenn ich sagen würde, ich gehe nur für 20 Kölsch in die Kneipe.“
Als Referenten des „Parteitages“ konnte die KG Wicky Junggeburth gewinnen. „Keiner im kölschen Fastelovend hat einen politisch so in den Bann gezogen wie Toni Geller als Wahlredner der ‚Blauen Partei.‘ Er war ein Vertreter des Kölner Karnevals im allerbesten Sinne. Vielleicht nur noch vergleichbar mit Günter Eilemann.“
Mit originalen Tonaufnahmen aus seinem riesigen Fundus, holte Junggeburth den Mann im grauen Anzug, blauer Schärpe und Melone zurück auf die Bühne: „Unsere Veranstaltungen verlaufen ja nie trocken oder nüchtern. Aber unser letzter Parteitag – das war ein Fest der ‚Sufferlative‘. Man muss sich darüber wundern, wie viel in einen Menschen hineingeht, wenn es nichts kostet“, erklang die Stimme von Toni Geller.
„Das waren noch Zeiten. Da waren die Roten noch Grün und die Schwarzen noch sauber. Ich möchte sie ganz demokratisch fragen: Wollen sie lieber lachen? Oder soll ich über Politik sprechen? Beides geht nicht. Man kann über Politiker lachen, aber nicht über deren Politik. Denn Politiker reden alle von der Zukunft, versagen in der Gegenwart und entschuldigen das mit der Vergangenheit.“
Dass die „Blaue Partei“ auch heute noch hochaktuell ist, bewies Jens Singer mit seinen umjubelten Initiativanträgen: „Die Blaue Partei fordert Ruhe im Saal bei Wortbeiträgen, denn der Sitzungskarneval besteht nicht nur aus Radau. Geht die Entwicklung zum Ballermann-Karneval so weiter, geht ein wichtiges Stück Brauchtum verloren.“ Der zweite Antrag „rettet die Kölschkneipe“, zündete im Publikum ebenso: „Kölsch in der Kneipe ist nicht nur Durstlöcher, sondern auch Kulturgut.“
Der Büttenredner aus dem Bundestag holte auch Wolfgang Geller auf die Bühne, der über seinen Vater berichtete. Er erzählte unter anderem von der vielen Fanpost, die sein Vater erhielt. „Da kamen Briefe mit der Adresse ‚An die Blaue Partei, Karnevalsverein, Gürzenich‘ tatsächlich bei uns an.“
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Neben dem Homburg-Duo, begeisterte Heiner Rodenbücher, der Regimentskoch der Roten Funken, in der Rolle von Toni Geller. Neben Auszügen aus den Reden von Toni Geller, begeisterte Rodenbücher mit hochaktuellen Themen: „Unsere Parteifarbe blau gibt es seit 1962 – wir waren die ersten. Als der genaue Farbton abgemischt wurde – war viel Buntes dabei, aber gewiss nichts Braunes. Und nur weil die Ampel nicht funktioniert, muss man ja nicht rechts abbiegen.“
Viel Applaus gab es für den „Spaltpilz“, der bei der AfD ausgebrochen ist: „In einem Aushang habe ich gelesen, wer ein neues Mitglied bringt, ist ein Jahr beitragsfrei. Wer zwei bringt, darf austreten. Und bei drei oder mehr bekommt er eine Bescheinigung, dass er niemals Mitglied der AfD war.“