Viele schätzen an den Karnevalssitzungen vor allem die Auftritte der Rednerinnen und Redner. Die Stars der Bütt müssen sofort liefern. EXPRESS.de hörte sich die Programme an.
Redner-CheckSchopps, Weber, Stelter, Cantz & Co.: In der Bütt geht's um Politik, Bond und die Bahn
Zeit für eine Aufwärmrunde blieb Kölns Bütten-Stars in dieser kurzen Session nicht. Vom ersten Tag an müssen die Rednerinnen und Redner in den Sälen Topform abliefern – was ihnen auch spielend gelingt.
„Die Menschen hören wirklich aufmerksam zu. Die ersten Tage haben richtig Spaß gemacht, weil zwischen den Party-Momenten auch den Rednerinnen und Rednern Respekt entgegengebracht wird“, sagt Martin Schopps nach seinen ersten Bühnen-Erlebnissen zu EXPRESS.de.
Karneval 2024: Die Stars der Bütt liefern wieder grandios ab
Er gehört mit Guido Cantz zu den am stärksten gebuchten Künstlerinnen und Künstlern. JP Weber hat nicht nur durch seinen Auftritt bei der Proklamation auf sich aufmerksam gemacht. Volker Weininger wird auf der Bühne ebenso bejubelt wie Marc Metzger. Bernd Stelter geht schon in seine 35. Session.
EXPRESS.de hörte sich auf verschiedenen Sitzungen (unter anderem bei der Willi Ostermann-Gesellschaft, Alt-Köllen und den Altstädtern) die Reden an. Wir kommen der Bitte der Künstlerinnen und Künstler nach und werden die Gags nicht verraten. Denn schließlich soll es sich noch lohnen, die Programmpunkte live auf einer Sitzung in Köln und dem Umland genießen zu können.
JP Weber: Der Träger der Ostermann-Medaille ist für sein herrlich, derbes Kölsch bekannt. Wo er mit seiner Flitsch auftaucht, wird es bitterböse, emotional und urkomisch. Ob Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die Oper oder Bundeskanzler Olaf Scholz („das ist so ein eierloser Typ“): Wenn Weber lospoltert, bleibt kein Auge trocken.
Auf der anderen Seite trifft er mit seiner Flitsch und seinen gefühlvollen Songs (u.a. „Et es doch immer widder schön“) das kölsche Hätz wie kein anderer. Emotional wird es auch, wenn er seine fein beobachteten Pointen aus dem kölschen Alltag erzählt.
Sitzungspräsident Volker Weininger: Der Mann lässt die Jecken grölen, wenn er den lallenden und sturzbetrunkenen Präsidenten auf der Bühne mimt. Das jecke Volk liebt diese Figur, weil es sich in ihr wiederfindet. Spätestens mit der Schlagzahl am Glas kriegt er sie alle und sorgt schonmal für schmachtende Blicke bei den Herren, wenn im Saal Weinzwang herrscht. „Wein ist überhaupt nicht meine Waffe“, sagt Weininger und greift zum nächsten Kölschglas.
In diesem Jahr reist er mit dem Prinzenpaar seiner Gesellschaft zu Olaf Scholz nach Berlin und berichtet von den vielen Stolperfallen eines modernen Hotels. Ob der Kinderprinz der KG Raderdolle Spritköpp von 1493 e.V. („Der ist 45, wohnt aber schließlich noch bei seinen Eltern“) oder der Friseur, der jahrelang Alkohol und Zigaretten vertickt hat („Ich wusste gar nicht, dass der Friseur ist“), der Sitzungspräsident rockt jeden Saal mit seinem einzigartigen Witz.
Martin Schopps: Wenn er über seine Schülerinnen und Schüler ablästert, sitzt jede Pointe. Und man weiß genau, da steckt viel Wahrheit dahinter. In dieser Session bekommen aber auch die Lehrkräfte und die sogenannten Helikopter-Eltern ihr Fett weg. Vom Feinsten seine sexuelle Aufklärung der Schülerinnen und Schüler im Zeitalter des Computers („Downloadzeit: neun Monate“).
Abgerundet wird sein Vortrag mit aktuellen Themen, wie der Leverkusener Autobahnbrücke, dem Gedanken, dass James Bond in Zukunft von einer Frau gespielt werden könnte und von Männern, die lügen. Und singen kann er auch. Regelmäßig wird sein Krätzchen am Ende abgefeiert, wobei seine Reime so sind, dass das Publikum immer nur ergänzen kann „Leider nicht“.
„Dä Blötschkopp“ Marc Metzger: „Macht mehr Blödsinn“, ruft er seinem Publikum zu und gesteht: „Es ist nicht einfach in diesen Zeiten eine Büttenrede zu schreiben.“ Auch er greift die Problematik auf, dass man als Redner nicht mehr alles sagen darf („Wenn ich weiter kürze, stehe ich nächstes Jahr als Funkenmariechen auf der Bühne“). Mit seinem herzlichen Blödsinn bekommt Metzger alle zum Toben.
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Guido Cantz: Seit 32 Jahren steht der Blondschopf mit seinem ansteckenden Lachen auf der Bühne. In dieser Session präsentiert er sich in neuem Bühnenoutfit und plaudert darüber, dass man als Autofahrerinnen oder Autofahrer in Köln immer schlecht drauf ist.
Sein Rundumschlag mit Lieblingsthemen wie der Fußballnationalmannschaft, dem 1. FC Köln, den britischen Royals („Wahnsinn: King Charles mit 74 Jahren Berufsanfänger“) oder den Rolling Stones („Körperwelten mit E-Gitarren“) hat es in sich. Mit seiner Aussage, dass sich heute Bütten-Rednerinnen und -Redner mehr entschuldigen müssen, als die Deutsche Bahn („Pünktlich ist, wenn das Datum stimmt“), trifft er voll ins Schwarze.
Bernd Stelter: Mit seiner Rede und seinen Gesangseinlagen hält der Bütt-Profi der Bundesregierung immer wieder mit spitzer Zunge den Spiegel vor. Auch die vielen Promi-Trennungen arbeitet er musikalisch auf. In dieser Session feiert Bernd Stelter sein 35-jähriges Bühnenjubiläum und gesteht: „Ohne Schwiegermutter und die vielen Geschichten über sie, hätte meine Karriere überhaupt nicht funktioniert“.
Mit „O Gott, o Gott, o Gott“ hat Stelter auch einen neuen Song am Start. In dem Lied dreht sich alles um unseren Alltag und die vielen Leute, denen man täglich begegnet. „Es gibt Menschen, die sieht man und denkt dann nur: O Gott, o Gott, o Gott“, singt er lachend.