Hitlergruß am 11.11.Kommentar: Eine Schande – was der Nazi-Eklat über Köln und Karneval aussagt

Menschenmassen auf der Zülpicher Straße in Köln. Die Straße ist von oben zu sehen.

Etwa an der Ecke Heinsbergstraße, hier ein Symbolfoto vom 11.11., zeigte mindestens ein Unbekannter den Hitlergruß. Zudem waren etliche Führer-Rufe zu hören, als ein anderer Mann eine Straßenlaterne hochkletterte.

Hitlergruß und „Führer“-Rufe am 11.11. auf der Zülpicher Straße – eine Schande in Köln, aber nicht für den Karneval. Der EXPRESS.de-Kommentar.

von Thomas Werner  (tw)

Der Hitlergruß auf der Zülpicher Straße, die „Führer“-Rufe – es waren traurige Tiefpunkte des 11.11.2023 in Köln, vor allem in Anbetracht der aktuellen Weltlage. Aber: Rückschlüsse auf den Karneval, Köln oder selbst die Feiernden auf der Zülpicher Straße verbieten sich, meint unser Autor. Der EXPRESS.de-Kommentar.

Es wirkt fast wie eine Zeitreise, die sich Jahr für Jahr, Session für Session wiederholt. „Karneval leidet unter denen, die Karneval nicht kapieren“, titelte EXPRESS.de im Frühjahr 2022, als sich Feiernde an Karneval während einer RTL-Liveschalte (zum Thema Ukraine-Krieg und dem Umgang damit) an Weiberfastnacht peinlich daneben benahmen.

Nazi-Eklat auf der Zülpicher Straße am 11.11. – Staatsschutz ermittelt

Jetzt, mehr als eineinhalb Jahre später, ist der 11.11.2023 Geschichte – und mit ihm ein unverzeihlicher Vorfall von Feiernden auf der Zülpicher Straße.

Alles zum Thema Henriette Reker

Wie EXPRESS.de exklusiv berichtete, hatte mindestens ein Mann am Mittag einen Hitlergruß gezeigt, dazu waren (auf Videos, die EXPRESS.de vorliegen) diverse „Führer“-Rufe zu hören, als ein Mann an der Ecke Heinsbergstraße eine Straßenlaterne hochkletterte.

Auch der Staatsschutz ist an dem Fall dran, aufgrund der Menschenmassen können der oder die Täter aber womöglich nie identifiziert werden. Es ist ein Fall, der hängen bleibt, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ungelöst.

Erneut leidet der Karneval unter denen, die seinen tieferen Sinn nicht verstehen

Jetzt gilt es, klar zu differenzieren: Ist das eine Schande? Ja! Aber auch eine für den Karneval? Nein! Nicht alles, was am 11.11. passiert, ist Karneval. Und erneut leidet der Karneval unter denen, die seinen tieferen Sinn nicht verstehen.

Aber: Auch wenn sich zwischen zehntausenden Feiernden „nur“ ein paar nicht im Griff haben – die Tat bleibt unverzeihlich, ob von zwei oder 200 Tätern. Hier eine Lappalie zu unterstellen, wird der aktuellen Weltlage nicht gerecht. Und konterkariert alles, was Stadt und Festkomitee am 11.11. in Bezug auf Antisemitismus gepredigt haben.

Ja, diese Gesten bedeuten 2023 eben mehr. Gedankenlosigkeit hin oder her.

Hier an unserer EXPRESS.de-Umfrage teilnehmen:

Der Karneval und die Stadt haben sich positioniert – unmissverständlich. Für Antisemitismus ist kein Platz in Köln! OB Henriette Reker lud Kippa-Köpp-Präsident Aaron Knappstein ins Rathaus ein, zündete Kerzen an der Synagoge an. Reker war nicht nach Feiern zumute, das merkte man ihr aufgrund der Lage in Israel und dem Gaza-Streifen deutlich an.

Auch FK-Präsident Christoph Kuckelkorn wurde ob des Nazi-Eklats deutlich: „Konfetti ist bunt und nicht braun! Für rechte Gesinnung und Nazi-Sprüche ist kein Platz in Köln.“

Karnevalisten vor der Synagoge.

Spontan organisierte das Festkomitee aufgrund des Zwischenfalls auf der Zülpicher Straße am Samstag eine Solidaritäts-Kette vieler Traditionsgesellschaften vor der Synagoge.

Zudem organisierte das Festkomitee später die vorbildliche Solidaritäts-Aktion an der Synagoge, die eine Reaktion auf den Nazi-Eklat auf der „Zülpi“ war. Bravo!

Die Führungsfiguren von Stadt und Karneval haben genau verstanden, was die Stunde geschlagen hat – und wie die Botschaften auch am 11.11. lauten sollten. Dass das nicht jeder versteht, hat der 11.11. deutlich gezeigt – die Schuld liegt, wie so oft in solchen Fällen, im persönlichen Bereich.