Kult-Lokale Teil 10Wer kennt das Phantom vom „Hallmackenreuther“?
Köln – Kölns Kneipen und Gaststätten sind Schauplätze kleiner und großer Geschichten. In der EXPRESS-Serie „Kölns Kult-Lokale“ geht es nach dem „Chlodwig Eck“, dem Promi-Italiener „Ristorante Luciano“, dem Künstlercafé „Kurfürstenhof“, dem Ehrenfelder „Kebapland“, dem „Klein Köln“, dem „Stiefel“, dem „Marienbild“ und der SPD-Kneipe „Rote Kapelle“ und dem „Venus Celler“ um das Kölner Café, das einen der ungewöhnlichsten Namen trägt: das „Hallmackenreuther“.
Der Mann, der im Belgischen Viertel den elegantesten Salon der Stadt gründete, bleibt lieber im Verborgenen. Bitte keine Fotos! Stephan Kriegeskorte (62), langjähriger Bassist bei BAP, ist das Phantom vom „Hallmackenreuther“ am Brüsseler Platz.
Wofür brauchen wir jetzt auch Fotos? Es gibt ja eins, ein altes, das wir zeigen können, auf dem das „Phantom“ typischerweise hinter dem Rest der Band fast verschwindet. Nie zuvor hat Kriegeskorte, der stets im Hintergrund bleibt, so ausführlich die Geschichte des „Hallmackenreuther“ erzählt. Kölns Szene-Salon, benannt nach der Figur eines Sketches, einem der besten Sketche aller Zeiten: Dem „Bettenkauf“ von Loriot aus dem Jahr 1977.
Café ist benannt nach Loriot-Sketch
„Ich war schon früh ein sehr großer Loriot-Fan“, sagt Kriegeskorte. „Ich kannte die Sätze jedes Sketches auswendig.“ Also auch diesen Dialog aus den ersten 28 „Bettenkauf“-Sekunden: „Womit kann ich dienen?“ fragt da der beflissene Verkäufer mit dem Namen Hallmackenreuther (gespielt von Edgar Hoppe) den betagten Kunden (Loriot) und seine Gattin. Antwort: „Wir hätten gern ein Bett.“
Verkäufer Hallmackenreuther: „Haben Sie da an eine Schlaf-Sitzgarnitur gedacht mit versenkbaren Rückenpolstern, eine Couch-Drehkombination oder das klassische Horizontal-Ensemble?“ Der überfragte Kunde, von Loriot hinreißend gespielt, erklärt daraufhin: „Wir schlafen im Liegen.“
Hallmackenreuther
Adresse: Brüsseler Platz 9
Gegründet: 1990
Betreiber: seit kurzem die Lator Fortunatos GmbH
Publikum: Künstler, Leute aus der Medienbranche, aber auch Veedels-Anwohner. Und Mütter mit Kinderwagen – der Salon hat gut Platz.
Experiment an ungwohntem Ort gelingt
Da will man sich wegschmeißen vor Lachen, so herrlich ist das – der Café-Name „Hallmackenreuther“ ist eine bleibende Hommage an Loriot alias Vicco von Bülow, den wohl feinsinnigsten aller deutschen Komiker.
Sein Kölner Fan Kriegeskorte war von 1980 bis 1995 Bassist bei BAP. Entgegen den Ratschlägen aus dem Umfeld, wenn, dann unbedingt was in der brummenden Südstadt zu machen, eröffnete er 1990 mit seinem Kompagnon Cyrus (57) das Lokal am Brüsseler Platz. Binnen kurzer Zeit avancierte das „Hallmackenreuther“ zum neuen, aufregenden Treffpunkt der Kölner Bohème.
Publikumsmagnet mitten im Belgischen Viertel
Die große Fensterfront, die elegante Treppe, das spezielle Ambiente, durchdesigned im Retrolook und doch gemütlich, prominent und doch familiär, machen das Lokal mit dem PVC-Boden und dem Würmchenputz bis heute unverwechselbar.
Das „Hallmackenreuther“ als Publikumsmagnet begründete die Karriere des Belgischen Viertels zu Kölns schickstem Pflaster und auch die Entwicklung des Brüsseler Platzes zum Open-Air-Treff und letztlich Lärmbrennpunkt der Stadt.
Viele prominente Gäste im Salon
Der Salon und seine illustren Gäste: Im „Hallmackenreuther“ unterhielten Elke Heidenreich und Mariele Millowitsch einen Loriot-Stammtisch. Daniel Brühl war, damals noch ein Jungspund, „vernarrt in den Kicker“, wie Kriegeskorte erzählt.
Noch als Kölner Bürgermeisterin etablierte Angela Spizig ein monatliches Filmstadt-Meeting mit wichtigen Gästen aus der Branche. Wim Wenders trifft man hier manchmal, Lindenstraßen-Regisseur Hans W. Geißendörfer wohnt am Platz und ist Stammgast so wie ZDF-Moderatorin Dunja Hayali es war, als sie hier lebte. Roger Cicero spielte hier im kleinen Kreis ebenso wie Clueso, Klee oder Patrice.
Loriot kam etwas dazwischen
Und war Loriot nicht auch mal Gast? Es geistert die Geschichte rum, er habe sich mal für einen Besuch angemeldet und auch zwei BAP-Tickets geordert, aber es kam etwas dazwischen. Sicher ist: Herr Hallmackenreuther, der war da - wie Edgar Hoppe (78) dem EXPRESS aus Hannover per Mail bestätigt: „Während Dreharbeiten vor langer Zeit hatte ich durch einen Kollegen davon erfahren und das Lokal mit ihm sofort besucht. Wir haben uns dort sehr wohlgefühlt.“
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