Hier wird neun Mal pro Stunde einer erwischtIst das Kölns fiesester Blitzer?
Köln – Seit Mai 2017 gilt auf dem Hansaring Tempo 30, seit September 2017 stehen dort neumodische, „stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen“. Etwa an der Ampel kurz vor dem Hansagymnasium, Fahrtrichtung Ebertplatz. Hier tobt ein veritables Blitzlichtgewitter.
83.221 hat es hier in gut einem Jahr geblitzt
Satte 83.221 Mal hat die Kamera auf dem Hansaring Höhe Vogteistraße in gut 385 Tagen ausgelöst. Neunmal pro Stunde!
Jahrzehntelang galt Tempo 50
So auch bei Norbert Munkler. Der 70-jährige Kaufmann war auf dem Hansaring Richtung Ebertplatz unterwegs. „Ich fahre dort seit 50 Jahren entlang und habe mich immer ans Tempolimit gehalten“, sagt er. Auch vor ein paar Wochen bin ich da gefahren, da blitzte es plötzlich. Ich war völlig überrascht.“
Die Knolle hatte es in sich. „54 Stundenkilometer soll ich nach Abzug der Toleranzen gefahren sein. Das kommt hin. Wenn Tempo 50 gelten würde, wäre nichts passiert“, ärgert sich Munkler. „Jetzt muss ich die dicke Knolle zahlen und habe außerdem noch einen Punkt in Flensburg.“
Forderung nach Hinweisschildern
Er verlangt die Löschung des Punktes. Munklers Argumentation: „Die Stadt hätte Schilder aufstellen müssen, die auf das geänderte Tempolimit aufmerksam machen.“
Stadt Köln sagt: Tempo-30-Schilder reichen aus
Dem widerspricht die Stadt: „Tempo 30 gilt an der betreffenden Stelle seit Mai 2017. An allen Einmündungen stehen in beide Fahrtrichtungen deutlich sichtbar Tempo-30-Schilder. Ein weiterer Hinweis ist somit nicht erforderlich – anders als bei geänderten Vorfahrtsregeln, wegen Gefährdung der Verkehrssicherheit“, teilt Lars Hering vom Presseamt mit.
Konzept für mehr Verkehrssicherheit
Die Tempolimits und neuen Blitzer (hier wird in Wuppertal geblitzt) sind Teil des verschärften Vorgehens gegen Raser, als Teil des Konzepts für mehr Verkehrssicherheit. Die Ringe gelten als Raserstrecke.
4898 Fälle im Punktebereich, 290 Mal Lappen weg
Der Blitzer am Hansaring ist jedenfalls rekordverdächtig: In den vergangenen zwölf Monaten hat er 83.221 Mal geblitzt. 4898 Fälle liegen im Punktebereich, davon 290 mit Fahrverbot. Jeder andere der 36 stationären Blitzer im Stadtgebiet löste im Jahr 2017 im Schnitt „nur“ 6580 Mal aus. Legt man im Schnitt 15 Euro pro Knolle zugrunde, hat die Stadt mit dem Rekordblitzer am Hansaring bereits 1,25 Millionen Euro kassiert.
Neue Blitzer für die neun Kölner Stadtbezirke
Jeder der neun Kölner Stadtbezirke soll mit einer neuen Technik, sogenannten „semistationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen“ ausgestattet werden. Bei diesen Systemen handelt es sich um laserbasierte Geschwindigkeitsmessanlagen, die drehbar in einem Einachsanhänger montiert sind. Ein Anhänger am Straßenrand fällt kaum auf.
Einmalig 2,7 Millionen Euro investiert, jährlich 7,2 Millionen Euro einnehmen
Die neuen Tempolaser können beide Fahrtrichtungen ohne Personal überwachen. 2,7 Millionen Euro investiert die Stadt einmalig in die neuen Systeme – auf 7,2 Millionen Euro jährlich prognostiziert die Stadt die Einnahmen.