In Köln hat es am Freitag eine ungewöhnliche Demo gegeben. Das Thema ist aber bitterernst.
„Heissa hopsasa!“Mozarts Vogelfänger singt bei Demo in Köln über wichtiges Problem
von Adnan Akyüz (aa)
Menschenwohl vor Taubenwohl! Dieses lustig anmutende Motto einer Demonstration in der Kölner Südstadt hat einen ernsten Hintergrund. Bei dem Protest ging es am Freitag (14. Juni 2024) um ein seit mehreren Jahren leerstehendes und offensichtlich verwahrlostes Wohnhaus. Mit dabei Mozarts Vogelfänger.
„Der Vogelfänger bin ich ja. Stets lustig heissa hopsasa! Ich Vogelfänger bin bekannt. Bei Alt und Jung im ganzen Land“, trällerte Aktivist Kalle Gerigk vor dem Gebäude Weyerstraße 49 am Freitag. Der Kölner, ehemaliger Mitarbeiter des städtischen Wohnungsamtes, setzt sich bei der Initiative „Recht auf Stadt Köln“ für bezahlbaren Wohnraum ein. Bekannt ist etwa auch der Protest gegen die „Russenhäuser“ in Köln.
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Das Wohnhaus nahe dem Barbarossaplatz, also in guter Lage, stehe laut des Aktivisten schon seit knapp zehn Jahren leer. Warum er mit Flöte als Mozarts Vogelfänger dort aufgetaucht ist, erklärt er im Gespräch mit EXPRESS.de so: „In Köln herrscht absolute Wohnungsnot. Das geht nicht, dass so dringend benötigter Wohnraum so lange leer steht. In dem Haus leben Tauben. Dabei sollten darin Menschen leben. Hier geht Menschenwohl klar vor Tierwohl“, sagt er augenzwinkernd.
Kalle Gerigk hat auch einen Brief an den Eigentümer des Gebäudes geschrieben. Ein Auszug daraus: „Dass Ihr Haus seit über zehn Jahren leer steht, ist angesichts der Wohnungsnot in Köln und der Verpflichtung, die sich aus Artikel 14 des Grundgesetzes, in dem es ‚Eigentum verpflichtet‘ heißt, besorgniserregend. Der fortwährende Leerstand trägt nicht nur zur Wohnungsknappheit bei, sondern fördert auch den Verfall des Gebäudes und gefährdet die Gesundheit der Nachbarschaft.“
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Der Kölner Aktivist hat den Eigentümer aufgefordert, mitzuteilen, welche Maßnahmen er ergreifen werde, um die Gesundheitsgefährdung durch die Tauben und den Verfall des Gebäudes zu beenden.
Mit der Bitte um eine Antwort, fragt der Kölner Wohnraumaktivist noch: „Ist Ihnen der Zustand ihres Eigentums und die Gesundheit der umliegenden Bewohnerinnen und Bewohner gleichgültig oder spekulieren Sie darauf, dass sich der Wert Ihrer Liegenschaft kontinuierlich steigert, ohne dass Sie tätig werden müssen?“