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Kult-Lokale Teil 16„Blue Shell“: Guns N’ Roses erlebten ihr blaues Bar-Wunder

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Rolf Kistenich übernahm die Bar 2001, mit Barfrau und DJ Christin Schneider legt er bis heute zusammen auf.

von Markus Krücken  (krue)

Köln – In der großen EXPRESS-Serie über Kölns legendäre Gaststätten geht es heute um das „Blue Shell“, das neben dem „Stereo Wonderland“ und dem „Luxor“ die Top-Musikadresse auf der Luxemburger Straße ist.

Der Chef Rolf Kistenich stammt aus einer dörflichen Gegend (Niederkassel-Lülsdorf), arbeitete als Elektriker bei Dynamit Nobel, ehe er Profi-DJ wurde (früher Sixpack und Rose Club) und Barchef wurde.

Frank Zappa kam nicht rein – weil es zu voll war

Wir schreiben das Jahr 1979. Der große Frank Zappa steht an der Luxemburger Straße in der Schlange. Der US-Rockstar will ins „Blue Shell“. Aber: Zappa, der eines Tages in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen werden wird, kommt in den Kölner Eckladen nicht rein.

„Weil es zu voll war. Und wegen seines Schnäuzers. Der Türsteher hat ihn deshalb nicht reingelassen“, erinnert sich Rolf Kistenich (55) schmunzelnd.

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Das Blue Shell an der Luxemburger Straße ist eine Kölner Institution.

Der nimmermüde DJ und Tausendsassa sitzt mit seiner Mitarbeiterin Christin am Tresen und ist stolz darauf, dass sich der Laden in 37 Jahren kaum verändert hat. Die schwarz-weißen Karo-Kacheln am Boden, der unverzichtbare Billardtisch, die Flipper-Automaten, das stylisch in Blau gehaltene Ambiente – all das hat die Höhen und Tiefen während der Jahrzehnte überstanden.

Blue Shell

Luxemburger Straße 32

Gegründet: 1979

Betreiber: Rolf Kistenich

Publikum: Freunde klassischer Spiele und cooler Mucke

„Nur die Theke ist neu – Maßanfertigung! Die Alten kommen immer noch wieder, denn der Charme ist immer noch da. Auch die Musik, die 80er bleiben. Hier ist bestimmt das erste Mal Depeche Mode gelaufen und ganz sicher Hip Hop. Den haben die Rocker und die Punker gehasst, aber uns war das egal. Das mussten die aushalten. Es war immer so, dass hier verschiedene Leute hinkamen und für die muss der DJ Platten auflegen.“

Kistenich wurde 1986 DJ im Shell. Weil es damals neben dem Ratinger Hof in Düsseldorf der einzige Club war, in dem Independent Music lief und Platten gespielt wurden, die „nicht in der Industrie“ waren, die niemand sonst hatte.

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Kicker, Flipper, einen Billardtisch gibt es auch, dazu  Musik vom DJ und Live-Konzerte: Im „Blue Shell“ wird´s nicht  langweilig.

Kultige Institution des Kölner Nachtlebens

Längst ist Kistenich selbst sein Betreiber. Mit einem vielfältigen Live-Musikprogramm, Flipperturnieren und Szene-Partys bewahrt er den Ruf als Institution des Kölner Nachtlebens.

Sein Credo: „Kult ist man dann, wenn man alt ist und einige Krisen überstanden hat. Es gab schwere Zeiten mit dem Ordnungsamt. Für die älteren Taxifahrer heißt das Shell ja noch immer die Krawallbud. Wir sind sozusagen von der Provokation zur Institution geworden.“

Vor allem in den 80ern sorgten ständige Schlägereien unter den Punkern, Rockern und „Teddy-Boys“ sowie Probleme mit dem Schallschutz fast für das Aus. Doch das Publikum hielt dem Shell die Treue.

Guns N´ Roses soffen die ganze Nacht durch

Das blaue Wunder hinterm Barbarossaplatz erlebten auch Stars wie die Guns N´ Roses-Rocker Slash (Gitarre) und Duff (Bass). „Es war an einem Samstagabend in den 90ern, als es nicht so voll war“, erzählt Kistenich eine weitere Anekdoten. „Da kamen also Slash und sein Duff in den Laden. Ich wusste das nicht.“

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Die Guns N´ Roses Stars Slash (rechts) und Duff (links) im Blue Shell, in der Mitte der Shell-DJ Chris F.

Plötzlich hätten die beiden vor ihm gestanden und gefragt, ob sie ein Akustik-Konzert geben könnten. „Da hab ich gesagt: Lassen wir lieber mal. Ich dachte nämlich, die Stimmung ist gerade gut, nicht, dass die Leute dann gehen. Die beiden sind aber dageblieben und haben den ganzen Abend gesoffen. Der DJ hat irgendwann gemerkt, wer sie sind und ist fast vom Hocker gefallen. Zum Glück hat er ein Erinnerungsfoto gemacht…“

Bis heute ist der Club täglich geöffnet

Auch Stars wie Blur, die Black Crowes und Joe Strummer von The Clash haben im Shell auf der Bühne gestanden. Bis heute ist der Club täglich (!) geöffnet.

Mit Christin legt Kistenich selbst im DJ-Duo noch gemeinsam auf. Die 25-Jährige fing vor sieben Jahren als Thekenkraft an und gehört längst zum Inventar: „Denn das Blue Shell“, sagt sie, „hat eine Seele.“ „Sie ist genauso Shell wie ich“, ist Kistenich stolz, dass verschiedene Generationen hier zuhause sind.

„Es gibt Leute, die noch immer meinen, dass es ohne das Blue Shell nicht geht“, sagt Kistenich, während er am Flippertisch „Indiana Jones“ steht, der seit zehn Jahren nicht mehr hergestellt wird und in Köln einzigartig ist. „Solange wir was zu melden haben, machen wir unser eigenes Ding. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Wahrscheinlich wird man mich hier eines Tages rauskehren müssen.“

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